«Hilfe, in der Schule unseres Sohnes werden Mädchen bevorteilt!»
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«Hilfe, in der Schule unseres Sohnes werden Mädchen bevorteilt!»
Unser Sohn, 10, findet, dass die Mädchen in seiner Schule von den Lehrpersonen bevorzugt werden. Im Turnen würden die Buben stets gemahnt, weniger Körperchecks zu geben, während die Mädchen nie gemassregelt würden. Auch im Fachunterricht werde viel mehr auf das Gejammere der Mädchen eingegangen, als dass den Buben Gehör geschenkt würde. Was soll ich unternehmen?
Das sagt unser Expertenteam dazu:
Nicole Althaus
Sprechen Sie mit der Lehrerin über den Eindruck Ihres Sohnes, ohne Vorverurteilung. Meine Töchter hatten stets das Gefühl, von der Schule als Nachhilfe für die schwachen und faulen Jungs missbraucht zu werden. Letztlich werden wohl beide kindlichen Eindrücke nicht vollkommen falsch, aber auch nicht vollkommen richtig sein.
Stefanie Rietzler
Das Leben ist leider nicht immer fair. Solche kleineren Ungerechtigkeiten sind aber eine Möglichkeit, das Kind in seiner Frustrationstoleranz zu stärken. Sie können Ihrem Sohn Gehör schenken und ihm zutrauen, dass er mit dieser Situation umgehen kann. Unternehmen müssen Sie nichts.
Peter Schneider
Bevor Sie nun das grosse Genderfass aufmachen von wegen Feminisierung der Schule und der daraus folgenden Benachteiligung der Knaben würde ich den Ball eher flach halten. Wenn Ihr Sohn solche Ungerechtigkeiten empfindet, ermutigen Sie ihn, diese in der Schule selbst und möglichst konkret anzusprechen. Nehmen Sie ihn ernst, aber machen Sie keinen unfruchtbaren Geschlechterkampf daraus.
Unser Expertenteam:
Nicole Althaus, 49, ist Chefredaktorin Magazine und Mitglied der Chefredaktion der «NZZ am Sonntag», Kolumnistin und Autorin. Sie hat den Mamablog auf «Tagesanzeiger.ch» initiiert und geleitet und war Chefredaktorin von «wir eltern». Nicole Althaus ist Mutter von zwei Kindern im Alter von 18 und 14 Jahren.
Stefanie Rietzler ist Psychologin, Autorin («Clever lernen», «Erfolgreich lernen mit ADHS») und leitet die Akademie für Lerncoaching in Zürich. www.mit-kindern-lernen.ch
Peter Schneider, 59, arbeitet als Psychoanalytiker und Kolumnist in Zürich. Bis 2017 war er Professor für Entwicklungs- und Pädagogische Psychologie in Bremen; zurzeit lehrt er Geschichte und Wissenschaftstheorie der Psychoanalyse in Berlin.
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