Verletzt, vernetzt: Was schützt vor Cybermobbing?
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In Zusammenarbeit mit der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi
Das Internet vergisst nicht, ist ständig verfügbar und anonym – ein fruchtbarer Boden für Cybermobbing. In der digitalaffinen Jugend werden erschreckend viele zu Opfern und zu Tätern – wie analoge Sensibilisierungsarbeit schützen kann.
Strukturelle Diskriminierung
Der Begriff Diskriminierung beschreibt die Ungleichbehandlung von Menschen. Auch im Schulalltag sind Unterscheidungen schnell gemacht – egal ob digital oder analog: da die Coolen, dort die Nerds, hier diejenigen mit Snapchat und dort diejenigen ganz ohne Smartphone.
Gerade die letzte Gruppe wirft aufgrund der strukturellen Diskriminierung, der sie ausgesetzt ist, spannende Fragestellungen auf: Wie gehen wir als Eltern, als Schule und als Gesellschaft mit solchen Sachzwängen um? Wenn sich mehr und mehr Aspekte des Schulalltags ins Digitale verlagern und Lehrpersonen Whatsapp verstärkt als Informationskanal nutzen, geschieht Ausgrenzung auch ganz ohne bösen Willen.
Anders sieht es beim Cybermobbing aus, bei dem eine Person wiederholt und über längere Zeit unter negativen Kommunikationsformen einer oder mehrerer Personen leidet und diesen Zustand nicht aus eigener Kraft ändern kann.
Es braucht das Interesse der Eltern
Viele Erwachsene wissen nicht, wie sie Hilfe anbieten können, weil ihnen die digitale Welt fremd ist. Oder weil sie nicht verstehen, wie echt und verletzend für einen Jugendlichen ein bestimmter Kommentar unter einem Bild sein kann. Eine vertrauensvolle Eltern-Kind-Beziehung kann dann entstehen, wenn man sich echt interessiert und wirklich verstehen will.
Ernst nehmen und zuhören sind nicht nur in der Prävention sehr wichtig, sondern gerade auch dann, wenn sich ein junger Mensch im Rahmen einer ganz konkreten Mobbingsituation einem Erwachsenen anvertraut. Die Aufarbeitung und die weitere Vorgehensweise sind je nach Fall individuell zu beurteilen. Eltern und Lehrpersonen stehen hier in der Verantwortung, bei Bedarf auch Profis wie beispielsweise die Schulsozialarbeit miteinzubeziehen. Heute sind die Schulen in dem Thema sehr gut aufgestellt und verfügen oft über eigene Fachleute mit medienpädagogischem Hintergrund, die adäquat begleiten und unterstützen können.
Eine tolerante Haltung kultivieren
Die Sensibilisierungsarbeit der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi – ob in Projekten in Trogen oder mit den Radiomobilen direkt an den Schulen – fokussiert auf Respekt, Toleranz und Empathiefähigkeit. Im Zeitalter digitaler Filterblasen wird Ambiguitätstoleranz immer wichtiger: die Fähigkeit von Kindern und Jugendlichen, sich mit anderen Meinungen auseinanderzusetzen und diese auch stehen lassen zu können. Workshops wie der eingangs beschriebene in Diepoldsau sind insofern wichtig, als sie Kindern die Möglichkeit geben, den Umgang mit anderen Meinungen zu trainieren und daraus eine Haltung zu kultivieren. Eine von Toleranz geprägte Haltung, mit der man seinem Gegenüber auch virtuell begegnen kann.
Überfachliche Kompetenzen – zusätzliche Belastung oder vielversprechende Chance? Dieser Frage geht ein Symposium nach, das am 4. April 2020 im Kinderdorf Pestalozzi stattfindet. Keynote-Speaker ist Prof. Dr. Rolf Gollob von der Pädagogischen Hochschule Zürich.
Lernen orientiert sich heute konsequent an Kompetenzen und will damit den Kindern und Jugendlichen helfen, die unmittelbare und lebenslange Anwendung des Gelernten im Vordergrund zu behalten. Im Lehrplan 21 erhalten überfachliche Kompetenzen eine zentrale Bedeutung für eine erfolgreiche Lebensbewältigung. Schulen sind mit dem konkreten Auftrag konfrontiert, Schülerinnen und Schüler über den Fachunterricht hinaus in ihrer Eigenständigkeit, Selbstreflexion, Konfliktfähigkeit und im Umgang mit Vielfalt zu fördern. Welche Herausforderungen und Chancen bringen diese Neuerungen mit sich? Welche Aufgaben und Rollen fallen den Schulen und den ausserschulischen Akteuren zu? Und was sind die Grundsätze und Voraussetzungen für die Förderung und Entwicklung überfachlicher Kompetenzen? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigt sich das Symposium für Lehrpersonen, Pädagoginnen und Pädagogen, Jugendarbeiterinnen und Jugendarbeiter sowie Studierende.
Wann: Samstag, 4. April 2020
Wo: Stiftung Kinderdorf Pestalozzi, Trogen AR
Mehr Informationen unter www.pestalozzi.ch/symposium
Cybermobbing-Kampagne
www.elternsein.ch/cybermobbing