Wie ist die Beziehung zu deinen Gottenkindern?
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In unserer Serie «Wir fragen uns …» stellen wir von Fritz+Fränzi uns gegenseitig Fragen aus dem grossen Familienuniversum. Auf die Frage von Sales-Managerin Jacqueline Zygmont antwortet ihre Kollegin Corina Sarasin.
Liebe Corina, wie bist du als Gotti? Was bedeutet dir diese Rolle und wie ist die Beziehung zu deinen Gottenkindern?
«Ich habe drei Gottenkinder*, ein Mädchen und zwei Jungs. Ich hatte auch mal noch ein viertes Gottenkind, da ist aber leider die Freundschaft zwischen der Mutter und mir zerbrochen und damit war auch meine Aufgabe als Gotte beendet. Ich habe meinem Gottenkind damals noch einen Brief geschrieben und angeboten, dass ich gerne auch weiterhin für sie da sein möchte. Ich glaube aber nicht, dass sie den Brief bekommen hat.
Meiner Meinung nach hängt die Bedeutung der Gotte nicht nur von der Person selbst oder dem jeweiligen Gottenkind ab. Für mich sind die Eltern die entscheidenden Faktoren. Wenn sie es wollen, dann kann ich als Gotte einen Platz einnehmen im Leben des Kindes. Und wenn nicht, dann kann ich tun und machen, was ich will, es klappt nicht.
Die Eltern müssen die Rolle der Gotte zulassen wollen.
Zu meinen drei anderen habe ich ein tolles Verhältnis und ich bin sehr gerne Gotti. Die Beziehungen zu den drei sind unterschiedlich. Mein ältestes Gottenkind, sie ist heute 22 Jahre alt, ist das erste Kind meiner Schwester und ich war oft mit ihr zusammen, schon als kleines Baby und auch später habe ich sie immer wieder gehütet.
Auch mein zweites Gottenkind, er ist mittlerweile zehn, ist häufig bei mir – auch über Nacht. Ich habe das Gefühl, er geniesst das sehr. Er spürt, dass er als mein Gottenkind eine ganz besondere Bedeutung für mich hat und geniesst ganz einfach meine volle Aufmerksamkeit – gerade auch, weil ich keine eigenen Kinder habe. Ich mache aber nicht immer ein riesen Programm, wenn wir uns sehen. Klar sind wir auch schon in den Europapark, wir machen aber auch einfache Sachen zusammen, gehen einkaufen und kochen gemeinsam.
Ich versuche, ihn einzubinden in meinen Alltag und ihm auch eine spezielle Rolle zukommen zu lassen. Bei mir ist er für einmal nicht der grosse Bruder oder der Sohn, er ist mein Gottibueb. «Das ist schon etwas Besonderes»
Mein jüngstes Gottenkind sehe ich am seltensten. Er ist aber auch erst acht Jahre alt und wohnt etwas weiter weg. Meine Rolle als Gotte lebe ich also etwas weniger aktiv aus als bei den anderen, ich gehe nicht hüten oder nehme ihn mal übers Wochenende zu mir. Nicht, dass ich nicht möchte, aber ich glaube, es stimmt so für alle und er freut sich genau so, wenn wir uns sehen. Auch bei ihm bin ich als Gotti schon etwas ganz besonderes, eine Person, die nur für ihn da ist und nicht für seine beiden anderen Geschwister.
Eine Gottenanfrage abgelehnt habe ich nie. Ein reines Geschenk-Gotti bin ich aber nicht, mir ist wichtig, dass ich meine Gottenkinder gut kenne und eine Beziehung zu ihnen aufbauen kann. Ich sehe meine Aufgabe als Gotte schon so, dass ich jederzeit aushelfe, wenn es mich braucht in der Familie oder wenn mein Gottenkind etwas von mir möchte.
Ich finde wichtig, dass man das im Vorfeld auch bespricht mit den Eltern, dass die Erwartungen und Wünsche klar sind auf beiden Seiten. An meine eigene Gotte und meinen Götti habe ich super Erinnerungen. Ich durfte als Kind oft zu meiner Gotte in die Ferien nach Bern oder mit meinem Götti mit dem Wohnwagen mit und habe das immer total genossen. Heute haben wir fast keinen Kontakt mehr, aber das ist auch OK für mich.
Früher war das noch so, dass man als Gotte oder Götti seine Aufgabe getan hatte, sobald das Kind 18 war. Ich selber sehe das bei meinen Gottenkinder nicht so. Das älteste ist ja schon einiges über 18 und wohnt bereits allein. Sie weiss, dass sie immer zu mir kommen darf, wenn sie das möchte. Sie können alle auf mich zählen, meine Gottenkinder.»
*Für alle deutschen Leserinnen und Leser: In der Schweiz heisst die Patentante Gotte und das Patenkind folglich Gottenkind. Das männliche Pendant ist dann der Götti.
Die nächste Frage geht an Verlagsassistentin Dominique Binder:
Liebe Dominique, ich bin mit zwei Schwestern aufgewachsen, du als Einzelkind. Was sind für dich die Vor- und Nachteile als Kind und auch als Erwachsene ohne Geschwister?
Die Antwort lesen Sie hier:
Bisher erschienen in der Rubrik «Wir fragen uns»:
- Chefredaktor Nik Niethammer antwortet auf die Frage: Lieber Nik, glauben deine Kinder eigentlich noch an Samichlaus und Christkind? Redaktorin Florina Schwander antwortet auf die Frage: Liebe Florina, bekommen deine Zwillinge die gleichen Geschenke zu Weihnachten?
- Leitende Autorin Claudia Landolt antwortet auf die Frage: Wie lebt es sich als Frau mit fünf Männern plus Hund?
- Stellvertrende Chefredaktorin Evelin Hartmann antwortet auf die Frage: Wie macht ihr das mit der Zweisprachigkeit Hochdeutsch – Schweizerdeutsch?
- Patrik Luther, stellvertretender Verlagsleiter, antwortet auf die Frage: Wie ist das, wenn die Kinder einen grossen Altersunterschied haben?
- Florian Blumer, Leiter Produktion, antwortet auf die Frage: Wie gelingt es euch, Arbeit, Familie und Haushalt gleichberechtigt zu verteilen?Bianca Fritz, Leitung Online, antwortet auf die Frage: Wie ist das eigentlich, als (noch) Kinderlose für ein Elternmagazin zu arbeiten?Sales-Managerin Jacqueline Zygmont antwortet auf die Frage: Wie geht das mit dem Loslassen, wenn der Sohn (20) langsam flügge wird?