Wie Eltern die Kreativität ihrer Kinder fördern können
In jedem Kind steckt die Freude am Entdecken, Ausprobieren und Erforschen. Im Schulalltag bleibt für die Förderung der künstlerischen Kreativität meist wenig Spielraum. Hier sind die Eltern deshalb besonders gefragt.
Kreativität hilft der gesunden geistigen Entwicklung und beim Aufbau eines starken Selbstwertgefühls. Künstlerische Gestaltungsmöglichkeiten und Ausdrucksformen sind auch wichtig bei der Verarbeitung von Schwierigkeiten und Problemen und ebenso bei der Identitätsfindung.
Die Freude am «Machen» fördert überdies die Lust an der Kommunikation: Das Kind erklärt sein Bild, es spricht über ein Lied, das es gelernt hat, oder über das Musikstück, das es gerade übt. Unmerklich werden immer auch das Gestaltungsund Vorstellungsvermögen geschult und das räumliche Denken trainiert. Und nicht zuletzt wollen kreative Kinder verstehen, analysieren, hinterfragen. Das sind wichtige Fähigkeiten fürs Leben, die später auch in sehr vielen Berufen gefragt sind.
Wenn man Kinder in ihrer Kreativität aber nicht angemessen unterstützt, können sie mit der Zeit das Vertrauen in die eigenen künstlerischen Fertigkeiten verlieren. Deshalb ist es wichtig, dass Sie als Eltern die kreative Entwicklung Ihres Kindes fördern, indem Sie an seine Fähigkeiten glauben und es zum Kreativsein ermutigen.
Beobachten Sie Ihr Kind. Wie ist sein Spielverhalten, wie entwickelt es seine Fantasie? Singt, malt, liest oder tanzt es gerne, oder kann es sich besonders gut mit Worten ausdrücken? Wenn Sie festgestellt haben, was Ihr Kind besonders interessiert, können Sie es auf mancherlei Weise unterstützen.
Vielleicht können Sie das notwendige Material oder eine spezielle Ausrüstung beschaffen beziehungsweise leihen – dann etwa, wenn es um ein Musikinstrument, einen Malkoffer oder Bastelmaterial geht. Zeichnet sich ab, dass sich das Kind wirklich in eine bestimmte Tätigkeit vertiefen möchte, suchen Sie entsprechende Schulungsmöglichkeiten. Der Aufwand kann je nach Tätigkeit ins Geld gehen – zögern Sie nicht, Beratung und allenfalls finanzielle Hilfe zu suchen.
Dossier Resilienz
Das Kind entscheiden lassen
Loben Sie. Auch wenn das Bild nicht ihrer Vorstellung von Kunst entspricht.
Was dabei nicht zu vergessen ist: Wenn Sie mit Ihrem Kind Eindrücke sammeln, sprechen Sie mit ihm darüber, tauschen Sie sich aus, und stärken Sie damit immer auch die Beziehung zu Ihrem Kind.
Soll man auch hässliche Bilder und schräge Töne loben?
Loben Sie es für seine Bemühungen und verzichten Sie darauf, zu tadeln oder zu kritisieren, auch wenn einmal ein Ton danebenging oder das Bild nicht unbedingt Ihren Vorstellungen von schöner Kunst entspricht. Wenn das Kind Sie nicht spezifisch danach fragt, überlassen Sie Verbesserungsvorschläge dem zuständigen Lehrer.
Ermutigen Sie ihr Kind, im Familienkreis etwas zu zeigen oder vorzuführen – aber zwingen Sie es nicht, wenn es Hemmungen hat. Schenkt Ihnen das Kind ein Bild oder hat es mit noch ungelenken Händen aus Ton eine Plastik geformt, lassen Sie das Werk nicht verschwinden, sondern stellen Sie es aus. Kunstwerke, auf die Ihr Kind sehr stolz ist, können Sie auch an einem besonderen Ort aufstellen oder einrahmen.
Bei der Entwicklung der Kreativität geht es nicht um Perfektionismus oder ambitiöse Zielsetzungen: Das Kind darf selbständig schöpferisch sein. Es geht um die Freude am Entdecken, Erfinden, Gestalten. Deshalb braucht es für die Förderung der kindlichen Kreativität Eltern, die unterstützen und ermutigen.
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