Regenbogenfamilien – und wie geht es den Kindern?
Mutter, Vater, Kind ist heute längst nicht die einzige Variante einer Familie. Auch viele gleichgeschlechtliche Paare wünschen sich Kinder. Wie erfüllen sich diese Paare ihren Kinderwunsch? Und wie entwickeln sich Kinder in Regenbogenfamilien? Neue Forschungsergebnisse aus den USA schaffen nun eindeutig Klarheit.
Gleichgeschlechtliche Paare stossen jedoch auf grosse Hürden, wenn sie ihren Kinderwunsch realisieren möchten. Zum einen müssen Entscheidungen getroffen werden, wie beispielweise wer von beiden Partnern biologisch mit dem Kind verwandt ist. Ausserdem gilt es in der Schweiz viele rechtliche Hindernisse zu überwinden.
Diese Kinder entwickeln sich vergleichbar mit Kindern, die mit Mutter und Vater aufwachsen.
Für das Verständnis von Regenbogenfamilien ist es wichtig, die rechtlichen Aspekte im Auge zu behalten. Im folgenden Text richten wir den Fokus aber auf die Frage nach dem Wohlbefinden von Kindern in Regenbogenfamilien.
In der Psychologie ist man sich einig: Ein Kind braucht für eine gesunde Entwicklung tragfähige und verlässliche Beziehungen zu den Eltern oder anderen Bezugspersonen. So reicht die reine Anwesenheit von Bezugspersonen nicht aus, damit sich Kinder gut entwickeln können. Vielmehr ist die Art der Beziehung, welche eine emotionale Sicherheit vermittelt, entscheidend.
Auf die Art der Beziehung kommt es an
Umfragen bei Eltern und Lehrpersonen ergeben stets dasselbe Bild: Kinder, die mit zwei Müttern oder zwei Vätern aufwachsen, unterscheiden sich in ihrer emotionalen Entwicklung nicht. Sie sind gleich glücklich, gleich ängstlich und haben auch kein grösseres oder kleineres Risiko, verhaltensauffällig zu werden oder psychische oder somatische Symptome zu entwickeln als Kinder, die mit Mutter und Vater aufwachsen. Auch bezüglich der kognitiven Entwicklung gibt es keine Unterschiede. Kinder zeigen dasselbe Lernverhalten in der Schule und sind sozial ähnlich eingebunden. Selbst in Intelligenztests schneiden sie gleich ab.
Auch Fachpersonen schätzen in Beobachtungen von Adoptiveltern den Umgang mit den Kindern gleich ein. Kinder reagieren gleich auf ihre Eltern, und auch die Kooperation beider Eltern ist vergleichbar. Interessanterweise wird das Verhalten der gleichgeschlechtlichen Adoptiveltern sogar als feinfühliger eingeschätzt als das Verhalten von heterosexuellen Adoptiveltern.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass positive Eltern-Kind-Beziehungen weitaus bedeutender sind für die Entwicklung eines Kindes als das Geschlecht oder die sexuelle Orientierung der Eltern. Eine kürzlich publizierte repräsentative Studie, die 2011 bis 2012 in den USA durchgeführt wurde, kommt zum selben Ergebnis. In dieser Studie konnte sichergestellt werden, dass die zufällig ausgewählten Elternpaare alle seit der Geburt des Kindes zusammen waren und das Kind gemeinsam aufzogen. Zudem hatte jedes untersuchte Kind im Alter von 6 bis 17 Jahren einen sogenannten Zwilling in der Vergleichsstichprobe mit identischem Alter und sozioökonomischem Hintergrund, um eine hohe Aussagekraft für die Ergebnisse zu erreichen.
Zwei Mamis oder zwei Papis zu haben, kann bedeuten, dass das Kind ausgelacht wird.
Werden die Kinder nicht gehänselt?
Eltern und Lehrer müssen wichtige Aufklärungarbeit leisten und bei Hänseleien direkt eingreifen.
Andreas und Simon sind sich bewusst, dass sie als Regenbogenfamilie in einem kleinen Dorf Pionierarbeit leisten müssen wie einst die ersten Scheidungsfamilien. Nicole und Petra haben weniger Bedenken; in ihrer Stadt gehören Regenbogenfamilien längst zum Alltag.
Was heisst das für Schweizer Kinder?
Bezüglich rechtlicher Gleichstellung von Regenbogenfamilien in der Schweiz hinkt die Gesetzgebung deutlich hinterher. Dabei ist diese eine entscheidende Voraussetzung für die gesellschaftliche Akzeptanz und eine wichtige Grundlage, um gegen die anhaltende Stigmatisierung und Diskriminierung dieser Lebensformen anzugehen. Davon würden nicht nur gleichgeschlechtliche Paare und ihre Kinder profitieren, sondern auch heranwachsende schwule, lesbische oder bisexuelle Jugendliche. Gerade für die Jugendlichen würde die rechtliche Gleichstellung ein positives Signal senden und so die Akzeptanz ihrer eigenen Homosexualität fördern.
Auch in der Schweiz finden wir ein erhöhtes Suizidrisiko für junge homosexuelle Männer.
Zur Person:
Paare für Studie gesucht!
Die Studienteilnahme besteht aus zwei Teilen:
- Eine Studienmitarbeiterin besucht Sie zu Hause: Ausfüllen von Fragebogen und Videoaufzeichnungen der Paarkommunikation, Dauer: zwei bis zweieinhalb Stunden.
- Tagebuchstudie mit Smartphones während 14 Tagen: Sie beantworten täglich kurze Frageserien (drei bis fünf Minuten) zu Ihrer alltäglichen Kommunikation und Ihrem aktuellen Befinden. Die Smartphones werden zur Verfügung gestellt.
Für die Teilnahme an der Studie erhalten Sie als Paar 200 Franken. Sie können teilnehmen, wenn Sie folgende Bedingungen erfüllen: Sie leben seit mindestens sechs Monaten in einer festen Partnerschaft (egal ob gemischt oder gleichgeschlechtlich, ob heterosexuell, lesbisch, schwul, bisexuell oder queer), beide sind mindestens 20 Jahre alt und bereit, als Paar teilzunehmen. Zudem wohnen Sie zusammen oder sehen sich mindestens vier Mal pro Woche.
Haben Sie Interesse? Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme über Telefon 026 300 74 86 oder www.diversecouples.ch und informieren Sie gerne über die konkreten Studieninhalte.