PING! Der Wahnsinn im Eltern-Chat auf WhatsApp
Unsere Autorin Ulrike Légé hat ihr Handy verloren. Ein guter Zeitpunkt über die nervigen Gruppendiskussionen auf WhatsApp nachzudenken. Gibt es einen Weg aus der Elternchat-Falle?
Zum entspannten Mittags-Nickerchen eingeschlafen? Ping! Kind erzählt Wichtiges aus der Schule? Ping! Endlich die Zeit gefunden, den Mann zu küssen? Ping! Gerade unter die Dusche gegangen? Ping! Und fast immer springe ich hoch. Könnte ja etwas Wichtiges sein.
Phänomenal viele Pings liefern die Gruppen-Chats für Eltern. Und jeden Monat macht eine neue Gruppe auf: Klassenchat mit dem Lehrer, Elternchat ohne Lehrer, Chat Geräteturnen, «Mamis gehen in Ausgang»-Chat … Überall wird diskutiert.
Von der Wanderung schickt uns der Lehrer Fotos. Ping! Lachende Kinder, matschige Hosen – wunderbar! Solche Pings bekomme ich gerne. Aber dann geht‘s los. «Geniesst es…», findet Mami Superschnell. Zwölf weitere Eltern schicken «WOW!!!«, Herzchen, Smileys. PingPingPING! «Nee, echt jetzt? Und wir müssen im Büro sitzen??«, schreibt Papi Superwitzig. Sofort folgen die Lach-Mich-Tot-Smileys, LOLs und Grinseteufelchen vom Rest der Elternschaft. Pingeldipingping, 37 neue Nachrichten.
Muss ich antworten? Ich will ja nicht «ghosten» wie mein Teenie es nennt.
Sofort pingt es: «VERTIPPT???». «Nee, finde ich echt gut so. Natur pur!», pinge ich zurück. Und schick zur Sicherheit noch den Zwinker-Smiley mit. Der passt ja immer.
Fünf Minuten herrscht Ruhe und ich widme mich endlich der Offline-Welt, da pingt eine persönliche WhatsApp-Nachricht von Mami Nachbarin: «Hallo Ulrike, unser Hamster ist gerade gestorben. Alle Kinder weinen und Du findet das gut? Selbst wenn Fluffys Tod natürlich war, da könnte man schon einfühlsamer sein. Grüsse.»
Oh nein. Telefon suchen, WhatsApps zur Abwechslung einmal gründlich lesen … Mist, Mist, MIST – ich habe im falschen Elternchat gepostet.
Bilder: Montage und Pexels.com
Egal, was ich mache – im Chat bleibe ich nun für immer die Hamster-Hasserin. Dabei mag ich Hamster. Ich habe Mitgefühl mit ihnen. Ich denke, die nachtaktiven Tiere fühlen sich bei tagaktiven Kindern wahrscheinlich genauso wohl, wie ich in Chatgruppen. Ruh in Frieden, Fluffy. Ich möchte auch sterben.
Ich frage den Experten um Rat: unseren Teenie
«In Gruppenchats gehe ich genauso wenig wie zum Gruppensex.»
Eine mutige Nachbarin
Ich schmiede also Pläne: Von meinem neuen Smartphone, das mir mein Teenie gerade konfiguriert – braucht ja eigentlich niemand etwas zu wissen. Also zumindest keine Chat-Gruppe. Ob ich das wohl durchhalte?
Zu Ulrike Légé
Mehr über WhatsApp
- Warum wir immer SOFORT antworten müssen bei WhatsApp. Eine Teenagerin erklärt.
- Was Eltern über Whatsapp wissen und mit ihren Kindern besprechen sollten. Und: Welche sichereren Alternativen es gibt