3 Übungen für einen entspannten Umgang mit Sorgen - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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3 Übungen für einen entspannten Umgang mit Sorgen

Lesedauer: 2 Minuten

Machen Sie sich als Mutter oder Vater oft Sorgen und haben Bauchweh deswegen? Hier drei kurze Übungen, die Ihnen weiterhelfen.

Text: Julia Meyer-Hermann
Bild: Joan Minder / 13 Photo

Reflexionsübung 1: Vertrauen ins Leben – Gegengift zur Angst

Damit wir der Angst etwas entgegensetzen können, brauchen wir einen gesunden Lebensoptimismus. Ein grundsätzliches Vertrauen ins Leben ist Teil unserer Resilienz, unserer Belastbarkeit in widrigen Lebenssituationen. Wer sich seiner Erfolge und ­positiven Erfahrungen bewusst ist, festigt dadurch das Vertrauen ins Leben. Damit sind nicht nur die grossen Lebenserfolge gemeint, sondern auch die ganz kleinen Dinge.

Stellen Sie sich folgende Fragen:
  • Welche guten Erfahrungen habe ich schon gemacht?
  • Worauf bin ich stolz?
  • Wofür bin ich dankbar?
  • Welche Hindernisse habe ich in meinem Leben schon überwunden?
  • Wo ist etwas in meinem Leben unerwartet gut gegangen?
  • Welche Zufälle waren gut für mich?
  • Was habe ich erreicht?
  • Wer hat mich unterstützt?
    Welche Helfer hatte ich?
  • Wem konnte ich helfen?
  • Was mache ich als Mutter oder Vater gut?
  • Welche Stärken haben meine Kinder?
  • Wo kann ich ihnen vertrauen?
  • Welchen Beitrag habe ich dazu geleistet, dass sie tolle Menschen sind?

Die Schätze aus unserer Erfolgsbiografie helfen uns, eine gewisse innere Stärke aufrechtzuerhalten, so dass wir angesichts von Sorgen nicht komplett umfallen, sondern wissen: «Dem kann ich etwas
entgegensetzen.»

Reflexionsübung 2: Angst ums Kind

Bei dieser Reflexionsübung geht es nicht darum, die Angst zu unter­drücken oder auszublenden. Das können wir gar nicht. Vielmehr ist die Übung eine Einladung, sich mit den eigenen Ängsten zu konfrontieren und mit ihnen auseinanderzusetzen.

Frage 1: Wie stark ist meine Angst um mein Kind oder meine Kinder? Legen Sie bitte eine Skala an, die von 0 (gar keine Angst) bis 100 (ich bin vor Angst gelähmt) reicht. Machen Sie bitte intuitiv ein Kreuz auf der Skala. (Übrigens haben wir manchmal um ein Kind mehr Angst als um das andere. Das heisst, wenn Sie zwei oder mehr Kinder haben, können Sie das Kreuz für jedes Kind an einer anderen Stelle setzen.)

Frage 2: Was nährt meine Angst? Wie kommen die Zahlenwerte auf der Skala zustande? 

Frage 3: Was entlastet mich? Anders gefragt: Warum bin ich noch nicht bei 100 angelangt? Was nährt meine positiven Gefühle und mein Vertrauen?

Frage 4: Wie lautet mein Fazit?

Reflexionsübung 3: Zu viel Überwachung entgegenwirken

Gehören Sie zu den Eltern, die ihr Kind am liebsten rund um die Uhr kontrollieren würden? Dann wollen wir Ihnen zwei Anregungen vorschlagen, die Ihnen helfen, damit aufzuhören.

  1. Fokussieren Sie in einem ruhigen Moment auf Ihre Sorgen und womöglich unausgesprochenen Ängste. Fragen Sie sich, woher Ihr grosses Kontrollbedürfnis kommt. Es kann sein, dass Sie sich an Erlebnisse erinnern, die Sie selbst als Kind verunsichert haben und bei denen Sie sich nicht ­ausreichend geschützt gefühlt haben. Hinterfragen Sie, ob Ihre eigenen Sorgen der Realität entsprechen und angemessen sind. 
  2. Die zweite Anregung bezieht sich auf die Gegenwart: Ziehen Sie Aufmerksamkeit von Ihrem Kind ab und werden Sie «für sich selbst wieder interessant». Suchen Sie ein Aufgabenfeld, wo Sie Ihre Fähigkeiten einbringen können – ein Ehrenamt oder ein Hobby. Das klingt vielleicht überraschend in diesem Kontext: Aber indem Sie selbst von einer Sache begeistert sind, werden Sie sich weniger Gedanken um Ihr Kind machen und der Beziehung den nötigen Abstand verschaffen.

Quelle: Diese und andere Übungen finden sich im Buch «Nestwärme, die Flügel verleiht. Halt geben und Freiheit schenken – wie wir erziehen, ohne zu erziehen» von Stefanie Stahl, Julia Tomuschat

Julia Meyer-Hermann
lebt mit ihrer Tochter und ihrem Sohn in Hannover. Ihre Schwerpunkte sind Wissenschafts- und Psychologiethemen.

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