Wenn die Waage verrücktspielt

In Zusammenarbeit mit Betty Bossi
Kinder und Jugendliche verändern sich innerlich und äusserlich im Eiltempo. Manche nehmen im Laufe ihrer Entwicklung zu. Eltern sollten auf diese Gewichtsveränderungenangemessen reagieren.
Einige Jugendliche finden im Sport und in der Bewegung eine Möglichkeit, sich auszupowern und abzuschalten, andere wiederum verbringen viel Zeit vor dem PC oder TV und sind eher Bewegungsmuffel. Aufgrund der hormonellen Veränderungen beginnen sich die Körper zu verändern und es passiert nicht selten, dass Jugendliche – gerade die Bewegungsmuffel und Fast-Food-Liebhaberinnen und -Liebhaber – an Gewicht zunehmen und pummelig werden.
Diese Veränderung kann von kurzer Dauer sein, sie kann aber auch die Vorstufe von Übergewicht und Adipositas (Fettleibigkeit) sein. Laut Angaben des Bundesamts für Gesundheit leiden bereits 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen in der Schweiz an Übergewicht oder Adipositas. Falls Sie bei Ihrer Tochter oder Ihrem Sohn bemerken, dass er oder sie an Gewicht zugenommen hat, und Ihnen das Gewicht nicht mehr normal oder gar grenzwertig erscheint, ist es wichtig, dass Sie diese Veränderung ernst nehmen. Ernst nehmen heisst aber auch, nicht zu dramatisieren. Es ist nicht ratsam, jede kleinste Veränderung des Gewichts, sei es eine Zunahme oder Abnahme, zu thematisieren. Denn Gewichtsschwankungen sind ganz normal und sollten kein Dauerthema sein.
Nachhaltige Veränderungen ansprechen
Je nach Beziehung oder Charakter des Kindes empfiehlt sich ein behutsameres Vorgehen. Sie suchen das Gespräch, weil Sie sich Sorgen machen und weil Sie wissen, dass zu viel Fast Food, wenig Bewegung und steigendes Gewicht nicht gesund sind. So sollten Sie das Gespräch auch begründen und betonen, dass Sie auf keinen Fall verletzend sein möchten oder Ihrem Kind das Gefühl geben wollen, es sei nicht in Ordnung, so wie es ist. Kinder sind meist sehr intuitive Wesen. Sie essen, wenn sie Hunger haben, schlafen, wenn sie müde sind, und weinen, wenn sie traurig sind. Je älter wir Menschen werden, desto angepasster und damit auch weniger intuitiv werden wir.
Doch Ihr Kind kann wieder lernen, mehr auf das Hungergefühl zu achten und zu merken, wenn es satt ist. Auch wenn Ihr Kind mit zunehmendem Alter vermehrt unterwegs ist und nicht mehr alle Mahlzeiten zu Hause stattfinden, können Sie es als Eltern mit Ihrem Vorbild unterstützen. Sorgen Sie zu Hause für ausgewogene und abwechslungsreiche Mahlzeiten. Ernähren Sie sich selbst gesund, aber auch intuitiv und lustvoll. Gönnen Sie sich zusammen mit Ihrem Kind ein feines Dessert. Nehmen Sie sich Zeit dafür und geniessen Sie mit allen Sinnen. Eine Verteufelung des Essens ist kontraproduktiv, Verbote führen dazu, dass die Lust noch grösser wird und dann im schlimmsten Fall heimlich gegessen wird. Es gibt zahlreiche Rezeptvorschläge, wie Sie Mahlzeiten mit mehr Gemüse, weniger Fett oder weniger Zucker noch sinnvoller gestalten können. Suchen Sie zusammen mit Ihrem Kind nach solchen Ideen und, falls Sie Lust haben, kochen Sie diese zusammen nach.
Falsche Ideale aufbrechen, Selbstliebe fördern
Das Wichtigste in Kürze:
- Hinschauen: Veränderungen wahrnehmen, beobachten, durch eine vertraute Person überprüfen lassen.
- Tabus brechen: Gewichtsveränderungen ansprechen, eigene Gewichts-entwicklung erzählen, Gefühle ansprechen.
- Vorleben: Ausgewogene Familienmahlzeiten planen, Kinder in die Planung miteinbeziehen, gemeinsame sportliche Aktivitäten suchen und ausüben.
- Diversität fördern: Menschliche Körper sind verschieden, und das ist auch gut so.