Gemeinsam statt einsam
In Zusammenarbeit mit der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi
Gerade in Ausnahmesituationen brauchen Kinder eine Stimme. Die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi antwortete mit ihrem Kinder- und Jugendradio auf das Coronavirus – und entwickelte eine krisenresistente Sendung, die in der Isolation vernetzte.
Vom Teenie bis zur Seniorin
Doch schon bald meldeten sich die ersten Kinder zu Wort. Radiopädagogin Samantha Kuster erinnert sich an den Nachbarssohn ihrer Eltern, den sie zum Mitmachen ermunterte. Der 13-Jährige meisterte das Gespräch trotz seines sehr ruhigen Naturells souverän. In der zweiten Woche habe er dann von sich aus in die Sendung angerufen, um von seinem Lieblingsbuch zu erzählen und Freunde und Familie zu grüssen. «Da wurde mir bewusst, dass diese Erfahrung für sein Selbstvertrauen sehr wichtig war.»
Verbindende Momente gab es beispielsweise, als ein Mädchen während einer Sendung einen Buchtipp teilte und eine Freundin grüsste, die nicht mehr im selben Dorf lebt – und diese sich daraufhin meldete. Auch ältere Menschen erzählten von ihrem Alltag in Quarantäne. Cinzia Hänsenberger hatte beispielsweise die bald 80-jährigen Eltern einer Freundin in der Leitung, die es sehr schätzten, auf diesem Weg ihr Umfeld zu beruhigen und ihre Enkelkinder zu grüssen.
Die Schule traf sich digital
Strazza hätte Ende März eine Projektwoche mit einer Primarschule in Gais durchführen wollen. Wenn schon das Projekt ins Wasser fiel, so sollte zumindest die Vorarbeit der Kinder und Lehrpersonen nicht umsonst gewesen sein. Aus den Vorproduktionen entstand eine ganztägige Sendung mit viel Raum für Interaktionen. «So haben wir uns vom analogen Prinzip mit möglichst viel Begegnung vor Ort an eine mit dem Social Distancing konforme Variante herangetastet, bei der man sich digital trifft.» Die Sendung sei ein voller Erfolg gewesen, so Adrian Strazza. Berührt habe ihn unter anderem die gemeinsame Grussbotschaft aller Kindergärtnerinnen. «Ich denke, es ist etwas Schönes, wenn Lehrpersonen auch mal sagen können: Wir mögen Kinder und freuen uns, wenn es wieder losgeht.»
Mobile Reporter
Auch der eingangs erwähnte Neo war in den Augen von Samantha Kuster ein potenzieller mobiler Reporter. Noch am selben Abend, an dem er zum ersten Mal auf Sendung war, schrieb er eine E-Mail mit der Bitte, in der kommenden Woche einen eigenen Beitrag realisieren zu dürfen. In den Augen der Radiopädagogin ein schönes Beispiel dafür, wie das Radio Kinder ermächtigen kann, selber aktiv zu werden und ihre eigene Meinung zu vertreten. #powerupverbindet habe Neo die Möglichkeit gegeben, sich in einer schwierigen Situation selber auszuprobieren und sein Selbstbewusstsein zu stärken. Ausserdem habe er etwas gefunden, das ihm Freude macht. Samantha Kuster: «Er hat die Aufgabe mit Bravour gemeistert und selbständig einen qualitativ sehr guten Beitrag über sein Hobby Basketball abgeliefert.»
Community Radio #powerupverbindet – das Wichtigste in Kürze
- Das Radio der Stiftung Kinderdorf Pestalozzi vernetzte Kinder und Erwachsene in Zeiten des Coronavirus und gab ihnen während des Lockdowns eine Stimme.
- Zuhörerinnen und Zuhörer erzählten einander, wie sie diese aussergewöhnliche Situation meistern, und regten damit andere an, es ihnen gleichzutun. So wurde Solidarität erlebbar.
- Die Sendung vermittelte Helferinnen und Helfer an Hilfesuchende und stärkte so das Gemeinschaftsgefühl.
- Während das Coronavirus die Berichterstattung in den Medien dominiert, geraten positive Ereignisse in Vergessenheit. Dieser Entwicklung wirkte die Sendung mit einer positiven Grundhaltung entgegen.
- Schulklassen bot #powerupverbindet eine Abwechslung zum Online- und Homeschooling. In eigenen Sendungen setzten sie die Themen, verschafften sich Gehör und traten so akustisch mit ihrer Community in einen Dialog.
- Mit der Wiederaufnahme des Unterrichts an den obligatorischen Schulen am 11. Mai wurde die Radiosendung eingestellt.
- Die Sendungen kann man hier nachhören: www.powerup.ch/podcasts
Über die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi
www.pestalozzi.ch