Was tun, wenn das Kind im Netz gemobbt wird?
Auf diese und fünf weitere Fragen gibt das Kapitel «Gefahren und Medien» des Dossiers «100 Fragen – 100 Antworten zum Thema Medien» Antwort.
Was ist Hatespeech?
Darunter versteht man Beschimpfungen und Anfeindungen bestimmter Personengruppen, die diffamierende Aussagen über andere Personengruppen machen und auch selbst Beschuldigungen und Fehlinformationen verbreiten.
Daniel Süss
Wie werden Kinder mit Hatespeech konfrontiert?
Über verschiedene soziale Netzwerke. In ihrem kommunikativen Umfeld können sehr schnell extremistische und abwertende Aussagen entstehen. Wenn man allerdings Jugendliche fragt, äussern sich die meisten sehr kritisch und lehnen Hassrede ab. Aber sie erleben Hatespeech auch als einen Teil der heutigen Medienkultur.
Daniel Süss
In besonders schlimmen Fällen kann Cybermobbing zu Ängsten, Depressionen oder zum Selbstmord führen.
Thomas Feibel
Wie kann ich gegen Hassrede rechtlich vorgehen?
Die Schweiz hat seit Kurzem einen Straftatbestand, der Hassrede umfasst. Der frühere Straftatbestand der Rassendiskriminierung wurde ausgeweitet in «Diskriminierung und Aufruf zu Hass». Allerdings hat nicht alles, was von den Medien laienhaft als Hassrede bezeichnet wird, rechtliche Bedeutung. Viele Jugendliche drücken sich gegenseitig sehr krass und unpassend aus, empfinden das aber selbst nicht so.
Martin Steiger, Rechtsanwalt
Was kann Cybermobbing bei meinem Kind anrichten?
Cybermobbing unterscheidet sich von Mobbing dadurch, dass der Vorfall online eine unüberschaubar grosse Öffentlichkeit erhält, unaufhaltsam geteilt werden kann und sich nicht aus dem Netz löschen lässt. Das kann bei einem Opfer starke Scham und quälende Minderwertigkeitsgefühle auslösen, zu Konzentrationsschwächen und einem Leistungsabfall in der Schule führen.
In besonders schlimmen Fällen kann Cybermobbing zu Ängsten, Depressionen oder zum Selbstmord führen. Darum ist Präventionsarbeit zu diesem Thema im Elternhaus und in der Schule besonders wichtig.
Thomas Feibel
Welche Möglichkeiten habe ich, wenn mein Kind im Netz gemobbt wird?
Aus Sicht des Opfers ist klar, dass bei einem bekannten Täter der Kontakt mit den entsprechenden Jugendlichen oder deren Eltern aufgenommen werden sollte. Bestenfalls erfolgt der Kontakt begleitet von Beratungsstellen, die niederschwellig Fachpersonen vermitteln können, um zum Beispiel eine Mediation durchzuführen.
Führt diese Vorgehensweise zu keiner Lösung oder ist sie aussichtslos, wird der Rechtsstaat bemüht. In einem solchen Fall wird versucht, den Tätern das störende Verhalten mit zivilrechtlichen Mitteln zu untersagen oder eine Bestrafung durchzusetzen.
Martin Steiger
Was mache ich, wenn mein Kind andere Kinder mobbt?
Ich finde es sehr wichtig, dass Eltern die Folgen für das Kind einzugrenzen versuchen. Wenn es allein oder mit externer Unterstützung nicht gelingt, das Verhalten des Kindes positiv zu beeinflussen, riskieren Eltern, dass das Kind gänzlich auf die schiefe Bahn gerät.
Jugendliche begehen altersbedingt viele Dummheiten, manchmal grausame und unverständliche Dinge. Leider gilt das Jugendstrafrecht nur bis 18 Jahre. Das Wichtigste ist, das Kind zu schützen, damit es zu einer positiven weiteren Entwicklung finden kann.
Martin Steiger