Wenn soziale Medien zum Problem werden

Soziale Medien bieten Entspannung, Unterhaltung und Spass. Sie bergen aber auch Suchtpotenzial. Hier finden Sie Rat und Hilfe.
Beim Tiktok-Schauen chillen, auf Instagram erfahren, was so abgeht, oder via Snapchat lustige Fotos mit Ohren verschicken: Soziale Medien bieten vieles. Stellen Eltern bei ihrem Kind dauernde Gereiztheit, sozialen Rückzug, eine Verschiebung des Schlaf-Wach-Rhythmus oder eine laufende Steigerung der Onlinezeit fest, sollten sie nachfragen, zuhören und mit dem Kind gemeinsam nach Lösungen suchen. Darüber hinaus bieten regionale Jugend- und Familienberatungsstellen oder Suchtberatungsstellen kostenlose und vertrauliche Hilfe.
1. Elternnotruf
Kostenlos, vertraulich, rund um die Uhr und auf Wunsch anonym finden Eltern auch beim Elternnotruf Unterstützung: per Telefon (0848 354 555) oder per E-Mail, Chat und vor Ort. www.elternnotruf.ch
2. Pro Juventute
Auch Pro Juventute steht mit kostenlosem Rat und vertraulicher Hilfe bei akuten Problemen rund um die Uhr zur Verfügung. Auf 058 261 61 61 oder per Chat oder E-Mail. www.projuventute.ch/elternberatung.
3. SafeZone
Zudem gibt es auf SafeZone Onlineberatungen zu Suchtfragen. Das Angebot ist ebenfalls kostenlos und anonym und richtet sich an Betroffene, Angehörige und Nahestehende sowie an Fachpersonen und Interessierte.
- Was fasziniert Jugendliche an sozialen Medien? Sind Challenges gefährlich? Wie schaue ich mit meinen Kindern hinter die Fassade von Influencerinnen und Influencern? Diese und viele weitere Themen zu sozialen Medien werden auf der Website von Pro Juventute behandelt.
- Auch Jugend und Medien, die nationale Plattform des Bundes zur Förderung der Medienkompetenz, bietet Eltern weiterführende Informationen und wertvolle Tipps zum Thema.
- Zu Chancen und Risiken digitaler Medien für Kinder informiert auch das Bundesamt für Gesundheit (BAG).
- Die EU-Initiative Klicksafe fördert Onlinekompetenz und unterstützt Erziehungsberechtigte mit Infos und Angeboten zu allen Themen rund um Sicherheit im Netz – auch zu sozialen Netzwerken.
- Ein Elternblog zu Onlinethemen sowie verschiedene Workshops zu Medienkompetenz bietet der gemeinnützige Verein Zischtig.ch.
- Auch der Verein Netpathie führt Workshops durch zu Chancen und Risiken im Netz, respektvoller Kommunikation und mentaler Gesundheit und steht Bildungsinstitutionen beratend zur Verfügung.
- Der Verein Smartphone-freie Kindheit Schweiz (SfKS) unterstützt und vernetzt Eltern, die den Zugang ihrer Kinder zu Smartphones und sozialen Medien verzögern möchten.
Was regelt das neue Jugendschutzgesetz?
Seit dem 1. Januar 2025 gilt in der Schweiz das neue Bundesgesetz über den Jugendschutz in den Bereichen Film und Videospiele (JSFVG). Das Gesetz und die dazugehörige Verordnung sollen die rechtlichen Grundlagen schaffen, um Kinder und Jugendliche besser zum Beispiel vor Gewaltdarstellungen oder sexuell expliziten Inhalten zu schützen.
«Das betrifft vor allem Filme und Kinos», sagt Yvonne Haldimann, Projektleiterin der nationalen Plattform Jugend und Medien. «Doch auch soziale Netzwerke müssen sicherstellen, dass sie keine entsprechenden Videos zeigen – oder verbindliche Altersverifikationssysteme einführen.» Anbieter haben nun zwei Jahre Zeit, ihre Ausgestaltung der Bestimmungen vorzulegen. Wer sich dann, ab 2027, nicht an das Gesetz hält, kann mit bis zu 40 000 Franken Busse bestraft werden.
Andere bedenkliche Aspekte sozialer Medien – etwa was Algorithmen oder Hatespeech betrifft – fallen laut Haldimann nicht unter das neue Gesetz. Auch betrifft dieses «nur» Plattformen, die sich an Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten richten.
«Meist werden internationale Plattformen jedoch von anderen Regelungen in die Pflicht genommen.» Etwa vom Digital Services Act der Europäischen Union, der illegale und schädliche Onlineaktivtäten und Desinformation im Fokus hat. Für die Schweiz sei mit dem neuen Bundesgesetz über Kommunikationsplattformen und Suchmaschinen etwas Ähnliches in Ausarbeitung.
Bücher zum Weiterlesen
Digital-Life-Balance
Digitale Medien sind zum unentbehrlichen Werkzeug geworden. Doch seit das Smartphone stets dabei ist, kommen wir häufig nicht mehr vom Screen los. Dieser Ratgeber hilft, die Mechanismen zu durchschauen und die Kontrolle über den digitalen Konsum zurückzugewinnen.
Franz Eidenbenz: Digital-Life-Balance: Bewusst und selbstbestimmt dem Online-Sog begegnen. Beobachter 2021, 224 Seiten, ca. 34 Fr.
Social Media
Welche Unternehmen stecken hinter Instagram oder Tiktok? Wie wirkt sich Social Media auf unsere Psyche aus? Wird man als Influencerin reich? Die Autorin erklärt anschaulich, welche Mechanismen Social Media prägen und wie wir uns sicher im Netz bewegen können. Für Jugendliche ab 13 Jahren.
Isabell Prophet: Social Media. Carlsen Klartext 2023, 224 Seiten, ca. 15 Fr.
Generation Angst
Das Aufwachsen der Gen Z in einer radikal umgestalteten, digitalen Umgebung habe katastrophale Folgen, so die These des amerikanischen Psychologieprofessors. Das Buch fand vielfach Beachtung – wird von Fachpersonen aber auch kritisch beurteilt.
Jonathan Haidt: Generation Angst. Wie wir unsere Kinder an die virtuelle Welt verlieren und ihre psychische Gesundheit aufs Spiel setzen. Rowohlt 2024, 448 Seiten, ca. 32 Fr.
Was geschieht auf den Teenie-Handys?
Was machen Teenager eigentlich auf ihren Smartphones? Dieser Frage gehen die Autorinnen im Buch nach und zeigen die Komplexität, mit der Heranwachsende in ihrem digitalen Leben konfrontiert sind. Nicht in Deutsch verfügbar.
Emily Weinstein und Carrie James: Behind Their Screens: What Teens Are Facing (and Adults Are Missing). University Presses 2022, 240 Seiten, ca. 36 Fr.
Kindheit – eine Beruhigung
Eltern fühlen sich unter Druck, perfekte Mütter und Väter von möglichst erfolgreichen Kindern zu sein. Dabei sind sie in vielen Bereichen gefordert. Das Buch vereint Texte von Fachleuten aus verschiedensten Bereichen – darunter ein Kapitel zum Umgang mit digitalen Medien – und möchte zu einem gelasseneren Umgang mit unseren Kindern beitragen.
Oskar Jenni (Hg.): Kindheit – eine Beruhigung. Kein & Aber 2024, 256 Seiten, ca. 29 Fr.