«Hilfe, ich mag die Kindergärtnerin meines Kindes nicht!»

Die Lerncoaches Stefanie Rietzler und Fabian Grolimund beantworten vier konkrete Fragen zu Konflikten zwischen Eltern, Kind und Lehrperson. So können Mütter und Väter reagieren, wenn in dieser Dreierkonstellation Störungen auftreten.
Wie wichtig ist eine gute Beziehung zwischen Eltern und Kindergärtnerin?
Fabian Grolimund: Als Eltern geben wir unsere Kinder mit einem ruhigen Gefühl in fremde Hände, wenn eine gute Basis da ist. Wenn Eltern und Kindergärtnerin sich vertrauensvoll begegnen, lässt es sich offener kommunizieren und es können auch bei Schwierigkeiten rascher und unkomplizierter Lösungen gefunden werden.
Was, wenn das Kind keinen Draht zur Kindergärtnerin findet?
Stefanie Rietzler: Manche Kinder sind allgemein zurückhaltend in einer ungewohnten Umgebung und brauchen eine Aufwärmphase, bis sie sich auf die Kindergärtnerin ein lassen können. Auch die Situation, dass sie diese Bezugsperson mit vielen anderen Kindern «teilen» müssen und die Kindergärtnerin nicht immer verfügbar sein kann, müssen manche Kinder zuerst verdauen. Wenn man sich als Eltern Sorgen macht, ist es hilfreich, sich zu fragen: Kann sich mein Kind im Kinder garten trotzdem wohlfühlen? Hat es ein generelles Vertrauen, dass es zur Kindergärtnerin gehen kann, wenn es ihm nicht gut geht? Hat es Anschluss an die anderen Kinder? Wenn auch letzteres nicht der Fall ist, wäre es wichtig, das Gespräch mit der Kindergärtnerin zu suchen und zu überlegen, was man tun kann.
Was, wenn das Kind noch immer lieber daheim bleiben möchte?
Fabian Grolimund: Es macht einen grossen Unterschied, ob das Kind lediglich keine Lust hat oder ob es verzweifelt wirkt. Wenn Letzteres nach der Eingewöhnungszeit immer noch der Fall ist, muss man als Eltern reagieren. Kinder in diesem Alter können oft noch nicht sagen, was sie bedrückt. Manchmal hilft es bereits, wenn das Kind einen Gegenstand von zu Hause mitnehmen darf oder ein Elternteil am Anfang noch einen Moment bleibt, um den Übergang zu erleichtern. Bei grösseren Schwierigkeiten ist eine Begleitung durch die Schulpsychologin hilfreich.
Was, wenn die Erziehungsvorstellungen von Eltern und Kindergärtnerin auseinandergehen?
Stefanie Rietzler: Eine Kindergärtnerin ist in einer anderen Situation als die Eltern. Sie ist für eine grosse Gruppe von Kindern verantwortlich und muss in diesem Rahmen für geordnete Abläufe sorgen. Dass das nicht leicht ist, merkt man, wenn man einen Kindergeburtstag betreut. Da kommt man ziemlich rasch ins Schwitzen und ist wahrscheinlich schnell dabei, auf die Einhaltung gewisser Regeln zu pochen. Es ist manchmal heilsam, sich das bewusst zu machen.
Fabian Grolimund: Wir haben grossen Respekt vor der Arbeit der Kindergartenlehrpersonen und finden es wichtig, gelassen zu bleiben, auch wenn nicht alles den eigenen Vorstellungen entspricht. Auch einer Kindergärtnerin dürfen Fehler passieren oder ab und zu eine unglückliche Formulierung herausrutschen. Anders, wenn es um das Wohlergehen des Kindes geht: Sollte es vor kommen, dass eine Kindergärtnerin Grenzen überschreitet, müssen die Eltern das Kind schützen.