Erziehung und Familie – 24 Fragen und Antworten

Wie geht Erziehung? Was ist das richtige Rezept? Wie viel Sorge ist angebracht, wie viel Vertrauen nötig? Wir haben namhaften Expertinnen und Experten die wichtigsten 100 Fragen zum Elternsein gestellt. Entstanden ist das umfangreichste Dossier in der Geschichte des Schweizer ElternMagazins Fritz+Fränzi: 100 Fragen – 100 Antworten.
Als kleinen Vorgeschmack, lesen Sie nun die Fragen und Antworten 1 bis 24 aus dem Dossier: von Fehlern über Belohnen bis Zimmer aufräumen. Das komplette Heft können Sie als Einzelausgabe hier bestellen.
1. Wann kann ich als Mutter oder Vater sagen: Meine Erziehung ist geglückt?
Philipp Ramming, Fachpsychologe für Kinder- und Jugendpsychologie und Psychotherapie FSP sowie Präsident der Schweizerischen Vereinigung für Kinder und Jugendpsychologie
2. Was können Eltern tun, damit ihr Kind in Situationen besteht, in denen es beleidigt oder geringgeschätzt wird?
Moritz Daum, Professor für Entwicklungspsychologie am Psychologischen Institut der Universität Zürich
«Wenn die Eltern alles mit derKarte bezahlen, können die Kinder kein Gefühl dafür entwickeln, dass Geld endlich ist.»
Natascha Wegelin, Unternehmerin
3. Wie bringen Eltern ihren Kindern bei, ihr Zimmer aufzuräumen?
Sarah Zanoni, Pädagogische Psychologin
4. Soll man mit seinen Kindern weniger diskutieren und sich stattdessen öfter durchsetzen?
Philipp Ramming, Kinder- und Jugendpsychologe
5. Belohnen sei das neue Bestrafen, hört man. Stimmt das?
Fabian Grolimund und Stefanie Rietzler, Psychologen und Leiter der Akademie für Lerncoaching in Zürich
6. Wie verhindern Eltern, dass sie ihre Kinder geschlechterstereotyp erziehen?
Moritz Daum, Entwicklungspsychologe
7. Wie bringt man dem Nachwuchs bei, bei Tisch nicht zu rülpsen, zu schmatzen oder die Ellbogen aufzustützen?
Wenn Eltern mit ihren Kindern gemeinsam Spielregeln aufstellen, werden sie viel eher befolgt. Mütter und Väter sollten zwar nicht die Tischregeln lockern, aber sich selbst ein wenig entspannen. Wenn sie die Situation nicht so bierernst nehmen, kommen sie auch auf ganz einfache Spielchen, mit denen Kinder Benimm beim Essen lernen. Kleine Reime helfen zum Beispiel weiter, wenn das Kind beim Essen immer die Arme abspreizt: «Ellenbogen, Ellenbogen, sei doch nicht so ungezogen!» Dann benimmt sich der Ellenbogen daneben und wird getadelt und nicht das Kind, das dann als «Bestimmer» seinen Ellenbogen wieder zurechtrücken kann.
Elisabeth Bonneau, ehemalige Gymnasiallehrerin und Autorin von Knigge-Handbüchern

8. Wie erziehe ich mein Kind zu einem rücksichtsvollen und emphatischen Menschen?
Philipp Ramming, Kinder- und Jugendpsychologe Moritz Daum, Entwicklungspsychologe
9. Wie sage ich der Freundin, dass ihre Erziehungsmethoden nichts taugen?
Philipp Ramming, Kinder- und Jugendpsychologe
10. Wie wichtig ist meine Intuition als Mutter oder Vater?
Philipp Ramming, Kinder- und Jugendpsychologe
11. Was können Eltern tun, wenn das Kind zu Hause nichts mehr erzählt?
Fürchten Sie also weder Pausen noch «leere Zeit» – beides ist gut für die Entwicklung einer persönlichen Beziehung. Statistisch gesehen dienen nur etwa 30 Prozent von dem, was Eltern zu Kindern sagen, dem Kindeswohl. Die anderen 70 Prozent dienen dem eigenen Selbstbild als Mutter beziehungsweise Vater. Dieses egozentrierte Verhalten ist bis zu einem gewissen Grad in Ordnung. Man muss sich einfach bewusst sein, dass es Unterschiede zwischen Kindern und Erwachsenen gibt, und darf nicht enttäuscht sein, wenn Kinder dann nicht so reagieren, als wäre alles, was wir ihnen zu geben versuchen, aus purem Gold. Oder anders gesagt: Kinder sollen auch mal ungehorsam sein dürfen. Das ist normal – in allen Ländern und Kulturen der Welt.
Jesper Juul, dänischer Familientherapeut und Bestsellerautor
12. Familientherapeuten raten gerne zu mehr Gelassenheit. Wie schaffen Eltern das?
nicht viel Sorge getragen.
Caroline Märki, Elterncoach und Familienberaterin bei FamilyLab
«Einen Geschwisterstreit fairzu schlichten, ist oft unmöglich. Wichtiger ist es, ihn angemessen zu beenden.»
Sarah Zanoni, Pädagogische Psychologin
13. Wie spricht man mit seinen Kindern über die Not und das Elend auf der Welt?
Ebenso wichtig ist es, die individuelle Sensibilität des Kindes zu berücksichtigen. Was für das eine Kind problemlos verdaubar ist, kann bei einem anderen Angst auslösen. Manche Kinder geben sich betont cool und ungerührt angesichts des Elends und Schreckens in der Welt – dies kann aber auch ein psychischer Schutz sein. Kinder zeigen sich oft betroffener, wenn etwas Schlimmes auch sie selbst betreffen könnte, wie zum Beispiel Naturkatastrophen, ein Brand oder ein Einbruch.
Sarah Zanoni, Pädagogische Psychologin
14. Wie können Eltern mit den Kindern über Gott reden, wenn sie nicht religiös sind?
Irgendwann wird es die Eltern auch mit Fragen über den Tod und das, was danach ist oder sein könnte, konfrontieren. Statt gleich die eigene Meinung preiszugeben, könnten Eltern ihre Kinder erst einmal nach deren Vorstellungen fragen. Erwachsene sind oft überrascht, welche philosophischen Gespräche sich daraus ergeben können. Grundsätzlich ist die Diskussionslust bei Kindern und Jugendlichen sehr gross, wenn es um diese Themen geht – sie sind sehr offen, interessiert und auch kritisch. Kinder gehen die Sache oft sehr viel spielerischer und entspannter an als Erwachsene und haben es deshalb verdient, dass wir uns mit ihnen darüber auseinandersetzen.
Sarah Zanoni, Pädagogische Psychologin
15. Wie lernen Kinder den Umgang mit Geld?
Natascha Wegelin, Unternehmerin und Bloggerin
16. Wie ist Erziehung ohne Streit möglich?
René Borbonus, Redner, Rhetorik und Kommunikationstrainer
17. Sollen Eltern ihren Kindern Spielzeugwaffen verbieten?
André Zimpel, Professor für Erziehungswissenschaft an der Universität Hamburg
18. Müssen sich Eltern in der Erziehung immer einig sein?
Philipp Ramming, Kinder- und Jugendpsychologe
19. Wie stark müssen Eltern ihren Kindern Grenzen setzen?
Philipp Ramming, Kinder- und Jugendpsychologe
«Das Üben ist in manchen Familien ein Streitthema wie die Hausaufgaben.»
Sibylle Dubs, Musikpädagogin in Zürich
20. Wie bringe ich mein Kind dazu, dass es sein Musikinstrument übt?
Um Musik zu leben und zu erleben, wäre die Antwort der elementaren Musikpädagogik. Um dem Kind die Möglichkeit zu geben, aus sich selbst heraus künstlerisch tätig zu werden. Wie wird also aus dem täglichen Üben Musik? Indem die Eltern selber diese Haltung einnehmen und das Kind unterstützen. Eltern sollten ihren musizierenden Kindern aktiv zuhören. Töne, und seien sie noch so wacklig und ungenau, werden zu Musik, wenn ihnen Aufmerksamkeit geschenkt wird. Dadurch lauschen die Kinder selber von Beginn weg ihrem Spiel, welches einen ganz anderen Wert erhält. Befolgen Sie drei Maximen. Erstens: Setzen Sie sich zum Üben zu Ihrem Kind. Zweitens: Seien Sie ehrlich zum Kind. Drittens: Reduzieren Sie in Krisen Dauer und Inhalt beim Üben. Und: Das Üben muss nicht ausschliesslich mit dem Instrument stattfinden. Schauen Sie sich zusammen das Notenheft auf dem Sofa an, reden Sie über die Namen der Stücke.
Sibylle Dubs, Musikpädagogin in Zürich
21. Sollen Eltern einschreiten, wenn die Geschwister unablässig streiten?
Wichtiger ist, den Streit angemessen zu beenden. Grundsätzlich lohnt es sich, mit den Kindern Lösungen zu üben und die Kritik so zu formulieren, dass die andere Person nicht in ihrer Integrität verletzt wird: Spielzeug tauschen statt wegnehmen oder eine Spielzeugkiste einrichten, die Dinge für beide enthält. Daneben darf jedes Kind eigene Dinge haben, die es nicht teilen muss. Streiten ist ein wahres Lernfeld, weil Kinder dabei lernen, eigene Bedürfnisse wahrzunehmen und anzumelden, mit Frust umzugehen und Lösungen zu finden – alles Kompetenzen, die man auch in Schule, Beruf und Partnerschaft braucht. Kindern das Streiten zu verunmöglichen hiesse, sie den Umgang mit Konflikten nicht lernen zu lassen. Oder lassen Sie Ihr Kind niemals mit Schere und Messer hantieren, nur weil es sich verletzen könnte?
Sarah Zanoni, Pädagogische Psychologin

22. Welches ist der häufigste Erziehungsfehler?
Philipp Ramming, Kinder- und Jugendpsychologe
23. Die Kunst in der Erziehung sei, so heisst es, das Verhalten des Kindes nicht persönlich zu nehmen. Wie schafft man das?
Zum Vergleich: Stellen Sie sich vor, Sie kommen abends müde und verärgert von der Arbeit nach Hause. Nun lassen Sie Ihre schlechte Stimmung an Ihrer Partnerin, Ihrem Partner aus. Kurze Zeit später klingelt es an der Tür: Es ist ein Bekannter von Ihnen. Bestimmt werden Sie mit dieser Person freundlich oder zumindest höflich umgehen. Dass Sie Ihren Ärger nur an Ihrem Mann oder Ihrer Frau ausgelassen und Ihre wahren Gefühle gezeigt haben, war eben nur möglich, weil Sie auf die Liebe Ihres Partners zählen können. Das ist beim eigenen Kind genau gleich. Haben Sie einen Teenager zu Hause, kommt hinzu, dass sein Gehirn gerade einen Entwicklungsprozess durchläuft. Das heisst: Sein Sozialverhalten macht grad Pause. Ihr Teenager kann also nichts dafür, dass er ziemlich egoistisch und wenig einfühlend unterwegs ist. Haben Sie also bitte Geduld!
Sarah Zanoni, Pädagogische Psychologin
24. Wie viel Erziehung brauchen Kinder?
Allerwichtigste.
Jesper Juul, Familientherapeut
Das komplette Dossier – alle 100 Fragen und Antworten – jetzt lesen in der Juni-Ausgabe:

Weitere Fragen und Antworten rund ums Thema Erziehung
- 11 Fragen zum Thema Medienkonsum
Darf ich mein Kind per GPS orten? Ist Handy-Entzug als Bestrafung sinnvoll?
- 13 Fragen zur Pubertät
Mein Kind kifft, was soll ich tun? Ab wann können Kinder alleine zu Hause bleiben?
- 10 Fragen zum Thema Entwicklung und Psychologie
Wie wichtig sind Geschwister? Was kann ich tun, wenn ein Kind oft schlägt oder ausrastet?
- 18 Fragen zum Thema Schule und Lernen
Wann ist eine frühe Einschulung sinnvoll? Wie lernt ein Kind zu lernen?
- 19 Fragen zum Thema Elternsein und Paarleben
Ist es eigentlich in Ordnung, wenn man sich für sein Kind schämt? Soll man den Paar-Streit von Kindern fernhalten? Und wie findet man Zeit für sich, damit es gar nicht erst zu schwierigen Trennungsfragen kommt?
- 5 Fragen zu Liebe und Sexualität
Die erste Menstruation – oder was tun als Eltern, wenn der Freund der Tochter zum ersten Mal über Nacht bleibt?
Eine Einzelausgabe mit allen 100 Fragen und Antworten gesammelt können Sie hier bestellen.