Mama allein zu Hause: Zwei Wochen nur für mich!
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«Fahrt ihr allein in die Familienferien – ich brauche Zeit für mich!» Dieser Satz braucht Mut. Unsere Autorin, die Dreifach-Mama Ulrike Lége, hat ihn ausgesprochen und sitzt jetzt zwei Wochen ganz allein daheim. Wie fühlt sich das an?
Wie abnormal ist das denn, wer wünscht sich Auszeit statt Familienzeit? Nicht dabei sein, wenn die Mädels anfangen zu galoppieren und mein Sohn zum ersten Mal aufs Surfbrett steigt? Keinen Rosé trinken mit meinem Mann und dabei aufs Meer schauen?
Mein Wunsch nach Zeit für mich lag mir genauso schwer im Magen wie die Idee, meine Familie einfach allein nach Frankreich reisen zu lassen. Über Wochen grübelte ich, schwankte, fühlte wie mich meine eigenen Erwartungen genauso wie die meines Umfeldes ganz klar in Richtung Familienferien drückten: Das macht man doch so, als gute Partnerin und Mutter. Das sollte man sogar wollen.
Nur wurde mir immer klarer: Dieses Jahr wollte ich das nicht. Warum nicht? Weil ich Monate für alle anderen eingespannt war. Ich half meinen Kindern, die in den Wintermonaten dauernd krank zu Hause lagen. Unserem Teenie, der die Schule wechseln würde. Meinem Mann, der 12-Stunden-Tage arbeitete und ganze Wochen reisen musste. Ich versuchte, unseren jungen Hund in die Familie zu integrieren, Reparaturen in Haus und Garten zu managen, meinen Job nicht zu vernachlässigen.
«Beim ständigen Gerödel für alle anderen habe ich das Gefühl für mich selbst verloren.»
Zeit für mich, wurde mir immer klarer, ich brauche sie. Dringend, jetzt. Und länger als für einen Spaziergang. Mal nicht Super-Mum und Wonder-Woman sein, sondern einfach nur Ich. Um dieses Ich überhaupt einmal wieder zu spüren und herauszufinden, was mir guttut. Also fiel meine Entscheidung.
«Ich hätte nie gedacht, dass mich das Alleinsein so treffen würde. Dabei hatte ich es doch gewollt.»
Mir kamen, ganz allein in unserem Haus, erstmal die Tränen. Ich hätte nie gedacht, dass mich das Alleinsein so treffen würde. Dabei hatte ich es doch gewollt. «Ich bin echt neidisch auf dich – du wirst es so geniessen», hatte meine beste Freundin prophezeit. Falsch. Gar nichts konnte ich geniessen. Am ersten Tag konnte ich nicht mal in die leeren Kinderzimmer gehen. Ich dachte an heimwehkranke Kinder und einen einsamen Mann inmitten ferienflirtwilliger Französinnen. Ich fragte mich, was ich da eigentlich in diesem seltsam stillen Haus machte. Und googelte nach günstigen Flügen.
Als ich das Chaos sah, konnte ich loslassen
Ich schloss die Kinderzimmertüren und räumte das Wohnzimmer auf, bis es genauso aussah wie in meinen Singlezeiten. Keine angefangenen Bastelprojekte der Kinder, keine Teenie-Socken, keine angelesenen Zeitungen meines Mannes. Es war wieder MEIN Haus. Herrlich geräumig, herrlich ruhig, herrlich aufgeräumt.
Mit der äusseren Klarheit kam auch langsam die innere wieder. Meine wirbeligen Gedanken kamen zur Ruhe und setzten langsam sich wie Teeblätter nach dem Umrühren. Zuerst fragte ich mich noch ständig, wie ich all die Zeit am besten nutzen sollte. Kinderschränke aufräumen? Wäscheberge abtragen? Endlich all das alte Zeug in der Garage zum Brocki fahren? Nein, halt, stop! Darum ging es ja gerade nicht.
«Ich-Sein genügt – Dasein genügt». «Tun, was mir guttut». Ich schrieb mir mein Motto, meine Ziele auf gelbe Post-Ists und klebte sie an die Küchenschränke. «Alles dürfen, nichts müssen.» Mein Sommerferien-Gefühl als Kind – ich wollte es wieder erleben. Nicht funktionieren. Machen, worauf ich Lust habe. Nur was war das eigentlich? Mein Ich, meine Herzenswünsche, wo versteckten die sich?
Frühmorgens im Pyjama durch den Garten laufen und Beeren pflücken und die ersten Vögel hören. Im noch kühlen Wald walken. Ganze Bücher am Stück durchlesen. In die Badi gehen, nur für mich Bahnen schwimmen und wieder nach Hause radeln. Für eine liebe Freundin kochen. Im Gras liegen, unter dem Apfelbaum, Tagträumen. Ausführlich mit meinen Eltern telefonieren. Essen, genau dann, wenn ich Hunger habe; genau das, was mich «gluschtet»: frischen Aprikosenjoghurt. Caprese-Salat. Zucchini vom Grill.
Gar nichts Besonderes oder Aufregendes. Nichts, das mir Hunderte von Likes gebracht oder irgendjemanden beeindruckt hätte. Ausser mich selbst. Denn ich merkte, dass es zum Glück hinter all den Verantwortlich-Sein und Funktionieren noch da ist: Mein Gefühl für mich selbst und für das, was mir gerade entspricht. Dass mein Ich noch da ist. Ein Ich, was sich wohl zurückgezogen und totgestellt hatte bei all dem Gewusel um mich, dem Lärm, den Erwartungen an mich. Das ziemlich gelitten haben musste unter zu viel Aufmerksamkeit, Zeit, Energie für andere und zu wenig für mich.
Es war die meiste Zeit ein ganz unspektakulär-glückliches, stimmiges Gefühl für mich, zwei Wochen lang so zu leben. Meinem Wesen wieder Raum zu geben, ein Gespür für echte Bedürfnisse zu bekommen, mir nahe zu sein. Mir selbst zu genügen, in meinem vertrauten Zuhause etwas ganz Neues zu erleben. Zur Ruhe zu kommen, Klarheit zu finden – das ging nicht über den Verstand, es ging durch das Erleben.
«Alleinsein tat weh und tat gut. Zum Durchhalten brauchte ich meinen Willen.»
Nach diesen zwei Wochen, das nahm ich mir fest vor, sollen meine Bedürfnisse mir weiter so klar und ich mir so nahe bleiben. Ob das klappt? Beginnen musste ich es allein, festigen kann ich es nur mit meiner Familie.
Jetzt kommen sie in ein paar Tagen wieder, mein Mann und die Kinder. Ich freue mich auf sie. Das Haus wird wieder wuselig, unaufgeräumt und laut sein. Irgendjemand wird dauernd etwas von mir brauchen, mir ständig etwas erzählen wollen. Manchmal werde ich genervt sein, die meiste Zeit vermutlich glücklich, dass sie alle wieder da sind. Und ganz sicher die nächste Zeit für mich allein planen.
Was mir geholfen hat in der Zeit allein zu mir zu finden:
- Mottos für die Zeit allein definieren
- Mit unterstützenden Freunden sprechen
- Mir eine lose Tagessstruktur geben
- Viel Zeit lassen, in der Bedürfnisse und Ideen wachsen können
- Wenige Aktivitäten und Treffen auswählen
- Bewusst essen
- Lieblingsorte besuchen
- Reflektieren im Tagebuch
- Einen inspirierenden Bücherstapel parat legen
Die Autorin
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