Wer gut mitmacht, bekommt ein Zückerli - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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Wer gut mitmacht, bekommt ein Zückerli

Lesedauer: 3 Minuten

Wenn es fürs Stillsitzen Süssigkeiten gibt und nur noch Schokolade als Trost bei Trauer hilft, bekommen Nahrungsmittel eine andere Bedeutung. Hört ein Kind nicht mehr auf sein Bauchgefühl, kann das unerwünschte Auswirkungen haben.

In Zusammenarbeit mit Betty Bossi

Ein typischer Abend bei Familie Rossi: Das Essen steht noch nicht auf dem Tisch und das jüngste Familienmitglied möchte ununterbrochen getragen werden, während der ältere Bruder drauf und dran ist, mit den neuen Farbstiften die Wand zu bemalen.

Durchatmen, Kinder ruhigstellen und endlich kochen. Leo bekommt ein kaltes Apfelstück für die ersten Zähne und nuckelt zufrieden daran rum, während Cyrill sich mit Schokoladecrackern begnügt. Eine Situation, die vielen Eltern bekannt vorkommen dürfte. Nur, das Essen dient in dieser Situation nicht seinem eigentlichen Zweck, nämlich zu sättigen, sondern lenkt in erster Linie ab, beschäftigt und vergnügt die beiden Kinder.

Zugegeben, in manchen Situa­tionen kann nur noch etwas zu essen – meist etwas Süsses – die gewün­schte Reaktion bei Kindern hervorrufen. Und nicht nur bei Kindern. Essen und Trinken dient schon sehr lange nicht nur der Versorgung des Körpers. So essen wir beispielsweise aus religiösen, gesundheitlichen oder familiären Beweggründen.

In der Werbung wird gezeigt, was Produkte angeblich aus uns machen können. Lebensmittel werden mit erstrebenswerten Eigenschaften konnotiert. Wenn wir ein bestimmtes Nahrungsmittel essen, werden wir schlank, stark, lustig, mutig, männlich, weiblich und so weiter. Nicht einfach «nur» satt. Bei Kleinkindern ist es herausfordernd, zu erahnen, welches Bedürfnis gerade aktuell ist. Es kommt vor, dass das Bedürfnis nach Nähe und Zuwendung missverstanden wird oder zu Verunsicherung führt. Gibt man dem Kind in einer solchen Situation etwas zu essen, kann eine kurzfristige Beruhigung erreicht werden, das Bedürfnis nach Nähe besteht aber weiterhin und wird eher noch verstärkt. Werden ältere Kinder ­beispielsweise mit Schokolade getröstet, sendet diese Handlung falsche Impulse. Trost wird in Verbindung mit Schokolade gebracht, was sich bis ins Erwachsenenalter durch­ziehen kann und unter Umständen  zu ungünstigen Essmustern führt.

Belohnung gleich Bestrafung

Eine Belohnung ist das Gegenteil einer Bestrafung. Dachte ich bis anhin. Schaut man genau hin, sind Belohnungen den Bestrafungen sehr ähnlich. (Lesetipp der Redaktion: Jesper Juul: Erwünschtes Verhalten zu belohnen, ist Machtmissbrauch.) Auf eine gewünschte oder eben unerwünschte Aktion der Kinder folgt eine Aktion der Eltern.
 
Die Kontrolle der Eltern steht bei beiden Aktionen im Vordergrund. 
Gewünschte Aktionen des Kindes werden durch ein Leckerli bestärkt in der Hoffnung, dass diese wiederholt werden. Auf die Beweggründe und die Intuition der Kinder wird dabei nur wenig achtgegeben. Kinder sind grundsätzlich sehr intuitiv unterwegs. Sie entscheiden nach Bauchgefühl oder eben auch nach Hunger und Sättigung. Sie spüren sehr klar, wann sie Hunger haben und wann sie satt sind.

Erhalten sie nun regelmässig Essen, wenn sie etwas gut machen, wenn sie ruhig sein sollen oder wenn sie geduldig sein müssen, essen sie nicht mehr intuitiv, sondern für einen anderen Zweck. Das intuitive Essen geht dadurch verloren. Das­selbe passiert, wenn Sie Ihrem Kind ein Dessert versprechen, wenn es den Broccoli aufisst.

Ein Teil des Plans wird wahrscheinlich aufgehen, der Broccoli wird widerwillig, am besten ohne zu kauen, heruntergewürgt. Ihr Kind wird ihn weiterhin nicht mögen. Denn Kinder sind schlau und merken sich die Belohnung. Klappt es einmal mit dem versprochenen Dessert, wird es immer wieder funktionieren. Und etwas, das eine Belohnung braucht, um überhaupt gegessen zu werden, kann gar nicht schmecken.

Seien Sie nachsichtig mit sich selbst

Dieser Artikel soll nicht für Verwirrung sorgen oder Ihre Erziehung Infrage stellen. Der Familienalltag kann sehr stressig sein, insbeson­dere wenn ungeplante Dinge passieren, was mit Kindern häufig vorkommt. Doch das Essen soll als erste Priorität Sie und Ihre Familie sättigen. Mahlzeiten gemeinsam am Familien­tisch zu geniessen und dadurch gleich­zeitig die sozialen Bedürfnisse zu befriedigen, macht auf alle Fälle Sinn und ist für Sie und Ihre Familie sehr wertvoll.

Versuchen Sie Ihrem Kind den Broccoli oder den Fenchel auf eine positive Art schmackhaft zu machen, vielleicht mag es den Fenchel fein gehobelt als Salat in Kombination mit einem Apfel. Oder es mag den Broccoli knusprig gebacken aus dem Ofen. Vielleicht aber bleibt der Broccoli noch bis ins Erwachsenenalter auf dem Teller liegen, während andere Gemüse bevorzugt gegessen werden, auch das ist in Ordnung. Ein feines Dessert können Sie zusammen als Familie geniessen, ohne dass Ihr Kind etwas dafür tun musste.

Nach einem arbeitsreichen Tag lohnen sich schnelle Menüs, welche Sie vorbereiten können. So nimmt das Kochen wenig Zeit in Anspruch und Sie können sich voll und ganz um die Bedürfnisse Ihrer Kinder kümmern, ohne sie ruhigstellen zu müssen. Eine Win-win-Situation also.


Schnelle Menüs – in 20 Minuten auf den Tisch gezaubert

Auch wenn ich eine sehr spontane Köchin bin und immer bleiben wollte, merke ich, dass ein flexibler Menüplan für die Woche sehr nützlich sein kann und ich dadurch viel Zeit beim Einkaufen und Kochen spare. Schnelle Menüs aus meinem persönlichen Menü-Fundus:

  • Käseschnitte mit Salat
  • Couscous-, Teigwaren- oder Linsensalat (kann am Vortag vorbereitet werden)
  • Polenta-Pizza 
  • Spaghetti mit Tomatensauce und Gemüsedip
  • Chili con/sin Carne
  • Gemüsecurry mit Reis (Gemüse am Vorabend rüsten)
  • Hörnligratin mit Broccoli (Hörnli am Vorabend kochen, Broccoli am Vorabend rüsten)
  • Flammkuchen
  • Lasagne (am Wochenende vorbereiten und tiefkühlen)

Zur Autorin:

Vera Kessens ist BSc Ernährungsberaterin SVDE bei Betty Bossi AG.
Vera Kessens ist BSc Ernährungsberaterin SVDE bei Betty Bossi AG.


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