«Tablets in der Grundschule? Das sehe ich kritisch!» - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
Merken
Drucken

«Tablets in der Grundschule? Das sehe ich kritisch!»

Lesedauer: 1 Minuten

Manuela Krattiger aus Arlesheim BL glaubt, dass der Umgang mit digitalen Medien eine gewisse Reife voraussetzt. Ihre Buben hält sie darum davon fern. Sie ist gegen den Einsatz von Tablets und Co. schon in der Primarschule.  

«Ich bin Mutter eines Kindergärtlers und eines Drittklässlers. Als mein älterer Sohn in der ersten Klasse nach Hause kam und mir erzählte, er arbeite im Unterricht am Computer, staunte ich nicht schlecht. Gerade, weil wir Eltern nicht informiert worden waren. Die Schüler übten Rechnen am Computer. Mir missfiel, dass sie diesen nicht nur als Arbeitsinstrument nutzten: Wer schnell mit Mathe fertig war, durfte Computergames spielen. Auch in der zweiten Klasse kam der Computer zum Einsatz, nicht ständig, aber regelmässig.

Mir geht das gegen den Strich, weil ich die Kinder zu Hause von digitalen Medien fernhalte – noch jedenfalls. Ich bin nicht weltfremd, nutze entsprechende Geräte selbst. Den Umgang der Kinder damit sehe ich aber kritisch. Wie können wir von ihnen erwarten, massvoll mit digitalen Medien umzugehen, wenn selbst Erwachsene das Handy kaum beiseitelegen können? Damit ein junger Mensch sich diesem Sog mit der nötigen Kraft entgegenstellen kann, braucht er eine gewisse Reife. Vor dem zehnten, zwölften Lebensjahr dürfte die, wie ich vermute, noch nicht erreicht sein. 

Ich besuche häufig Elternbildungskurse. Da erlebe ich Mütter und Väter, die berichten, dass sie ihre zehnjährigen Kinder nicht vom Bildschirm wegkriegen. Ich glaube, dass eine entsprechend konsequente Haltung der Eltern dem entgegenwirken kann. Es ist aber schwierig, wenn die Schule untergräbt, was einem wichtig ist. 

«Die Geräte bringen Kinder um wichtige feinmotorische und sinnliche Erfahrungen.»

Natürlich ist es normal, dass in der Zusammenarbeit von Schule und Elternhaus auch Konflikte entstehen. Schwierig wirds, wenn es um Grundwerte geht, und da gehört für mich der Umgang mit digitalen Medien dazu.

Unsere Gemeinde plant, die Primarschule mit iPads auszurüsten. Das finde ich unangemessen, weil die Geräte Kinder um wertvolle sinnliche und feinmotorische Erfahrungen bringen. Man weiss auch, dass LED-Displays zu Überreizung führen können – sicher nicht das Beste für Kinder, die ohnehin Schwierigkeiten haben mit Stillsitzen. 

Mein älterer Sohn besucht seit dem neuen Schuljahr die Steiner-Schule. Für mich ist es eine Erleichterung, dass digitale Medien dort explizit nicht erwünscht sind, zumindest auf Primarstufe. Das gibt mir als Mutter einen besseren Rückhalt. Selbstverständlich werde ich meinen Söhnen später erlauben, den Computer zu nutzen. Sollten dann auch Games zur Debatte stehen, finden wir eine Lösung.»


Dieser Text stammt aus dem Dossier «Digitale Revolution im Klassenzimmer»