«Fürs Gymi zahle ich einen hohen Preis»

In unserem Dossier zum Thema Burnout kommen Jugendliche zu Wort, die in eine Erschöpfungsdepression gerutscht sind. Die 13-jährige Emma besucht seit kurzer Zeit das Gymnasium. Doch eine Sorge sitzt ihr ständig im Nacken.
Für mich war immer klar, dass ich ans Gymnasium gehen würde: All meine Berufswünsche setzen eine Matura voraus. Die Vorbereitung auf die Aufnahmeprüfung hatte mir trotz guter Vornoten einiges abverlangt.
Im Gymi wurde uns klargemacht, dass nicht nur das erste halbe Jahr als Probezeit anzusehen sei, sondern dass wir auch später noch von der Schule fliegen könnten. Im ersten halben Jahr schienen es die Lehrer geradezu darauf anzulegen.
Ich war nur noch am Lernen und Durchhalten.
Es kam vor, dass gleich drei Prüfungen auf einen Tag fielen. Ich war nur noch am Lernen und Durchhalten. Erstaunlicherweise haben alle bis auf zwei Schüler die Probezeit bestanden. Zwei weitere sind freiwillig ausgestiegen. Seither ist vieles besser geworden; mich dünkt, die Lehrer koordinieren ihre Prüfungstermine besser.
Im Sommer fragte mich meine Mutter, ob ich nun endlich angekommen sei, ein erfolgreiches Jahr im Gymnasium spreche doch dafür, dass ich da hingehöre. Aber mir macht der Umstand Angst, dass man jederzeit wieder rausfliegen kann. Absurderweise werde ich mich an dieser Schule wohl erst aufgenommen fühlen, wenn ich die Matura in der Tasche habe.
Ich habe aber auch gelernt, manche Dinge entspannter zu sehen, so habe ich nicht mehr den Anspruch, nur gute Noten zu schreiben – es ist in Ordnung, wenn ich in einzelnen Fächern genügend bin. Meine Mutter findet trotzdem, dass die Schule zu viel Platz einnimmt, sie spielte sogar einmal mit dem Gedanken, mich abzumelden.
Etwas anderes als das Gymnasium kommt für mich aber nicht infrage. Dafür zahle ich einen hohen Preis, wenn es darum geht, Hobbies aufrechtzuerhalten: Eins findet in meiner Mittagspause statt, das andere beginnt nach einem Zehnstundentag. Wir haben eine super Klasse, leider sind wir nur noch bis zu den Sommerferien zusammen, weil wir uns für verschiedene Schulprofile entscheiden müssen.
Letzthin war ich zu Besuch in einem Wirtschaftsgymnasium, dahin gehen auch Jugendliche, die nach der Sek übertreten. Die Schüler kamen mir unmotiviert vor, in der Pause standen sie herum und rauchten. Drittklässler konnten Fragen nicht beantworten, auf die sogar ich als Zweitklässlerin die Lösung kannte. Mein Gymnasium hat den Ruf, hohe Anforderungen an Schüler zu stellen. Ich könnte an eine weniger anspruchsvolle Schule wechseln, aber ich bleibe, wo ich bin. Es macht mich auch stolz, dort zu bestehen.