Viele Eltern finden ein Handyverbot nicht zeitgemäss und halten rigide Regelungen für angestaubt. Warum eigentlich? Auf den ersten Blick gibt es dafür viele gute Gründe.
Diese Webseite nutzt Cookies. Cookies werden zur Benutzerführung und Webanalyse verwendet und helfen dabei, diese Webseite zu verbessern. Durch die weitere Nutzung dieser Webseite erklären Sie sich mit unserer Cookie-Police einverstanden. Mehr Infos hier.
Handyverbote in den Schulen bringen nichts!

Illustration: Petra Dufkova/Die Illustratoren

Gratis registrieren und profitieren:
- Begrüssungsgeschenk
- Zugriff auf alle Artikel
- Artikel speichern & später lesen
- Teilnahme an Verlosungen
Da Jugendliche in ihrer grossen Handybegeisterung oft impulsgesteuert reagieren, schadet es sicher nicht, wenn sie beim Natel lernen, ihre Bedürfnisse aufzuschieben und zu regulieren. So finden Schülerinnen und Schüler mehr Ruhe und können sich besser auf den Unterricht konzentrieren.
Viele akzeptieren ein Verbot, andere sprechen sich gegen eine Lockerung der bestehenden Regeln aus. «Mir hat das Verbot sehr geholfen, ich hing früher viel zu sehr am Handy», gestand mir eine Schülerin der 9. Klasse in einem meiner Workshops. Ein solches Verbot sollte dann jedoch für alle gelten und nicht nur für diejenigen, die ein solches befürworten.
Allerdings fällt ein solcher Verzicht selbst Lehrerinnen und Lehrern schwer. «An unserer Schule ist das Smartphone verboten», meinte eine aufgebrachte Mutter bei einem meiner Vorträge. «Aber was für ein Vorbild ist ein Lehrer, der während einer Klassenarbeit ständig auf seinem Smartphone herumspielt?»
Handyregeln oder Handyverbote?
Es ist die Aufgabe der Schule, Kinder lebenstüchtig zu machen. Am Ende ihrer Schulzeit sollen sie gut gerüstet ihren Platz in der Gesellschaft finden können. Nur ist am Beispiel Smartphone gut erkennbar, in welch rasantem Tempo sich unsere Gesellschaft durch die Digitalisierung verändert. Aus diesem Grund ist der Umgang mit dem Smartphone eine wichtige Kulturtechnik, die erlernt werden muss.
Darum sollte das Smartphone im Unterricht fachübergreifend zum Einsatz kommen, um so die Haltung der Schüler zum Gerät grundlegend zu verändern: weg vom reinen Konsum, hin zum nützlichen Werkzeug, von der Recherche über die Dokumentation eines Versuchs in Physik oder Chemie bis zur Präsentation eines Vortrages.

Trotzdem müssen Schulen Handynutzungsregeln aufstellen – und für deren Einhaltung sorgen.
Das Smartphone als sinnvolles Werkzeug?
«Auf das, was im Elternhaus abläuft, habe ich keinen Einfluss», erklärte kürzlich eine Lehrperson. Das mag sein, es ist aber auch nicht ihre Aufgabe, die Schüler vor über grossem Medienkonsum zu schützen.
Es geht vielmehr um die innere Haltung der Lehrkräfte und Schulen, das Smartphone nicht als Teufelsgerät, sondern als sinnvolles Werkzeug zu betrachten.
Pädagogen sind positiv gestimmt, wünschen sich aber mehr Fortbildung
Heute scheitern Lehrkräfte eher an technischen Hürden. Die Voraussetzungen an Schulen sind mitunter suboptimal. Oft sind die Geräte veraltet oder kaputt. Zudem müssen Lehrerinnen und Lehrer bei der Pflege der Infrastruktur dringend entlastet werden.
Es kann nicht sein, dass sie ihre Zeit mit Tätigkeiten verbringen, die eigentlich in den Bereich einer IT-Abteilung fallen. Und viele Pädagogen wünschen sich zudem deutlich mehr Fortbildungen in diesem Bereich.
Das Wichtigste über Handys an Schulen:
- Strikte Verbote bewahren Kinder nicht vor Gefahren.
- Schule braucht mehr Technik. Geräte alleine bringen nichts, der problemlose und gewährleistete Support ist fast wichtiger.
- Ein gelockertes Handyverbot ist kein Freischein für Spiel und Tratsch.
- Lehrer, Eltern und Schüler entwickeln eine digitale Medienordnung für den Unterricht, die Pause, die Schulreise und vieles mehr.
- Die digitale Medienordnung ist keine Steintafel mit zehn Geboten, sondern ein einzelner Baustein innerhalb eines stringenten Medienkonzepts.
- Wenn die Schule einen Teil der Medienerziehung übernimmt, heisst das nicht, dass sich Eltern aus der Verantwortung ziehen dürfen.
Zum Autor:
Zuletzt erschien sein Elternratgeber «Jetzt pack doch mal das Handy weg» im Ullstein-Verlag. Feibel ist verheiratet und Vater von vier Kindern.
Mehr von Thomas Feibel lesen:
- Ist mein Kind fit für die Berufswelt? Vielen Jugendlichen fehle es heute an Umgangsformen und Durchhaltevermögen, beklagen Ausbilder.
- Wie man Kindern beibringt, Fake-News zu erkennen Fake News bringen Menschen in Misskredit und beeinflussen Wahlen. Und über das Smartphone erreichen sie auch die Kinder. Wie Eltern damit umgehen sollten.
- Wie kann ich ein gutes Vorbild sein? Oft werden Eltern mit dem Vorwurf konfrontiert, ihrer Vorbildfunktion nicht gerecht zu werden. Unser Kolumnist Thomas Feibel hat entsprechende Tipps.