Unterstützen Sie uns, liebe Eltern
Nervöse Eltern, Kinder und Lehrpersonen in Quarantäne, die Angst vor einem erneuten Schul-Lockdown: Wie gehen Lehrerinnen und Lehrer damit um, dass sie im Corona-Fokus stehen?
Die aktuelle, seit einem Jahr andauernde Situation verlangt von uns allen sehr viel. Wir haben ein grosses Bedürfnis nach Sicherheit und Nähe, welche wir nur im engsten Kreis erfahren dürfen.
Wir Lehrerinnen und Lehrer hätten am liebsten Planungssicherheit, eine Garantie, dass die Volksschule während der unberechenbaren Pandemie-Zeit weiterhin offen bleiben kann. Und wir wünschen uns, dass wir vom Bund als besonders exponierte Berufsgruppe im nationalen Impfplan berücksichtigt und möglichst bald geipmpft werden, damit der Präsenzunterricht aufrecht erhalten werden kann.
Die Auswirkungen des Lockdowns im Frühling 2020 sind in der Schule deutlich erkennbar. Den Kindern und Jugendlichen auf allen Stufen fehlt ein Teil vom Schulstoff, der nicht einfach so aufgeholt werden kann. Dessen sind wir Lehrerinnen und Lehrer uns bewusst, und wir haben den Unterricht entsprechend angepasst.
Die Kinder brauchen Freiräume
Die Auswirkungen im sozial-emotionalen Bereich bereiten uns jedoch noch grössere Sorgen. Wir beobachten, dass es schwieriger wird, Leistungsbereitschaft und Durchhaltewillen zu verlangen. Viele Kinder und Jugendliche dürfen nicht mehr nach draussen, um mit Gleichaltrigen zu spielen oder sich zu treffen. Zu wenig Bewegung und der fehlende Austausch mit Gleichaltrigen wirken sich negativ auf das Wohlbefinden der Kinder aus. Ich möchte Sie, liebe Eltern, deshalb ermuntern, dass Sie Ihrem Kind diesen Freiraum weiterhin wenn immer möglich geben. Kinder brauchen dabei klare Regeln, die von Ihnen konsequent eingefordert werden.
Jedes Mal, wenn wieder neue Corona-Massnahmen zur Diskussion stehen oder in einzelnen Kantonen umgesetzt werden, erhalten wir zahlreiche Nachrichten, Briefe und Telefonate von besorgten Eltern und Grosseltern, die mit den geplanten Schutzmassnahmen nicht einverstanden sind. Darin sind meist ganz unterschiedliche Haltungen und Meinungen über die Gefährlichkeit und den Umgang mit dem Virus aufgeführt. Wir werden mit diversen Studien und juristischen Gutachten bedient und teilweise aufgefordert, Widerstand zu leisten oder noch mehr zu unternehmen.
Ich bitte Sie, liebe Eltern, um Verständnis, dass die Lehrerin oder der Lehrer Ihres Kindes auf solche Forderungen nicht eingehen kann. Die Zuständigkeit für Schutzbestimmungen liegt bei den Kantonen und bei der Schulführung vor Ort. Und Sie gehen sicher mit mir einig, dass – solange die Schulen offen sind – dem Gesundheitsschutz von Lehrpersonen, Schülerinnen und Schülern höchste Priorität gilt und die Lehrpersonen sich an die Vorgaben ihres Arbeitgebers halten müssen.
Nach meiner Wahrnehmung unternehmen Schulleiterinnen und Schulleiter, Lehrerinnen und Lehrer alles in ihrer Macht stehende, damit Präsenzunterricht in der Volksschule weiterhin stattfinden kann. Das Wohl der Kinder und das angstfreie und unbeschwerte Lernen in der Schule ist für den Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz von höchster Priorität.
Lehrpersonen nehmen viel auf sich
Wir setzten uns dafür ein, dass Sie, liebe Eltern, laufend und umfassend informiert werden. Wir Lehrpersonen nehmen die Hygiene- und Distanzregeln sehr ernst und versuchen diese einzuhalten, wo wir können. Viele von uns haben die eigenen Kontakte enorm reduziert.
Ich selbst trage – wie viele meiner Kolleginnen und Kollegen – konsequent die Maske. Meine Schülerinnen und Schüler sagen: «Ich weiss gar nicht mehr, wie dein Gesicht aussieht!» Oder: «Kannst du wieder mal mit uns lachen? Wir sehen deinen Mund gar nicht!»
In diesem Sinne, liebe Eltern: Bitte unterstützen Sie uns, auch wenn Sie nicht mit jeder Bestimmung einverstanden sind. Nur gemeinsam können wir das Beste aus der schwierigen Situation machen. Herzlichen Dank!