«Du willst WAS spielen?» Eine Game-Genre Übersicht für Eltern - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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«Du willst WAS spielen?» Eine Game-Genre Übersicht für Eltern

Lesedauer: 5 Minuten

Wenn sich das Kind ein Computerspiel wünscht, wird vielen Eltern häufig klar, dass sie von dem sehr breiten Themengebiet Games wenig Ahnung haben. Wir haben für Sie einen Überblick über die wichtigsten Genres erstellt. 

In der Frühzeit der Computerspiele – also vermutlich in der Jugend der meisten Eltern – dominierte ein einziges Genre den Markt: das Arcadespiel. In Klassikern wie Pac-Man oder Donkey Kong ging der Spieler auf Punktejagd. Mit fortschreitender Technik wurden Computerspiele dann vielfältiger und abwechslungsreicher, neue Genres entstanden. Eine allgemeingültige Genredefinition gibt es nicht, es kommt immer wieder zu Überschneidungen und Mischgenres. Zudem besteht jedes Genre aus mehreren Unterkategorien. Die hier aufgeführte Einordnung gibt einen Überblick über die wichtigsten Spielkategorien, ihre Unterschiede und ihre Zielgruppe. Am Ende der Genres stehen Beispiele mit der jeweiligen Altersempfehlung von PEGI.

Action

Bei Actionspielen sind vor allem Reaktionsschnelligkeit und Geschicklichkeit gefordert. Meistens lenkt der Spieler eine Figur oder ein Fahrzeug und muss sich gegen Gegner behaupten. Diese variieren in den unterschiedlichen Levels und erfordern verschiedene Taktiken. Oftmals wartet am Levelende ein «Bossgegner», also ein sehr schwer zu besiegender Gegner. Das Action-Genre umfasst höchst unterschiedliche Untergenres. So besiegt der Spieler in Shootern und Shoot’em ups seine Gegner mit Schusswaffen, während sich in einem Beat’em up, auch «Prügelspiel » genannt, Kontrahenten in einer Art Arena im Nahkampf attackieren. 

Gerade bei Actionspielen sind die Unterschiede riesig. Also genau hinsehen und am besten selbst Probe spielen.

Wenn in der Vergangenheit über Gewalt in Computerspielen diskutiert wurde, dienten fast immer die Shooter als Negativbeispiel. Der Gewaltgrad ist insbesondere in Ego-Shootern hoch, so dass viele Titel erst ab 18 empfohlen sind. Ein anderes Untergenre sind die Jump’n Runs, bei denen man mit der Spielfigur Hindernisse durch akrobatische Sprünge überwindet und virtuelle Punkte sammelt. Jump’n Runs sind im Kern kindgerechte Spiele mit fantasievollen Welten und skurrilen Figuren. Der Gewaltgrad, wenn überhaupt vorhanden, ist meistens sehr abstrakt. 

Das Tinten-Shooter-Spiel «Splatoon» setzt auf viel Farbe und skurille Figuren.
Beispiele: Super Smash Bros. (Beat‘ em up, ab 12), Unravel (Jump’n Run, ab 7), Splatoon (Shooter, ab 7).

Für wen geeignet? Prinzipiell: für Jugendliche mit sehr schnellen Daumen und ausgeglichenem Gemüt. Da sich ein harmloses Jump’n-Run-Spiel ganz grundsätzlich von einem blutigen Shooter unterscheidet, gilt: Bei Action-Spielen genau hinsehen und PEGI- oder USK-Hinweise unbedingt beachten. Wenn sich die Angaben der Siegel unterscheiden, lieber auf die strengere Empfehlung vertrauen. Am besten vorher mal selbst Probe spielen und nachfragen, was dem Kind daran gefällt.

Strategie

In diesem Genre sind taktisches und strategisches Geschick gefragt. In Runden- und Echtzeitstrategiespielen steuert man Einheiten und versucht, die des Gegners zu schlagen. Häufig kommt hierbei das Schere-Stein-Papier-Prinzip zur Anwendung, so dass es keine übermächtigen Einheiten gibt. Die Spannbreite reicht von fantasyartigen bis hin zu historischen und für Kinder bedenklichen Themen wie etwa dem Zweiten Weltkrieg. Friedlicher geht es meist im Aufbauspiel zu. Hier lenkt der Spieler etwa die Geschicke eines mittelalterlichen Dorfes oder einer Stadt. Er errichtet Gebäude und sieht sich mit verschiedenen Problemen konfrontiert, die es zu lösen gilt – zum Beispiel wenn bestimmte Waren im Dorf plötzlich knapp werden und die Bewohner nicht hungern sollen. 
Game «Strategie»: Die Spannbreite reicht von fantasyartigen bis hin zu historischen und für Kinder bedenklichen Themen wie etwa dem Zweiten Weltkrieg. 
Game «Strategie»: Die Spannbreite reicht von fantasyartigen bis hin zu historischen und für Kinder bedenklichen Themen wie etwa dem Zweiten Weltkrieg. 
Beispiele: Toy Soldiers (Echzeitstrategie, ab 12), Anno 2205 (Aufbaustrategie, ab 7), Tropico 5 (Aufbaustrategie, ab 16).

Für wen geeignet? Jugendliche mit Zeit und Geduld. Meistens gefallen diese Games Eltern gut, weil die Kinder ganz nebenbei vorausschauendes Denken trainieren.

Abenteuer

Abenteuerspiele waren die ersten Games, die komplexe Geschichten erzählten. Auch heute noch liegt der Fokus auf der Geschichte. Im Untergenre der Adventures löst der Spieler Rätsel, indem er Objekte der Spielumgebung miteinander kombiniert und diese in der dafür vorgesehenen Weise einsetzt. Beispielsweise benötigt man für eine verschlossene Tür einen Schlüssel, der jedoch von einer Spielfigur bewacht wird. Diese muss zunächst abgelenkt werden. 
In Rollenspielen absolviert der Spieler Kämpfe und Aufgaben, die sogenannten Quests, in einer meist grossen Spielwelt. Durch Erfolge sammelt die Spielfigur Erfahrungspunkte, die in besondere Fähigkeiten und Talente investiert werden. Die Entscheidungen des Spielers haben also Einfluss auf die Spielwelt und dessen Charaktere, und so ist jede Spielrunde unterschiedlich. Ein weiteres Untergenre sind die Action-Adventures. Diese zeichnen sich meist durch einen unterschiedlich hohen Grad an Action-Anteilen (z. B. Springen und Schiessen) sowie an Rätseln aus. 

Game: Day of the Tentacle Remastered (Kategorie Abenteuer, ab 7 Jahren). 
Beispiele: Deponia Doomsday (Adventure, ab 12), LEGO Star Wars – Das Erwachen der Macht (Action- Adventure, ab 7), Day of the Tentacle Remastered (Adventure, ab 7).

Für wen geeignet? Für kleine Perfektionisten, die ihre Figur zur stärksten, schönsten und schlausten werden lassen wollen – koste es so viel (Zeit), wie es wolle. Adventurs trainieren Geduld und Kombinationsgabe. Auch bei Abenteuer-Games sollten Eltern wieder darauf achten, ob und wie Gewalt dargestellt wird – die PEGI-Empfehlung hilft dabei.

Sport

Wie der Name schon nahelegt, kann der Spieler in diesem Genre virtuellen Sport ausüben. Von Fussball über Leichtathletik und Tennis bis hin zu Trendsportarten wie Skateboarden
ist fast für jeden Sportgeschmack etwas dabei. Insbesondere Ballsportarten sind sehr häufig anzutreffen. Meist werden die Spielfiguren mit einem klassischen Controller gesteuert. Seit der Etablierung der Bewegungssteuerung gibt es auch Sportspiele, in denen der Spieler selbst aktiv wird und seine Figur mittels einer Kamera und eines Bewegungscontrollers lenkt. Bei manchen Spielen und Konsolen bleiben die Hände sogar komplett frei. Neben kurzweiligen Spassspielen gibt es auch ganze Fitnessprogramme. 

Dribbeln mit Messi und Cristiano Ronaldo: Fifa 17. Das Videospiel für Fussballfans. Ab 3 Jahren.
Beispiele: FIFA 17 (Fussball, ab 3), Mario & Sonic bei den Olympischen Spielen (diverse Sportarten, ab 7), Kinect Sports Rivals (diverse Sportarten, ab 12)

Für wen geeignet? Sportspiele gehören zu den unbedenklichsten Games und sind auch schon oft für sehr junge Spieler freigegeben. Sie können mit Freunden gespielt werden. So wird das Rumzappeln vor dem Bildschirm zum Gemeinschaftserlebnis oder zum kleinenWettkampf

Simulation

Dieses Genre umfasst eine grosse Bandbreite an Games. So lenkt der Spieler zum Beispiel in einer Flugsimulation selbst Flugzeuge. Kennzeichnend für Simulationen ist ein meist hoher Grad an Realismus unter Berücksichtigung von physikalischen Gesetzen und technischen Gegebenheiten. In einer Marinesimulation übernimmt der Spieler das Kommando über ein Schiff oder ein U-Boot, in einer Rennsimulation sitzt man hingegen hinter dem Lenkrad eines Autos. Während sich viele Spiele dieses Genres mit der authentischen Simulierung von – oft militärischen – Fahrzeugen beschäftigen, gibt es jedoch auch ganz andere Simulation-Games: Die Lebenssimulation simuliert den Zyklus eines Lebewesens. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist die Reihe Sims. Sehr beliebt sind aktuell auch die Landwirtschaftssimulationen, in denen der Spieler den Alltag auf einem Bauernhof meistert. 

Felder wollen bestellt, Bäume gefällt und Tiere gefüttert werden. Das Videospiel  «Landwirtschafts-Simulator 17» lässt das Herz von jungen Hobby-Bauern höher schlagen. das Game ist für Kinder ab 3 Jahren geeignet. 
Beispiele: Die Sims 3 (Lebenssimulation, ab 12), Landwirtschafts-Simulator 17 (ab 3), Euro Truck Simulator 2: Titanium Edition (LKW-Simulation, ab 3).

Für wen geeignet? Für Mädchen und Jungen, die später am Steuer eines Flugzeugs, Schiffes oder Rennwagens sitzen und schon einmal üben möchten. Und für Stadtkinder, die von einem eigenen Bauernhof träumen. Vorsicht ist bei Lebenssimulationen bei Kindern, die leicht den Bezug zur Realität verlieren, geboten.

Casuals und Lernspiele 

Unter Casuals versteht man Games, die eher simpel aufgebaut sind und sich somit auch für Gelegenheitsspieler eignen, die vielleicht zum ersten Mal einen Controller in die Hand nehmen. Das Angebot ist hier sehr vielfältig und reicht von Quiz- und Partyspielen bis zu Tanz- oder Karaokespielen. Auch die am Computer beliebten Karten- und Puzzlespiele gehören dazu. Während die Casual-Games dem kurzweiligen Zeitvertreib dienen, haben Lernspiele eine andere Zielsetzung: Sie wollen Wissen zu bestimmten Themen spielerisch vermitteln. Je nach Qualität funktioniert das sehr gut, so dass Lernspiele heutzutage auch in einigen Kindergärten und Schulen eingesetzt werden. 

Tanzen wie Lady Gaga oder Bruno Mars: Just Dance 2016 ist fröhlich und bunt. Die Tänzer versprühen als Angry Bird, Panda oder als Party-People gut gelaunte Tanzlaune für die es keine Altersbeschränkung braucht. 
Beispiele: Professor Layton und die Maske der Wunder (Lernspiel, ab 7), Singstar Ultimate Party (Karaoke, ab 12), Just Dance 2016 (Tanzspiel, ohne Altersbeschränkung).

Für wen geeignet? Casual-Games sind in Familien selten ein Streitpunkt, weil Eltern sie kennen oder selbst spielen. Lernspiele gefallen Erwachsenen oft besser als ihren Kindern. Kinder wollen eben zweckfrei spielen.


Zum Autor:

Stephan Petersen ist studierter Historiker und freier Journalist. Zu seinen Themen gehören unter anderem Videospiele und Familie. Als Vater zweier technikaffiner Kinder im Alter von sechs und zehn Jahren sieht er sich täglich mit den Verlockungen und Herausforderungen der neuen Medien konfrontiert.
Stephan Petersen ist studierter Historiker und freier Journalist. Zu seinen Themen gehören unter anderem Videospiele und Familie. Als Vater zweier technikaffiner Kinder im Alter von sechs und zehn Jahren sieht er sich täglich mit den Verlockungen und Herausforderungen der neuen Medien konfrontiert.


Dieser Text erschien in der November-Ausgabe des Schweizer ElternMagazins Fritz+Fränzi. In jeder Ausgabe widmen wir uns auch Medienthemen aus Elternsicht und geben Tipps. Sie wollen keine Ausgabe mehr verpassen? Bestellen Sie hier unser Magazin.