Und wer betreut jetzt eigentlich mein Kind? - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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Und wer betreut jetzt eigentlich mein Kind?

Lesedauer: 5 Minuten

Auch für Sie als Eltern beginnt mit dem Kindergarteneintritt ein neuer Lebensabschnitt. Denn ab sofort heisst es: Organisation ist das halbe Leben.

Stundenplan, Quartalsplan, Quartalsziel, Jahresplan und Znüniblatt. Dazu Elterntermine: Besuchsmorgen oder -nachmit­tage, Elternabende, Elterngespräch, Kindergartenkaffee und Räbeliecht­li­schnitzen, der dazugehörige Umzug mit der ganzen Familie sowie das Jahresabschlussfest. Möglicherweise kommt noch ein Theater oder das Weihnachtssingen dazu. Uff! Eltern von Kindergartenkindern haben Dichtestress, genauer: Termindichte­stress. Zumindest in pandemiefreien Zeiten.
Pro Kind kommen so gut und gerne zehn Termine zusammen, die es übers ganze Jahr hinweg wahrzunehmen gilt. Kein Problem, wenn Eltern nicht jedes Mal selber hingehen können – auch Gotti, Götti, Grosseltern oder Freunde sind im Kindergarten herzlich willkommen.
 
Die zahlreichen Termine sind aber auch ein Qualitätsmerkmal – dafür, dass sich die Lehrpersonen Ihres Kindes viel Zeit nehmen dafür, das Kindergartenjahr abwechslungsreich zu gestalten. Denn viele Kinder sind wahnsinnig stolz und freuen sich, wenn ihre Familie sie im Kindergarten besucht und sie ihre Sachen zeigen dürfen. Für die meisten Eltern ist der Kindergarten aber eine grosse Umstellung hinsichtlich Betreuung und Organisation.

Betreuung

Der Kindergarten gehört zur Volksschule und ist deshalb in den meisten politischen Gemeinden den Blockzeiten unterworfen. Meistens hat das Kind an einem Nachmittag zusätzlich Unterricht. Im ersten Kindergartenjahr ist es oft möglich, dass das Kind einen Morgen zu Hause bleibt, um sich zu regenerieren. Das heisst: Wer sein Kind bis anhin ganztags von einer Tagesmutter oder einer Kita betreuen liess, muss sich jetzt komplett neu organisieren.

Die Terminflut zeigt auch, dass sich die ­Lehrpersonen viel Zeit nehmen, das Kindergartenjahr abwechslungsreich zu gestalten.

Das Betreuungsangebot für Kinder im Vorschul- und Schulalter ist sehr heterogen. Es gibt grosse Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Regionen. Welche Betreuungsform gibt es, und welche passt auf Ihre Familiensituation? Die folgenden Modelle stehen zur Auswahl: 

Tagesschulen

Die Städte Zürich, Basel und Bern haben in den letzten Jahren ihr Angebot an Tagesschulen – manchmal auch Tagesstrukturen, Tageskindergarten oder Ganztagesschulen genannt – kontinuierlich ausgebaut. Im Unterschied zu Regelschulen, in denen das Kind nur zum Unterricht an der Schule ist und davor oder danach individuell betreut und diese Betreuung von den Eltern organisiert und bezahlt werden muss, gibt es in den Tagesschulen im Allgemeinen bereits vor dem Unterricht eine Betreuungsmöglichkeit. Auch das Mittagessen ist gewährleistet sowie die Möglichkeit, danach zu spielen oder auch Kurse zu belegen. Nach dem Unterricht können Kinder ­wiederum spielen, sich erholen oder, falls sie schon grösser sind, Hausaufgaben erledigen. Die Betreuung ist von 7 bis 18 Uhr gewährleistet. 

Vorteil: Das Kind ist im schulischen Umfeld, altersgruppengerecht ganztags betreut und der Weg zum Hort und zurück entfällt.
Nachteil: Es ist gerade für jüngere Kinder anstrengend, da die Pause zwischen Mittagessen und Nachmittagsunterricht recht kurz ist.
Kosten: Die Höhe des Anteils, den Eltern übernehmen müssen, ist kantonal festgelegt und einkommensabhängig.

Kita, Hort und Mittagstisch

Diese Art von Betreuung wird in der Wohngemeinde angeboten und va­riiert entsprechend. In manchen Gemeinden kann man stunden­weise oder auch halbtagsweise sein Kind vor und/oder nach dem Kindergarten betreuen lassen, entweder in der Kita, die es bereits kennt, oder auch im Hort oder Mittagstisch. Es lohnt sich daher, sich spätestens bei der Anmeldung des Kindes für den Kindergarten zu informieren und einen Platz zu reservieren. Denn mit dem Eintritt in den Kindergarten wird es mit der Vereinbarkeit von Beruf und Kinderbetreuung schwieriger: ­Müssen die Eltern bereits um 7.30 Uhr bei der Arbeit sein, beginnt der Kindergarten aber erst um 8 oder 8.20 Uhr, muss das Kind vor Unterrichtsbeginn in die Tagesstruktur oder den Hort. Hat es Nachmittagsunterricht, muss es über Mittag wieder in den Hort und nach dem Unterricht ebenfalls.

Vorteile: Das Kind ist in der Regel mit seinen Gspänli zusammen; eine gute Betreuung ist sichergestellt.
Nachteile: Lange Wartezeiten, wenig Plätze, nicht immer sind Horte nach Altersgruppen getrennt, kann lärmig sein, in den Ferien oft geschlossen, wechselnde Bezugspersonen und eingeschränkte Betreuung, anstrengend für Kindergartenkinder. 
Aufnahmegebühr und Kosten: Manche Horte erheben eine Eintrittsgebühr von bis zu 200 Franken. Ganztages­betreuung kostet um die 120 Franken, ein halber Tag ohne Mittagessen 60 Franken, ein halber Tag mit Mittagessen 85 Franken, nur Mittagessen um 25 Franken pro Kind (Richtwerte/Kosten nach Einkommen). Manche Horte bieten subventionierte Plätze.

Betreuung durch Tagesmutter 

In der Schweiz gibt es rund 10 00 Tagesmütter. Diese werden von Vermittlerinnen begleitet, müssen eine obligatorische Ausbildung absolvieren und sind zur jährlichen Weiter­bildung verpflichtet. Die Finanzierung ist ähnlich wie bei Kitas: Die Vereine werden in der Regel von den Gemeinden finanziell unterstützt.

Vorteile: Nur eine Bezugsperson, ist oftmals in der Nähe des Wohnorts, kurzfristig abrufbar, günstig.
Nachteile: Wartelisten bei Tagesmüttern, keine Betreuung in den Schulferien und im Krankheitsfall.
Kosten: Der Tagesfamilienverein stellt pro Betreuungsstunde etwa 8 bis 12 Franken in Rechnung. Spezielle Auslagen bezahlen die Eltern nach Absprache direkt an die Tagesmutter. Fahrspesen werden mit etwa 70 Rappen pro Kilometer vergütet. Darüber hinaus fällt eine einmalige Bearbeitungsgebühr von ca. 150 Franken an. Tageseltern, die ihre Betreuungsleistung selbständig anbieten, handeln die Höhe des Betreuungsgeldes mit den Eltern aus. 
www.tagesfamilien.ch

Betreuung durch eine Nanny

Gerade weil in der Schweiz die externen Betreuungskosten für berufs­tätige Eltern so hoch sind und die Schulzeiten in den wenigsten Fällen kompatibel sind mit den Arbeitszeiten der Eltern, ist die Kinderbetreuung durch eine Nanny beliebt geworden. Denn ab einem steuerbaren Einkommen von 100 00  Franken erhalten die Eltern keine staatliche Unterstützung mehr für die Kinderbetreuung. Sicherlich ist eine Nanny teurer als institutionelle Betreuungsangebote, dafür aber kommt sie zu der Familie nach Hause.

Vorteile: Kinder können in der vertrauten Umgebung bleiben, auch wenn sie krank sind, in den Ferien und den Randzeiten. Nannys übernehmen in der Regel auch leichte Haushaltsarbeiten.
Nachteile: Teuer. Nicht alle Nannys haben eine spezifische Ausbildung. Viele werden über eine Agentur vermittelt.
Kosten: Der Lohn für die Nanny ist Verhandlungssache und orientiert sich an Ausbildung und Erfahrung.
Informationen zum Lohn und Muster ­Arbeitsvertrag: www.hauswirtschaft.ch

Es gibt viele Termine. Am besten tragen Sie diese in einem Wochenplan ein.

Babysitter

Eine günstige und praktikable Lösung, wenn Eltern stundenweise abwesend sind, abends weggehen wollen oder ihre Kinder nur ab und zu fremdbetreuen lassen müssen.

Kosten tagsüber: Jugendliche ab 13 Jahren: 7 Franken pro Stunde; ab 16 Jahren: 8 bis 12 Franken.
Kosten abends: Ab 19 Uhr: 8 bis 10 Franken pro Stunde. Pauschale pro Abend: 25 is 0 Franken für Jugendliche unter 16 Jahren bzw. 30 bis 0 Franken für Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren.
Informationen aus dem Handbuch ­«Kinderbetreuung – Alternativen zur Kita» des Sozialdepartements der Stadt Zürich.

Informationen

  • Die Informationen bringt das Kind in der Regel auf Papier nach Hause. Kontrollieren Sie diese regelmässig.
  • Am besten hängen Sie diese in der Wohung an einem bestimmten Ort auf, ebenso wie den Stundenplan.
  • Führen Sie eine Schulagenda.
  • Notieren Sie die Tagesaktivitäten, Betreuungszeiten und Hobbys auf einem grossen Wochenplan. So hat auch Ihr Kind die Übersicht

Erholung

  • Gönnen Sie Ihrem Kind Ruhepausen. 
  • Nehmen Sie auf das erhöhte Schlafbedürfnis Rücksicht. 
  • Überfrachten Sie seine freien Nachmittage nicht mit zusätzlichen Aktivitäten. 
  • Fühlen Sie sich frei, das Kind an einem halben Tag zu Hause zu lassen, oder erkundigen Sie sich nach dieser Möglichkeit.

Anlässe

  • Ein Elternabend und ein Standortgespräch pro Jahr sind Pflicht. Sie dienen dem gegenseitigen Kennenlernen und dem Austausch.
  • Zusätzliche Anlässe werden über die Klassenlehrperson oder die Schule kommuniziert.
  • Das Standortgespräch soll Sie über den Entwicklungsstand Ihres Kindes informieren und darüber, wie es sich im Kindergarten eingelebt hat.

Tagesfamilie, Grossfamilie, Mittagstisch, Hort, Nachbarn: Die Betreuungsmöglichkeiten sind zahlreich.


Dieser Artikel stammt aus dem «Kindergartenheft 1. Jahr/Herbst» mit dem Titel «Endlich Chindsgi» und wendet sich an Eltern von Kindergartenkindern der ersten Klasse. Bestellen Sie jetzt eine Einzelausgabe!
Dieser Artikel stammt aus dem «Kindergartenheft 1. Jahr/Herbst» mit dem Titel «Endlich Chindsgi» und wendet sich an Eltern von Kindergartenkindern der ersten Klasse. Bestellen Sie jetzt eine Einzelausgabe!

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