Robin Lehner stürmt in die Küche und wirft seinen Rucksack in die Ecke. «Häsch vill Ufzgi?», fragt sein Vater. Der 12-Jährige nickt. «Die mache ich nachher mit dir.» Andre Lehner bereitet das Abendessen vor. Später wird er die Aufgaben seines Sohnes kontrollieren, den Abwasch erledigen, Wäsche waschen, zum Trocknen aufhängen. Haushaltsdinge eben. Er macht das immer, und er macht es immer allein.
Andre Lehner, 52, ist Informatiker und seit zwölf Jahren alleinerziehender Vater. Er zählt damit zu einer statistischen Minderheit in der Schweiz. Alleinerziehende Väter machen hierzulande nur rund zwölf Prozent aller Einelternhaushalte aus.
Schon kurz nach Robins Geburt zeichnen sich die ersten Schwierigkeiten bei der Familie ab. Die Mutter verspürt bereits im Wochenbett Mühe, Muttergefühle zu entwickeln, erzählt der Vater. Das ist der «Babyblues», denken alle, das legt sich irgendwann. Doch es legt sich nicht. Wenn Andre Lehner abends von der Arbeit kommt, drückt ihm seine Frau das Kind in den Arm und verlässt das Haus. Der junge Vater wickelt, schöppelt und schmust mit dem Sohn, bis er einschläft. So zieht sich das erste Lebensjahr hin. «Ich funktionierte, weil ich meine Verantwortung als Vater wahrnehmen musste», erinnert er sich. Er sei es dem Kind schuldig, dachte er. Wenn es schon die Mutter nicht konnte.