Schadet Tiktok unserem Kind? - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
Merken
Drucken

Schadet Tiktok unserem Kind?

Lesedauer: 2 Minuten

Auf diese und sieben weitere Fragen gibt das Kapitel «Soziale Medien» des Dossiers «100 Fragen – 100 Antworten zum Thema Medien» Antwort.

Fragen und Umsetzung: Thomas Feibel
Bild: Pixabay

Warum sind ­soziale Medien so erfolgreich?

Soziale Medien sind unter anderem so erfolgreich, weil wir dabei scheinbar nie mehr alleine sind. Das Alleinsein ist rein entwicklungspsychologisch ein schwieriger Zustand. Wir müssen die Fähigkeit, eine Zeit lang allein sein zu können, in der ganzen Kindheit und Jugend erwerben, damit wir im Erwachsenenalter dazu fähig sind.

Sich selbst auszuhalten, kann durch Medien abtrainiert oder nur unzureichend entwickelt werden.

Christine Bär

Gelingt uns das, ist viel an Reife gewonnen. Dann stehen wir fest im Leben und fühlen uns nicht gleich einsam, wenn wir allein sind, weil wir sowohl mit uns selbst als auch mit der Aussenwelt innerlich verbunden sein können. Sich selbst auszuhalten, kann jedoch durch Medien abtrainiert oder nur unzureichend entwickelt werden. 
Christine Bär

Wie werden soziale Medien genutzt?

In der passiven Nutzung wird durchgescrollt, ohne selbst darauf zu reagieren. Dann folgt die reaktive Nutzung, bei der man likt und kommentiert. Und es gibt eine aktive, kreative Nutzung, indem man selber Beiträge herstellt. Das Liken ist die häufigste Nutzungsform.
Daniel Süss

Ab welchem Alter sind soziale Medien erlaubt?

In der Regel lassen die meisten sozialen Netzwerke ihre Nutzung offiziell ab 13 Jahren zu. Das klingt etwas willkürlich, hat aber einen Grund: Fast alle sozialen Medien stammen aus den USA. Dort dürfen keine Daten von Kindern unter 13 Jahren gesammelt werden.

In Europa wird diese Zahl überwiegend auch angewendet. Nur bringen uns diese Vorgaben im Grunde nicht weiter, weil sich Kinder älter machen und das niemand kontrolliert. Wenn Eltern ihren Kindern die Nutzung sozialer Medien erlauben wollen, sollten sie das besser von der Reife des Kindes abhängig machen und mit ihnen vorab über Sicherheitsaspekte sprechen.
Thomas Feibel

Wir möchten Bilder von unseren Kindern posten. Worauf sollen wir achten?

Hier müssen wir aufpassen, dass wir nicht zu stark in dieses Schwarz-Weiss-Denken verfallen: Böse Eltern zeigen ihre Kinder im Internet und gute Eltern machen so etwas nicht. Gegen solch radikale Sichtweisen verwehre ich mich.

Es gibt ein berechtigtes politisches Interesse, Familien und Kinder sichtbar zu machen.

Ulla Autenrieth

Wir sind uns alle einig, dass auch Kinder ein Recht am eigenen Bild haben. Auch sollten sie nicht blossgestellt oder despektierlich dargestellt werden. Gleichzeitig finde ich, dass es auch ein berechtigtes politisches Interesse gibt, Familien und Kinder sichtbar zu machen. Familien und Kinder müssen in der Gesellschaft sichtbar sein, um eine Stimme zu haben.
Ulla Autenrieth

Meine Tochter ist Tiktok-Fan. Hat diese Plattform einen negativen Einfluss auf ihre Entwicklung?

Eltern von Töchtern beklagen häufig den negativen Einfluss dieser Plattform. Inzwischen gibt es genügend Studien, die diese Angst begründen und bestätigen, vor allem bei Mädchen mit psychischen Problemen und Störungen wie Magersucht. 
Armin Gottlieb Kunz

Was ist Discord?

Discord ist eine Austauschplattform, auf der sich Gruppen mit gemeinsamen Interessen wie zum Beispiel Gamer in Sprach- und Videokonferenzen treffen. Auf Discord kommen auch Gameentwickler mit Spielern zusammen und tauschen sich aus. 
Philomena Schwab

Ich würde bei Youtube zu mehr Zurückhaltung tendieren und auch an die Eltern appellieren, ihre Kinder nicht als Werbefiguren zu inszenieren.

Ulla Autenrieth

Wie sollte ich ­reagieren, wenn mein Kind etwas Persönliches über sich posten will?

Pädagogisch fände ich es hilfreich, drei Aspekte mit dem oder der Jugendlichen zu besprechen.

Erstens: den Blick nach innen richten. Warum will ich etwas teilen? Freue ich mich über etwas, das ich besonders gut kann? Ist mir etwas gelungen, was ich schon lange versucht habe?

Zweitens: den Blick auf das Kind richten. Können wir den Erfolg als ein besonderes Erlebnis im privaten Rahmen feiern, das Kind in den Mittelpunkt stellen und uns miteinander freuen?

Drittens wäre die Abwägung über das Ausmass der Veröffentlichung. Wem möchte das Kind davon erzählen? Den liebsten Menschen seiner Umgebung oder sollen es noch mehr Personen wissen? Welche Form ist dafür angemessen? Oder ist es vielleicht sicherer, die Daten nicht digital zu verbreiten oder zumindest nicht für Fremde sichtbar? Das sind die Punkte, an denen Medienkompetenz wirksam wird. 
Friederike Tilemann

Was ist von Youtube-Families zu halten, die ihre Kinder im Netz inszenieren?

Ich würde zu mehr Zurückhaltung tendieren und auch an die Eltern appellieren, ihre Kinder nicht als Werbefiguren zu inszenieren.
Ulla Autenrieth

100 Fragen und 100 Antworten: Hier erfahren Sie mehr über die Expertinnen und Experten aus unserem grossen Mediendossier.

Lesen Sie mehr zum Thema Medienerziehung

Zwei Mädchen mit ihren Smartphones in der Schule.
Lernen
Smartphones in der Schule: Wie viel ist zu viel?
Für die einen sind Smartphones eine Gefahr, für andere ein unverzichtbares Werkzeug. Für den Umgang an Schulen braucht es klare Regeln.
Ein junger Mann skatet in der Pipeline der Freestyle Academy Laax.
Advertorial
Freestyle Academy LAAX – Fun für Skate- und Trampolin-Fans
Die Freestyle Academy LAAX ist pure Freestyle-Action auf 2000 m² verteilt. Wetterunabhängig, für alle Levels und einzigartig in Europa.
Thomas Feibel Medienexperte
Familienleben
Wie digitale Medien die Kindheit transformieren
Weltweit haben das Smartphone und die sozialen Medien die Kindheit umgekrempelt. Das habe weitreichende Folgen, schreibt Autor Jonathan Haidt.
Thomas Feibel Medienexperte
Medienerziehung
Digitale Schulordnung: alle machen mit
Durch das Mithelfen einer digitalen Schulordnung gibt man Schülerinnen und Schüler eine aktive Rolle und fördert ihre Medienkompetenz.
Thomas Feibel Medienexperte
Medienerziehung
Die grosse Ratlosigkeit ohne Handy
Kinder zu schelten, wenn sie ohne Handy nichts mit sich anzufangen wissen, greift zu kurz. Wir Erwachsenen müssen ihnen alternative Angebote unterbreiten.
Thomas Feibel Medienexperte
Medienerziehung
Medienquiz: Das sind die richtigen Antworten
Haben Sie nur Bahnhof verstanden oder die Antworten aus dem Ärmel geschüttelt? Hier folgt die Auflösung unseres Medienquiz.
Thomas Feibel Medienexperte
Medienerziehung
Medienquiz: Testen Sie Ihr digitales Wissen
Keine Sorge – dieses Medienquiz will Sie nicht vorführen. Vielmehr geht es darum, Sie zu sensibilisieren für die digitale Welt.
03-24-Essstörungen-Umgang mit Social Media und Smartphone Christine Amrhein Elternmagazin Fritz Fraenzi HG
Ernährung
Der Einfluss von Social Media auf Essstörungen
Social Media vermittelt oft falsche Körperideale. Das können Eltern tun, damit Kinder nicht in eine Essstörung abrutschen.
Thomas Feibel Medienexperte
Medienerziehung
Wenn Kontrolle nur noch ein frommer Wunsch ist
Kinder und Jugendliche nutzen digitale Geräte immer umfassender – in der Schule und zu Hause. Das erschwert es Eltern, ihre Bildschirmzeit regulieren zu können.
03-24-Dossier-Essstörung-Dossier-Panikattacken-Christine-Amrhein-Elternmagazin-Fritz-Fraenzi-HG
Ernährung
«Jede Mahlzeit wurde von Panikattacken begleitet»
Paula, heute 16, erkrankte mit 14 an einer Magersucht mit bulimischen Phasen. So gelang ihr Weg aus der Essstörung.
SRF erklärt künstliche Intelligenz, KI.
Lernen
Sind wir nun nicht mehr die Klügsten?
Die künstliche Intelligenz ist in aller Munde und macht auch nicht halt vor Kindern. Das sind die wichtigsten Fragen dazu.
Medienkompetenz
Lernen
Das kritische Denken als Kompass
Damit sich Kinder und Jugendliche in der digitalen Welt zurechtfinden, müssen Schule und Eltern sie auf dem Weg zur Medienkompetenz begleiten.
Medien
«Kinder sollen sich nicht mit einfachen Antworten zufriedengeben»
Der Krieg in Nahost wird auch in sozialen Netzwerken ausgetragen und macht nicht halt vor Kindern und Jugendlichen. Medienexperte Thomas Feibel über verstörende Bilder, den richtigen Umgang mit Antisemitismus im Netz und die Rolle der Eltern.