«Mama, kauf das doch auch mal!» - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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«Mama, kauf das doch auch mal!»

Lesedauer: 3 Minuten

Kinderprodukte sind süss und fettig – weil Kinder dies lieben. Damit Eltern sie kaufen, werden sie aber als gesund beworben.

Es ist Samstagabend, Eltern und Kinder haben es sich auf dem Sofa bequem gemacht und freuen sich auf den gemeinsamen Filmabend. Vor dem Film und in den Pausen wird die Familie mit Werbung beglückt. Gezielt werden darin Kinder angesprochen, und die Reaktionen lassen nicht auf sich warten: «Mama, kaufst du das endlich auch einmal?» – «Bei Lisa gibt es das immer, warum bei uns nicht?» – «Das wäre endlich einmal ein feines Frühstück, dass auch ich essen würde!» So oder so ähnlich können Kinder auf Kinderwerbung und Kinderprodukte reagieren. Dies macht den Eltern die Produktwahl nicht gerade einfacher.

Ein Schokodrink und ein Fruchtquark pro Tag

Die Supermarktregale sind voller sogenannter Kinderprodukte. Sie strahlen in starken Farben und werben mit Comicfiguren und Botschaften wie: «Ist gesund für Ihr Kind», «Enthält viel Milch für starke Knochen». Das Marketing für diese Kinderprodukte ist sehr geschickt gewählt und spricht sowohl Eltern als auch Kinder an. Die Slogans, die das Produkt als gesund anpreisen, sorgen dafür, dass Sie als Eltern überzeugt werden, während die Kinder mit verspielten Formen und Farben gewonnen werden sollen. Der hohe Zuckergehalt sorgt dafür, dass die Lebensmittel fast allen Kindern gut schmecken – denn die Vorliebe für Süsses ist angeboren.
Viele der Produkte, die sich gezielt an Kinder richten, glänzen leider nur mit einem hohen Anteil an Zucker und Fett, während wertvolle Nährstoffe – anders als in der Werbung versprochen – auf der Strecke bleiben. Der hohe Zucker- und Fettgehalt führt dazu, dass sich die Kinder an die starke Süsse gewöhnen und «normal» gesüsste oder ungesüsste Lebensmittel als fade wahrnehmen.
Dabei sollten höchstens 10 Prozent der täglichen Energiezufuhr aus Zucker bestehen. Bei einer durchschnittlichen Zufuhr von 2000 Kalorien bedeutet das maximal 50 Gramm Zucker pro Tag. Diese Menge ist bereits mit einem gezuckerten Fruchtquark à etwa 100 Gramm (15 Gramm Zucker) und einem Schokodrink à etwa 3 Deziliter (30 Gramm) fast erreicht. Je nach Energiebedarf passt sich die empfohlene Zuckermenge nach unten oder nach oben an. Die Zuckerempfehlung ist also auch mit als gesund angepriesenen Lebensmitteln sehr schnell erreicht – ohne  dass das Kind ein Stück Schokolade oder ein Gummibärchen gegessen hätte.

Kinderlebensmittel sind Snacks oder Süssigkeiten

Unter dem Strich heisst das: Die meisten Kinderlebensmittel sind zu den Süssigkeiten oder salzigen Snacks zu zählen. Das zu wissen, soll Ihnen als Eltern helfen, die Lebensmittel einzustufen. Süssigkeiten und Snacks sind erlaubt, sollen jedoch eine Ausnahme und damit etwas Besonderes bleiben. Ein Dessert nach dem ausgewogenen Mittag­essen oder ein Snack beim Fern­­seh­abend mit der ganzen Familie können eine Möglichkeit sein, Kinderprodukte zu geniessen. Verbote lindern das Bedürfnis nicht – sie machen es im Gegenteil noch stärker und Ihre Kinder werden nicht aufhören, danach zu verlangen, ehe sie das Bedürfnis stillen können.

Kinderprodukte und ungesüsste Produkte zu kombinieren, kann eine Möglichkeit sein, die Ernährung etwas ausgewogener zu gestalten. 


Zwei Tipps:

  • Kinderquark mit Naturejoghurt strecken oder Naturequark mit pürierter Saisonfrucht mischen und mit wenig Honig süssen.
  • Haferflocken mit Kinderfrühstücksflocken mischen oder Haferflocken mit Nüssen und Honig rösten, wenig Kakaopulver dazugeben. 
Für eine optimale Entwicklung Ihres Kindes braucht es jedoch keine Kinderlebensmittel. Denn auch wenn einige dieser Produkte als besonders vitaminreich angepriesen werden, kommen diese Vitamine oft nicht alleine, sondern in Begleitung von viel Zucker und Fett daher. Die Gefahr besteht zudem darin, dass Kindern durch die Kinderprodukte gelehrt wird, dass sie damit ihren Vitaminbedarf decken können und diesen nicht mehr mit natürlichen Produkten wie Früchten und Gemüse in Verbindung bringen.

Bieten Sie Ihren Kindern daher Früchte und Gemüse besser in verschiedenen Konsistenzen an, mal püriert, mal fein geschnitten, mal geraffelt oder im Sommer püriert und tiefgekühlt als Glace serviert. Die bei Kindern beliebten Frucht­pürees zum Auslöffeln oder zum Schlürfen sind meist ohne Zuckerzusatz. Oft sind diese Produkte jedoch sehr konzentriert und enthalten daher mehr Zucker als eine ganze Handvoll frischer Früchte. Aber in Ausnahmefällen können sie eine Alternative sein.


Wie erkenne ich ein zucker­reiches Nahrungsmittel?

Auf der Zutatenliste sind diejenigen Zutaten, die in den grössten Mengen enthalten sind, zuerst aufgeführt. Wenn Zucker als eine der ersten erscheint, können Sie davon ausgehen, dass dieses Produkt überdurchschnittlich viel Zucker enthält. Achtung: Das Wort Zucker versteckt sich oft hinter folgenden Begriffen (Liste ist nicht abschliessend):

  • Traubenzucker
  • Saccharose
  • Dextrose
  • Glukosesirup
  • Gerstenmalzextrakt
  • Fruktose
  • Maltose

Vera Kessens ist BSc Ernährungsberaterin SVDE bei Betty Bossi AG.
Vera Kessens ist BSc Ernährungsberaterin SVDE bei Betty Bossi AG.


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