Baustelle Gebiss – alles über Zahnspangen

Gekippt, gedreht, mit Lücke, Unter- oder Überbiss – wenn Zähne schief stehen oder die Kiefer nicht optimal aufeinanderpassen, kann die Behandlung mit einer Zahnspange helfen. Zwar ist die Therapie grundsätzlich in jedem Alter möglich, doch wird sie während der Zeit des späten Zahnwechsels – etwa um das zehnte Lebensjahr – besonders empfohlen.
Viele Krankenkassen schreiben
einen Behandlungsstart vor
dem 16. Lebensjahr vor – und
verweigern sonst die Leistung.
Auch kann die Kieferform oder die Lage von Ober- und Unterkiefer nicht zueinander passen. «Je nachdem, welche Fehlstellung vorliegt, spricht man dann vom Über-, Unter-, Tief-, Vor-, Kreuz- oder auch offenen Biss», erklärt Wiedmer. Diese Fehlstellungen sind häufig genetisch bedingt. «Von Natur aus haben nur die wenigsten ein perfektes Gebiss», weiss Wiedmer. Manche Fehlstellungen sind aber auch hausgemacht. «So kann ständiges Nuckeln an Nuschi, Nuggi oder Daumen bei Kleinkindern den Kiefer verformen und sollte spätestens mit drei bis vier Jahren beendet werden », mahnt Wiedmer.
Jedes zweite Kind hat eine Spange

«Auch Schluck-, Atem- und Sprachfehler aufgrund von Kiefer- oder Zahnfehlstellungen sollten unbedingt behandelt werden.» Daneben spielen natürlich auch ästhetische Gründe eine grosse Rolle, denn ebenmässige Zahnreihen gelten in unserer Gesellschaft als Schönheitsideal.

Wenn die Kasse nicht zahlt
Dazu kommt, dass in diesem Alter sehr viele Kinder und Jugendliche eine Zahnspange tragen, so dass die Akzeptanz der Behandlung zu diesem Zeitpunkt besonders hoch ist. «Last, but not least schreiben viele Zusatzversicherungen auch einen Start der Behandlung vor dem 16. Lebensjahr vor und verweigern die Leistung, wenn später begonnen wird», betont der Kieferorthopäde.
Es gibt gewaltige Preisunterschiede
«In vielen Fällen wird mit herausnehmbaren Zahnspangen gestartet, um den Kiefer gezielt vorzubereiten», erklärt Wiedmer. «Dann erst folgt die Eingliederung einer festen Apparatur, mithilfe deren die Stellung der Zähne im Mund gezielt und detailliert verändert werden kann.»
Viele Eltern möchten ihrem Kind mit einer Zahnspangenkorrektur Hänseleien ersparen und das Selbstwertgefühl ihres Sprösslings stärken.
Alle Systeme haben Vor- und Nachteile bei der Therapie, dem Tragekomfort, der Ästhetik und natürlich auch beim Preis. «Von der einfachsten bis zur teuersten Variante können ganz gewaltige Preisunterschiede auftreten», betont Wiedmer. «Empfehlungen kann man hier schlecht aussprechen, denn jeder Behandler ist in einem bestimmten System besonders geübt.»
Darüber hinaus spielen natürlich auch die medizinische Ausgangslage sowie persönliche Vorlieben eine wichtige Rolle. Wiedmer rät, sich für die Beratung und die Zahnspangenbehandlung möglichst immer an einen Fachzahnarzt für Kieferorthopädie zu wenden.
Denn Kieferorthopäden haben eine zusätzliche mehrjährige praktische Ausbildung, kennen die Produkte am Markt und wissen, welche Apparaturen bei welcher Indikation besonders gut geeignet sind. «Damit können sie für eine effiziente Behandlung sorgen, die sich nicht unnötig lange hinzieht.» Denn lange Therapien akzeptierten Jugendliche oft irgendwann nicht mehr, und sie trieben auch den Preis in die Höhe, sagt der Kieferexperte.
Eine Zahnspangenbehandlung kann mehr als 10’000 Franken kosten
Die Kosten einer kieferorthopädischen Behandlung müssen Eltern meist selbst bezahlen.
Da die Leistungen der verschiedenen Anbieter teilweise äusserst unterschiedlich ausfallen, sollten Eltern diese gezielt miteinander vergleichen und dabei auch die jeweiligen Versicherungsbedingungen (AVB) genau anschauen. Hierbei können auch Vergleichsrechner helfen.
«Wichtige Punkte, auf die Eltern achten sollten, sind zum Beispiel die jeweilige Karenzfrist, die Höhe der prozentualen Kostenbeteiligung sowie mögliche Leistungsausschlüsse », erklärt Meli. Dieser Aufwand ist zwar zugegebenermassen erst mal etwas lästig, schützt aber vor unangenehmen Überraschungen, wenn es zum Leistungsfall kommt, und wird hoffentlich anschliessend mit einem strahlenden Kinderlächeln belohnt.
Darauf sollten Eltern bei der Wahl der Zahnversicherung achten:
- Frühzeitiger Abschluss noch vor dem vierten Lebensjahr.
- Höhe der monatlichen Prämienkosten.
- Höhe der prozentualen Kostenbeteiligung.
- Karenzfrist beachten. Wie lange ist die
- Wartezeit bis zum Leistungsanspruch?
- Wie viel Geld wird pro Jahr erstattet?
- Gesonderte Bedingungen und
- Leistungsausschlüsse beachten.
- Familienrabatte erfragen. Mitunter wird es günstiger, wenn ein Elternteil bereits bei der Versicherung versichert ist.
Weiterführende Informationen zum Thema
Stiftung für Konsumentenschutz Schweiz, www.konsumentenschutz.ch
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