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11. März 2020
«Hilfe, unser Sohn flippt immer aus!»
![frage-web-1130x500 Nicole Althaus](https://www.fritzundfraenzi.ch/uploads/2021/07/frage-web-1130x500-4.jpg)
Lukas, 30, und Corina, 34, Frauenfeld TG
Lesedauer: 1 Minuten
Unser Sohn, 8, geht bei jeder Kleinigkeit in die Luft. Um uns Distanz zu verschaffen, schicken wir ihn in sein Zimmer. Das hat bisher jeweils recht gut funktioniert. Neuerdings kommt er aber sofort wieder raus. Auf dieses Machtspiel möchten wir nicht einsteigen. Wie reagieren wir am besten?
Das sagt unser Expertenteam dazu:
![68d032e49230646b08404aeebccac5b3.JPG Stefanie Rietzler: Ufern die Hausaufgaben aus und fehlen Besprechungen und Korrekturen, entbehren sie jeglichen Lerneffekts. Wahrscheinlich fühlte sich die Lehrerin am Elternabend in die Defensive gedrängt und wollte nicht, dass die Diskussion eskaliert. Solche Themen lassen sich leichter im Einzelgespräch klären: Schildern Sie Ihre Beobachtungen und Bedenken und bitten Sie die Lehrerin um Klärung und Unterstützung. Als Eltern dürfen Sie auch ins Kontaktheft schreiben, dass Ihr Kind die Hausaufgaben nach den dafür vorgesehenen 30 Minuten abgebrochen hat oder den Auftrag nicht lösen konnte, weil es ihn nicht verstanden hat.](https://www.fritzundfraenzi.ch/uploads/2021/08/68d032e49230646b08404aeebccac5b3.jpg)
Stefanie Rietzler
Werten Sie den Umstand, dass Ihr Sohn von Wutausbrüchen übermannt wird, als Zeichen dafür, dass das Timeout bisher eben nicht «recht gut funktioniert» hat. Ihr Sohn muss lernen, seine Gefühle besser zu regulieren. Dafür braucht er Menschen, die ihn in dieser Situation begleiten. Genau das will Ihr Sohn Ihnen zeigen, wenn er aus dem Zimmer kommt. Das heisst nicht, dass Sie fortan von Abmachungen abrücken müssen, sondern, dass Sie da sind und seine Wut gemeinsam mit ihm aushalten. Es ist zudem wichtig, herauszufinden, welche Ursache die dauernden Gefühlsausbrüche Ihres Sohnes haben könnten, und ob er aus irgendeinem Grund unter Dauerstress steht.
Werten Sie den Umstand, dass Ihr Sohn von Wutausbrüchen übermannt wird, als Zeichen dafür, dass das Timeout bisher eben nicht «recht gut funktioniert» hat. Ihr Sohn muss lernen, seine Gefühle besser zu regulieren. Dafür braucht er Menschen, die ihn in dieser Situation begleiten. Genau das will Ihr Sohn Ihnen zeigen, wenn er aus dem Zimmer kommt. Das heisst nicht, dass Sie fortan von Abmachungen abrücken müssen, sondern, dass Sie da sind und seine Wut gemeinsam mit ihm aushalten. Es ist zudem wichtig, herauszufinden, welche Ursache die dauernden Gefühlsausbrüche Ihres Sohnes haben könnten, und ob er aus irgendeinem Grund unter Dauerstress steht.
![52d619a8f16b705fe0062dd096313686.jpg Nicole Althaus: Pro Klassenstufe 10 Minuten Hausaufgaben sind, wenn ich korrekt informiert bin, im Lehrplan vorgesehen. Wenn diese allerdings nicht korrigiert werden, bringt das herzlich wenig. Darauf ist Ihnen die Lehrerin eine Antwort schuldig. Ich persönlich würde allerdings nicht gleich zur Schulleitung rennen, sondern erst das Gespräch unter vier Augen suchen. Das ist klimatisch für alle Beteiligten, insbesondere auch Ihren Sohn, immer die beste Lösung. Vielleicht war die Lehrerin am Elternabend bloss verunsichert?](https://www.fritzundfraenzi.ch/uploads/2021/08/52d619a8f16b705fe0062dd096313686.jpg)
Nicole Althaus
Vielleicht ist es Ihrem Sohn ja wichtig, dass Sie seinen Ärger mitbekommen. Ob das berechtigt ist, kommt natürlich auf die Kleinheit der Kleinigkeiten an, wegen denen er in die Luft geht. Schicken Sie ihn mehrmals täglich ins Zimmer, verliert die Strafe an Effektivität, wie alles, das zu oft eingesetzt wird. Begegnen Sie den negativen Gefühlen Ihres Sohnes wertfrei. Wut, Hass und Ärger sind berechtigte Affekte. Signalisieren Sie aber klar, dass Toben, Schreien, Schlagen keine adäquaten Formen sind, damit umzugehen.
Vielleicht ist es Ihrem Sohn ja wichtig, dass Sie seinen Ärger mitbekommen. Ob das berechtigt ist, kommt natürlich auf die Kleinheit der Kleinigkeiten an, wegen denen er in die Luft geht. Schicken Sie ihn mehrmals täglich ins Zimmer, verliert die Strafe an Effektivität, wie alles, das zu oft eingesetzt wird. Begegnen Sie den negativen Gefühlen Ihres Sohnes wertfrei. Wut, Hass und Ärger sind berechtigte Affekte. Signalisieren Sie aber klar, dass Toben, Schreien, Schlagen keine adäquaten Formen sind, damit umzugehen.
![b743b51acc5a26b6c0afe5c42e86d129.jpg Peter Schneider: Ja. Hausaufgaben, die weder klar sind, noch besprochen werden und über Gebühr Zeit beanspruchen, sind kein Lern-Mittel, sondern ein pain in the ass (engl. für Schmerz im Arsch). Am Elternabend nicht darüber sprechen wollen: dito. Schreiben Sie darum getrost der Schulleitung ein freundliches, unemotionales Mail (mit cc an die Lehrerin), begründen Sie Ihre Kritik und machen Sie zugleich einen konkreten Gegenvorschlag, der Ihnen sinnvoll erscheint. Fragen Sie ausserdem Ihren Sohn, was er zu der Angelegenheit meint.](https://www.fritzundfraenzi.ch/uploads/2021/08/b743b51acc5a26b6c0afe5c42e86d129.jpg)
Peter Schneider
Wie wäre es, wenn Sie zur Abwechslung mal in sein Zimmer gingen? Oder Sie lassen ihn rauskommen, geben ihm aber gleichzeitig zu verstehen, dass Sie jetzt keine Nerven für weitere Auseinandersetzungen haben. Jedenfalls nicht in den nächsten 15 Minuten. Es gibt keine Wunderrituale, um Zornesausbrüche nachhaltig zu beenden. Man schont wenigstens seine Nerven, wenn man das bedenkt. Ansonsten hilft nur Improvisieren.
Wie wäre es, wenn Sie zur Abwechslung mal in sein Zimmer gingen? Oder Sie lassen ihn rauskommen, geben ihm aber gleichzeitig zu verstehen, dass Sie jetzt keine Nerven für weitere Auseinandersetzungen haben. Jedenfalls nicht in den nächsten 15 Minuten. Es gibt keine Wunderrituale, um Zornesausbrüche nachhaltig zu beenden. Man schont wenigstens seine Nerven, wenn man das bedenkt. Ansonsten hilft nur Improvisieren.
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