Teenager im Kaufrausch - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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Teenager im Kaufrausch

Lesedauer: 2 Minuten

Die Eltern von Anja schütteln den Kopf, wenn sie im Zimmer ihrer 15-Jährigen stehen: Der Kleiderschrank quillt über, die Kommoden sind gefüllt mit Kosmetikartikeln. Ist so viel Konsum noch normal? Wie können sie ihre Tochter auf ihr Kaufverhalten ansprechen? 

Freude und Interesse am Shopping hätten die meisten Jugendlichen, erklärt Doris Hohn-Freiburghaus, Kinder- und Jugendpsychologin der Erziehungsberatung Burgdorf-Langnau BE. Das hänge damit zusammen, dass das Kaufen in diesem Alter mehr bedeutet als einfach die Befriedigung der Grundbedürfnisse. Selbständig auf Shoppingtour gehen bedeutet, endlich ohne die Eltern wählen zu können. Der eigene Kleidungsstil ist eine Form der Selbstdarstellung, mit bestimmten Produkten erlangt man Zugehörigkeit zu einer Gruppe, ein besonderer Besitz verschafft einem Aufmerksamkeit bei Gleichaltrigen. Und nicht zuletzt werden die Jugendlichen beeinflusst von Vorbildern aus der Werbung und immer mehr auch von Fashion-Bloggerinnen und -Bloggern auf Youtube und anderen Netzwerken. Der hohe Stellenwert des Konsums bei Jugendlichen kann also entwicklungspsychologisch erklärt werden und ist bis zu einem gewissen Grad «normal» für diese Altersstufe. Achtsame Eltern merken, wenn das Shoppingverhalten der Tochter oder des Sohns problematische Züge annimmt: Wenn die Jugendlichen beispielsweise immer wieder mit vollen Einkaufstaschen nach Hause kommen, wenn das Einkaufen zur wichtigsten Freizeitbeschäftigung wird oder wenn sie wiederholt mehr Geld ausgeben, als sie haben. 

Achtsame Eltern merken, wenn das Shoppingverhalten der Tochter oder des Sohns problematische Züge annimmt

Sind Eltern besorgt über das Einkaufsverhalten ihres Sohns oder ihrer Tochter, sollten sie die Jugendlichen in einer vertrauensvollen Atmosphäre und ohne Vorwurf auf ihr Verhalten ansprechen. «Einfach Grenzen setzen funktioniert bei Jugendlichen nicht mehr. Das provoziert das Fehlverhalten richtiggehend», weiss Psychotherapeutin Judith Bärtschi aus ihrer Arbeit mit Jugendlichen und Eltern. Im Gespräch können die Eltern die Gründe für das häufige Einkaufen herausspüren. Und diese liegen meist tiefer als im unbedachten Umgang mit Geld. Mit Käufen kompensieren betroffene Jugendliche unerfüllte soziale Bedürfnisse: nach Aufmerksamkeit, Selbstverwirklichung oder Zugehörigkeit zum Beispiel. Die Gespräche mit den Eltern können Jugendliche dazu anregen, über ihr Kaufverhalten nachzudenken. Sofern die Jugendlichen «nur» Mühe haben, die Ausgaben im Rahmen ihrer Verhältnisse zu behalten, können die Eltern ihnen helfen, ihr Geld mit einem Budget besser einzuteilen. Das Geld so einzusetzen, dass es die echten individuellen Bedürfnisse erfüllt, erfordert letztlich viel Selbstbewusstsein und eine Haltung, die sich auch an nichtmateriellen Werten orientiert. Eltern können ihre Kinder unterstützen, indem sie ihnen während ihrer gesamten Entwicklung auch nichtmaterielle Werte vorleben.

Bild: fotolia


Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit PostFinance entstanden.


MoneyFit-Tipps:

  • Unvoreingenommen ansprechen. Die meisten Jugendlichen shoppen gern und viel. Bei Sorge über den Konsum die Jugendlichen ohne Vorwürfe darauf ansprechen. 
  • Bedürfnisse spüren. Ein problematisches Konsumverhalten kann Ausdruck unerfüllter sozialer Bedürfnisse sein. Tiefer liegende Schwierigkeiten im Gespräch erfahren. 
  • Vorbild sein. Leben Sie in der Familie auch eine nichtmaterielle Werthaltung vor.

PostFinance

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Zur Autorin:

Pamela Aeschlimann ist ausgebildete Lehrperson Sek I und Leiterin des Projektteams MoneyFit bei LerNetz.