Braucht mein Kind eine Spange?
Kieferorthopädie: Das Wichtigste in Kürze
Bei einer kieferorthopädischen Behandlung wirken Druck- und Zugkräfte sanft auf die Zähne ein und bewegen sie so. Möglich ist das dank spezieller Apparaturen, die entweder herausnehmbar oder festsitzend gestaltet werden. Dafür werden beispielsweise sogenannte Brackets aussen auf die Zähne geklebt und durch Drahtbögen miteinander verbunden, die klassische Zahnspannge. Für kleinere Stellungskorrekturen eignen sich sogenannte Aligner, durchsichtige Kunststoffschienen, die für jeweils zwei Wochen getragen und dann durch eine neue Schiene ersetzt werden, bis das gewünschte Ergebnis erreicht ist.
In diesem Artikel lesen Sie, wann genau der Zeitpunkt kommt für eine Zahnspange und ob ein schiefer Zahn wirklich schlimm ist oder auch so bleiben kann.
Es ist ein typisches Bild: Teenager sitzen im Park oder am See zusammen und albern miteinander herum, einige lachen und das Metall der Zahnspangen blitzt in den offenen Mündern. Gut ein Drittel aller Schweizerinnen und Schweizer haben laut einer Studie des Bundesamtes für Statistik in ihrem Leben schon einmal eine Zahnspange getragen, bei den 15- bis 24-Jährigen ist es mehr als die Hälfte.
Der Grund für eine solche Korrektur ist allerdings nicht hauptsächlich medizinischer Natur. Vielmehr entscheiden sich Eltern heutzutage vor allem aus ästhetischen Gründen für eine kieferorthopädische Behandlung ihres Nachwuchses. «Es gibt sehr wenige Eltern, die sagen, man solle eine Korrektur der Zahnschiefstände nur dann vornehmen, wenn es medizinisch notwendig ist», sagt Daniel Feldmann, Fachzahnarzt für Kieferorthopädie aus Zug, «die meisten wollen, dass ihr Sohn oder ihre Tochter schöne Zähne hat – auch wenn manche sich durchaus scheuen, das so offen zu sagen.»
Der Zeitpunkt ist entscheidend
Die entscheidende Frage bei kieferorthopädischen Behandlungen ist die nach dem Timing. Werden Interventionen zum richtigen Zeitpunkt vorgenommen, können sie mitunter deutlich weniger aufwendig sein, als wenn man sich zu spät dafür entscheidet. Bei Kindern und Jugendlichen haben Zahnärzte und Kieferorthopäden vor allem zwei Zeiträume im Blick. Da wäre das erste Fenster, das sich etwa im Alter von sieben bis acht Jahren öffnet. Dann kommen die bleibenden Frontzähne. «Jetzt lässt sich der Oberkiefer noch gut dehnen, da die Gaumennaht noch weich und offen ist», sagt Feldmann. Notwendig kann ein früher Eingriff auch bei einem funktionellen Kreuzbiss in der Front sein, wenn die oberen Schneidezähne hinter die unteren geraten.
Werden Interventionen zum richtigen Zeitpunkt vorgenommen, können sie mitunter deutlich weniger aufwendig sein, als wenn man sich zu spät dafür entscheidet.
Behandlungen in diesem Alter haben noch nichts mit Ästhetik zu tun, sondern haben tatsächlich eine medizinische Relevanz. Theoretisch könnte man die Fehlstellung auch noch bei 14-Jährigen korrigieren, dann ist das Ganze aber komplizierter. Noch schwieriger wird es, bei Erwachsenen Dehnungen auf skelettaler Ebene – also beispielsweise des Oberkieferknochens – vorzunehmen. «Wenn Zahnarzt und Kieferorthopäde sich an der Entwicklung des Kindes orientieren, kann vieles mit noch relativ geringem Aufwand in die richtige Bahn gelenkt werden», sagt Feldmann.
Zähne haben kein Verfallsdatum, sie bleiben bis zum Tod eines Menschen im Gebiss. Es sei denn, sie werden beschädigt. Das kann durch einen Schlag oder Sturz passieren, aber auch durch Erkrankungen wie Karies und Parodontitis. Dann können Bakterien ins Zahninnere eindringen, die Wurzel zerstören und zum Abbau des Kieferknochens führen. Auch schwere Erkrankungen wie Diabetes oder Osteoporose sowie ein geschwächtes Immunsystem können zu Entzündungen und Schäden an den Zähnen und in der Folge zum Zahnverlust führen.
Das Kind muss die Spange wollen
Nicht alle Eltern und Teenager stört ein schiefer Zahn
Die ästhetischen Ansprüche unterscheiden sich stark: Nicht alle Eltern und Teenager stört ein schiefer Zahn.
Wann Massnahmen unerlässlich sind
Bereits bei der Geburt liegen die Milchzähne voll entwickelt im Kiefer des Kindes. Ab etwa dem sechsten Lebensmonat brechen sie nacheinander durch, sodass zum ersten Geburtstag meist alle oberen und unteren Schneidezähne sichtbar sind. Bis zum 16. Monat folgen die ersten Backenzähne, die Eckzähne zeigen sich bis zum 20. Monat. Ein dreijähriges Kind hat mit 20 Zähnen ein vollständiges Milchzahngebiss. Die neuen, bleibenden Zähne entwickeln sich unter dem Milchgebiss. Das dauert einige Zeit. Währenddessen lösen sich die Milchzahnwurzeln langsam auf, die Zähne lockern sich. Zwischen dem 6. und dem 14. Lebensjahr werden die Milchzähne nach und nach durch die bleibenden Zähne ersetzt – wann genau, ist von Kind zu Kind verschieden. In der Regel ist der Zahnwechsel abgeschlossen, bis die Kinder zwölf Jahre alt sind. Ein bleibendes Gebiss besteht aus 32 Zähnen.
Keine Pflicht, sondern Kür sind hingegen geringfügige Drehungen oder Kippungen einzelner Zähne, die den Patienten funktionell nicht beeinträchtigen. Die gute zahnärztliche Versorgung und Prophylaxe, sagt Proff, sei auch ein Grund dafür, weshalb man heutzutage mehr Kinder und Jugendliche mit Zahnspangen sehe als noch vor einigen Jahren. So fielen weniger von ihnen durch das Raster, weil Anomalien nicht oder nicht rechtzeitig erkannt und behandelt würden.
Die Grenzen der Kieferorthopädie
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