Eifersucht: Unser Thema im März
Gesunde Rivalität oder erbitterter Geschwisterkampf? Fachleute beantworten die wichtigsten Fragen zum Thema.
Chefredaktor Nik Niethammer stellt Ihnen das Dossier Eifersucht und weitere Themen der März-Ausgabe vor. Das neue Magazin erscheint am Mittwoch, 9. März 2022. Sie können das Heft auch online bestellen.
Fragt man Eltern von Geschwisterkindern, was denn die Erziehung besonders herausfordernd mache, dann antworten viele: Die ständige Rivalität zwischen den Kindern, dieses stete Buhlen um Aufmerksamkeit, bringt einen oft an den Rand der Verzweiflung. Und die Frage, wie man sich als Eltern richtig verhält. Lässt man es Kind 1 durchgehen, wenn Kind 2 es wiederholt als dumm tituliert? Was tut man, wenn sich Kind 1 und Kind 2 minutenlang fetzen, wer beim Vorlesen welches Kissen bekommt? Geht man aus dem Raum, geht man dazwischen? Oder wartet man, bis Blut fliesst?
Als Vater von zwei frühpubertierenden Kindern (12 und 10) beobachte ich fasziniert – mitunter auch fassungslos –, wie Geschwister es täglich schaffen, sich in die Haare zu kriegen. Alles aufzuschreiben, würde Seiten füllen. Weil mich das Thema Eifersucht zurzeit persönlich umtreibt, habe ich – und ich gebe das gerne zu – das Dossier meiner Kollegin Julia Meyer-Hermann herbeigesehnt. Ich erhoffte mir Antworten auf Fragen wie «Wie viel Konkurrenz sollen Eltern zulassen?», «Können Eltern die Eifersucht zwischen Kindern unbewusst fördern?» oder «Wächst sich die Rivalität unter Kindern irgendwann aus?».
Und wissen Sie was? Ich wurde nicht enttäuscht.
Wie Eltern im Alltag auf ihre Kinder eingehen, ob sie Konkurrenz zulassen, ein Kind bevorzugen oder auf eine faire und gerechte Behandlung aller achten, ob sie jedem innerhalb der Familie feste Rollen zuweisen oder Flexibilität fördern – das alles beeinflusst das Verhältnis der Geschwister untereinander.
Ich weiss nun, dass Kinder, die weniger als drei Jahre auseinander sind, häufiger streiten. Dass der Begriff Eifersucht aus dem Althochdeutschen stammt und ursprünglich so viel bedeutete wie «krankhafte Verbitterung». Und ich kenne jetzt den Unterschied zwischen Eifersucht und Neid: Ein eifersüchtiger Mensch hat Angst, etwas zu verlieren, während ein neidischer Mensch das haben will, was andere besitzen.
Mädchen rivalisieren subtiler als Jungs. Sie beginnen zu tuscheln, zu intrigieren. Buben tragen Machtkämpfe offen aus.
Katalin Nef, Sozialpädagogin und Supervisorin
Meine Fragen und viele weitere werden in diesem Dossier von namhaften Expertinnen und Experten beantwortet. Die für mich tröstlichste Aussage stammt von der Sozialpädagogin und Supervisorin Katalin Nef. «Es ist normal, wenn Kinder miteinander konkurrieren. Wettbewerb hilft, sich selber weiterzubringen. Eine gesunde Konkurrenz ist eine Kompetenz, die wir brauchen, um zu überleben.» Wenn also Kind 1 mit Kind 2 das nächste Mal darum streitet, wer im Auto vorne sitzen darf, schaue ich anders auf die Dinge: Das ist nicht einfach ein Streit – hier geht es um Evolution!
Ich wünsche Ihnen, liebe Mütter, liebe Väter, liebe Erziehungsinteressierte, mit diesem Heft ebenfalls viele Aha-Erlebnisse. Wie schön, dass wir Sie bei Ihrer anspruchsvollen Aufgabe begleiten dürfen.
Herzlichst,
Ihr Nik Niethammer