13. Juni 2024
Hilfe, der beste Freund meines Sohnes ist ein Besserwisser!

Lesedauer: 2 Minuten
Was tun, wenn man den «best buddy» seines Kindes überhaupt nicht ausstehen kann? Ein Problem, das auch Norbert plagt. Er wendet sich darum an unser Expertenteam.
Eine Frage – drei Meinungen
Leider mag ich den besten Freund meines Sohnes, 9, überhaupt nicht. Ich finde ihn einfältig, besserwisserisch, albern. Ich versuche, mir nichts anmerken zu lassen, aber es gelingt mir immer weniger gut. Mich plagen deswegen Schuldgefühle. Wie soll ich mich verhalten?
Norbert, 46, Zürich
Das sagt unser Expertenteam:

Annette Cina
Sie müssen den Freund Ihres Sohnes nicht mögen. Nicht Sie haben ihn als Freund ausgewählt, sondern Ihr Sohn. Haben Sie etwas Vertrauen, dass Ihr Kind schon einen guten Grund hat, sich mit diesem Jungen zu befreunden. Stellen Sie sich nicht zwischen die beiden. Es ist verletzend für ein Kind, wenn Eltern äussern, dass sie Freunde nicht mögen. Nehmen Sie etwas Distanz. So kriegen Sie weniger mit, sind den negativen Gefühlen nicht ausgesetzt. Wenn Sie sich Sorgen machen, dass Ihr Sohn leidet, sprechen Sie problematisches Verhalten an. Wenn der Freund Ihres Sohnes Ihre Grenzen überschreitet, setzen Sie diese.
Sie müssen den Freund Ihres Sohnes nicht mögen. Nicht Sie haben ihn als Freund ausgewählt, sondern Ihr Sohn. Haben Sie etwas Vertrauen, dass Ihr Kind schon einen guten Grund hat, sich mit diesem Jungen zu befreunden. Stellen Sie sich nicht zwischen die beiden. Es ist verletzend für ein Kind, wenn Eltern äussern, dass sie Freunde nicht mögen. Nehmen Sie etwas Distanz. So kriegen Sie weniger mit, sind den negativen Gefühlen nicht ausgesetzt. Wenn Sie sich Sorgen machen, dass Ihr Sohn leidet, sprechen Sie problematisches Verhalten an. Wenn der Freund Ihres Sohnes Ihre Grenzen überschreitet, setzen Sie diese.

Andrea Jansen
Sie brauchen kein schlechtes Gewissen zu haben. Sie haben Ihrem Sohn den Umgang mit seinem besten Kumpel ja nicht verboten. Versuchen Sie, den Freund durch die Augen Ihres Sohnes zu sehen. Fragen Sie ihn, was er an ihm besonders mag. Er wird Ihnen vielleicht Dinge nennen, die er in ihm sieht, Sie aber nicht. Nutzen Sie diesen Moment. Sprechen Sie mit Ihrem Sohn über Sinn und Wert von Freundschaften. Falls das nicht hilft: Sehen Sie zu, dass er sich mit seinem Freund auch mal bei dessen Familie trifft. Oder legen Sie sich ein Mantra zu. Vorschlag: «Es ist alles nur eine Phase. Es ist alles nur …»
Sie brauchen kein schlechtes Gewissen zu haben. Sie haben Ihrem Sohn den Umgang mit seinem besten Kumpel ja nicht verboten. Versuchen Sie, den Freund durch die Augen Ihres Sohnes zu sehen. Fragen Sie ihn, was er an ihm besonders mag. Er wird Ihnen vielleicht Dinge nennen, die er in ihm sieht, Sie aber nicht. Nutzen Sie diesen Moment. Sprechen Sie mit Ihrem Sohn über Sinn und Wert von Freundschaften. Falls das nicht hilft: Sehen Sie zu, dass er sich mit seinem Freund auch mal bei dessen Familie trifft. Oder legen Sie sich ein Mantra zu. Vorschlag: «Es ist alles nur eine Phase. Es ist alles nur …»

Peter Schneider
Erstens (bad news): Irgendwoher müssen die unangenehmen Erwachsenen ja kommen. Zweitens (good news): Aber nicht alle einfältigen Besserwisser bleiben so, wie sie als Kind einmal waren; manche werden schon in absehbarer Zeit nette und umgängliche Zeitgenossen. Ihre Schuldgefühle ehren sie und tragen der Asymmetrie im Machtverhältnis von Erwachsenen zu Kindern realistisch Rechnung. Das heisst aber nicht, dass Sie mit dem jungen Mann nur im säuselnden Schongang reden. Wenn Sie etwas nervt, dürfen Sie das (süüferli) auch sagen, aber möglichst konkret und ohne Generalisierung.
Erstens (bad news): Irgendwoher müssen die unangenehmen Erwachsenen ja kommen. Zweitens (good news): Aber nicht alle einfältigen Besserwisser bleiben so, wie sie als Kind einmal waren; manche werden schon in absehbarer Zeit nette und umgängliche Zeitgenossen. Ihre Schuldgefühle ehren sie und tragen der Asymmetrie im Machtverhältnis von Erwachsenen zu Kindern realistisch Rechnung. Das heisst aber nicht, dass Sie mit dem jungen Mann nur im säuselnden Schongang reden. Wenn Sie etwas nervt, dürfen Sie das (süüferli) auch sagen, aber möglichst konkret und ohne Generalisierung.
Das Expertenteam:
- Annette Cina, 51, arbeitet am Institut für Familienforschung und -beratung der Universität Freiburg. In ihrer eigenen Praxis berät die Psychologin, Psychotherapeutin und dreifache Mutter Jugendliche und Erwachsene. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören die Prävention von kindlichen Verhaltensstörungen, Paarkonflikte, Kindererziehung und Stress.
- Andrea Jansen, 44, ist Gründerin der Elternplattform Mal-ehrlich.ch. Die Journalistin, Unternehmerin und Stiftungsrätin war früher Fernsehmoderatorin und Produzentin bei SRF. Andrea Jansen hat drei Kinder im Alter von 7, 9 und 11 Jahren. Sie lebt mit ihrer Familie auf Hawaii und in Zürich.
- Peter Schneider, 66, ist Psychoanalytiker, Kolumnist und Satiriker. War mal Professor für Pädagogische und Entwicklungs-Psychologie an der Uni Bremen, ist immer noch Privatdozent für Klinische Psychologie an der Uni Zürich. Vater und Ehemann eines erwachsenen Sohnes und einer erwachsenen Frau aus und in erster Ehe.
Haben auch Sie eine Frage?
In dieser Rubrik beantworten Expertinnen und Experten Ihre Fragen zu Erziehung und Alltag mit Kindern.
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