«Wir waren jung und hatten keine Ahnung»

Malinka, 16, findet es unfair, wenn Eltern ihre Kinder als handysüchtig bezeichnen. Sie hätte es sich jedoch gewünscht, besser auf den Umgang mit sozialen Medien vorbereitet zu werden.
Liebe Eltern, immer wieder hören wir von euch, dass wir zu viel am Handy sind, dass wir handysüchtig sind und ähnliche Kommentare. Ich verstehe, was ihr meint, und doch finde ich es ungerecht. Ihr seid nicht mit einem Handy in der Nähe aufgewachsen, ihr habt nicht mitgekriegt, dass es da so ein tolles, neues Gerät gibt, auf dem man so viele Dinge tun kann.
Doch auch ihr besitzt nun ein Smartphone, welches ihr sehr oft in der Hand habt. Als ich aufwuchs, bekam auch ich nicht so viel von dem Handy mit. Natürlich war es anders als bei euch, da es bei euch noch nicht existierte, aber ich wuchs so auf, als ob das Handy nur für Notfälle ist. Ich wusste erst recht nicht, dass so was wie Facebook existierte. Ich wuchs also eher «altmodisch» auf. In der Mittelstufe hatten dann die anderen Kinder plötzlich ein Handy und sprachen nur noch davon.
Es hätte uns sehr viel geholfen, wenn wir Eltern gehabt hätten, die uns erklärten, welche Gefahren von sozialen Medien ausgehen.
Feuer und Flamme für Tiktok
Ich bekam mein Handy in der sechsten Klasse. Zu dieser Zeit wurde Tiktok beliebt. Auch ich lud es mir herunter und war sofort Feuer und Flamme. Doch war ich dadurch stark abgelenkt und konzentrierte mich nicht mehr richtig auf die Schule. Ich war manchmal eine ganze Stunde auf Tiktok und ehe ich mich versah, war schon Zeit fürs Abendessen.
Vielen anderen Kindern ging es genauso, manche waren fast schon süchtig danach. Wir wussten damals nicht so viel über die Sozialen Medien und manche veröffentlichten Videos und Bilder von sich mit einem öffentlichen Profil. Dadurch, dass wir noch so jung waren, wussten die meisten von uns nicht, dass Leute aus der ganzen Welt diese Videos sehen konnten. Zudem hatten die meisten in meinem Alter keine Ahnung, was alles hinter den Sozialen Medien steckt und dass alles, was wir tun, aufgezeichnet wird.
Ich denke, es hätte uns sehr geholfen, wenn wir ein Erklärungsvideo, einen Workshop in der Schule oder Eltern gehabt hätten, die uns erklärten, was die Gefahren der sozialen Medien sind und wie man sich davor schützen kann. Auch wenn ihr Eltern sagt, dass wir Kinder zu lange an den Handys seien, hättet ihr auch Handyregeln einführen können. Ein Beispiel für eine Handyregel ist, dass das Handy in der Nacht nicht im Zimmer sein darf.
Mein Vorschlag ist, dass die Eltern bei den Kindern die Handys so einrichten, dass sie bis zum Alter von etwa 14 Jahren eine Bildschirmzeit haben und es von den Eltern bestätigen lassen müssen, wenn sie eine neue App herunterladen möchten. Ich hatte diese Einschränkung und ich muss sagen, dass ich manchmal sehr dankbar dafür war.
Bildschirmzeit im Griff haben
Natürlich nervt es, wenn man für die Schule etwas herunterladen muss und zuerst noch eine Bestätigung benötigt oder wenn man lange unterwegs ist und nichts zu tun hat und dann noch die Verlängerung der Bildschirmzeit benötigt. Doch es hilft einem, die Bildschirmzeit in Zukunft besser im Griff zu haben.
Vielen Dank fürs Lesen,
Malinka