Wie helfen wir Kindern mit Zurückweisungen umzugehen?
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Wie Jugendliche von den Gleichaltrigen wahrgenommen werden, ist von entscheidender Bedeutung für ihre psychische Gesundheit. Leiden sie unter Zurückweisungsempfindlichkeit, besteht ein hohes Risiko, dass aus nur empfundener reale Zurückweisung wird – Essstörungen oder Depressionen können die Folge sein. Wie kann den Betroffenen geholfen werden?
und hat nun eine neue engste Vertraute oder man wird nicht zu einer Party eingeladen – Zurückweisungen können äusserst schmerzhaft und emotional belastend sein. So konnten US-amerikanische Forscher zeigen, dass Gehirnregionen, die mit der Schmerzverarbeitung in Verbindung stehen, auf psychischen Schmerz wie Zurückweisung ähnlich reagieren wie auf physischen Schmerz.
Zurückweisung tut also wortwörtlich weh. Zudem wissen wir heute, dass die Stärke solcher Empfindungen zwischen dem 11. und 17. Lebensjahr ansteigt, wobei Jugendliche besonders stark auf Zurückweisung reagieren.
Im Laufe der jugendlichen Entwicklung werden Beziehungen zu Gleichaltrigen wichtiger, die Eltern rücken als primäre Bezugspersonen in den Hintergrund. Denn soziale Beziehungen mit Gleichaltrigen legen die Lern- und Erfahrungsgrundlage für die Entwicklung einer eigenen Identität, für reife zwischenmenschliche Beziehungen und für einen guten Umgang mit Konflikten.
Das Selbstwertgefühl von Jugendlichen hängt von der Bewertung durch Gleichaltrige ab.
Wie oft und in welchem Ausmass Jugendliche Zurückweisungserfahrungen machen, hängt auch davon ab, wie Jugendliche in uneindeutigen Situationen Zurückweisung wahrnehmen beziehungsweise mögliche neutrale Hinweisreize vor schnell als Zurückweisung interpretieren. Während einige Jugendliche ausbleibenden «Likes» für ein Foto auf Instagram keine tiefere Bedeutung zumessen, fühlen sich andere persönlich zurückgewiesen und sind tief verletzt. Während sich einige Jugendliche keine weiteren Gedanken darüber machen, wenn sie an tuschelnden Gleichaltrigen vorbei laufen, beziehen andere die Tuschelei auf sich und fühlen sich zurückgewiesen.
Welche Folgen hat eine Zurückweisungsempfindlichkeit?
Damit verbundene negative und abwertende Gedanken über sich selbst oder andere können intensive negative Gefühle wie Traurigkeit, Verletzung oder Wut auslösen, was
zu fehlangepasstem Verhalten führen kann.
Einige Jugendliche ziehen sich zurück und meiden den Kontakt mit anderen, andere wiederum bemühen sich übermässig um Zuwendung, wieder andere reagieren aggressiv auf die wahrgenommene Zurückweisung. Diese sozial fehlangepassten Reaktionen erhöhen die Wahrscheinlichkeit, tatsächlich abgelehnt zu werden. Daraus entsteht ein Teufelskreis aus wahrgenommener und realer sozialer Zurückweisung, der das Bedürfnis der Jugendlichen nach Akzeptanz und Zugehörigkeit langfristig gefährdet.
Zurückweisungsempfindlichkeit kann die Gesundheit gefährden
Wie entwickelt sich daraus eine Essstörung?
Für die soziale Akzeptanz durch Gleichaltrige im Jugendalter ist das äusssere Erscheinungsbild von besonderer Bedeutung. Da Jugendliche in der Pubertät aufgrund des sich veränderten Körpers oft verunsichert sind, befürchten Jugendliche mit einer erhöhten Zurückweisungsempfindlichkeit besonders oft, aufgrund ihres äusseren Erscheinungsbildes von anderen zurückgewiesen zu werden. Sie weisen nicht nur ein erhöhtes Risiko für eine depressive Stimmung auf, sondern auch eines für ein gestörtes Essverhalten.
Dieses äussert sich in restriktivem Essen – sprich der Einschränkung der Nahrungsmenge und der Nahrungsvielfalt – starken Sorgen um Gewicht und Figur, kreisenden Gedanken rund ums Essen oder gewichtsregulierenden Massnahmen wie Erbrechen oder exzessivem Sporttreiben.
Die durch die Zurückweisungsempfindlichkeit ausgelösten Schwierigkeiten im zwischenmenschlichen Kontakt und die damit verbundenen negativen Gefühle können auch zum Auftreten von Essanfällen beitragen – insbesondere dann, wenn allgemein Schwierigkeiten im Umgang mit Gefühlen bestehen und Probleme bei der Handlungssteuerung vorliegen.
Zeigen sie den Betroffenen, dass nicht das Ereignis selbst die Ursache ihres Fühlens ist.
Es kann sich lohnen zu fragen: Ist meine Interpretation von Ereignissen hilfreich? Könnte man die Situation auch anders interpretieren? Was würde ich einer Freundin, einem Freund raten, der mir die gleiche Situation schildern würde? Durch das gemeinsame Entdecken alternativer Erklärungsmöglichkeiten eines Ereignisses oder durch die Übernahme einer neuen Sichtweise auf dieselbe Situation, kann die eingeengte Wahrnehmung und damit der Handlungsspielraum erweitert werden.
«Expect the best and prepare for the worst»
Suchen Sie, liebe Eltern, das Gespräch und nehmen Sie die Gefühle Ihres Kindes ernst – damit signalisieren Sie, dass Sie für ihren Sohn respektive ihre Tochter da sind. Die Forschung zeigt, dass mindestens eine positive Beziehung zu einem Elternteil oder einer anderen erwachsenen Person ein wichtiger Schutzfaktor für mögliche Folgen von Zurückweisungsempfindlichkeit ist und eher vor realer Zurückweisung durch Gleichaltrige schützt.
Halten Sie die negativen Gefühle mit dem Jugendlichen zusammen aus.
Und zu guter Letzt: Stärken Sie das Selbstbewusstsein Ihres Sohnes oder Ihrer Tochter, indem Sie ehrlich gemeinte, konkrete Komplimente machen und indem Sie ihnen Aktivitäten ermöglichen, in denen sie ihre Talente und Fähigkeiten fördern können.
Zur Autorin
BEAT: Binge-Eating Adolescent Treatment – ein Behandlungsprogramm für Jugendliche mit Essanfällen
Aufruf zum Mitmachen:
Weiterlesen:
- Teil 1: Was setzt Kinder unter Druck?
- Teil 2: Was stresst unsere Kinder und wie helfen wir ihnen?
- Teil 3: Wie sollen wir auf Ängste und Bedürfnisse unserer Kinder reagieren?
- Teil 4: Wie helfen wir Kindern in einer Umbruchsituation?