Nach unserer Trennung vor zwei Jahren heiratete mein Exmann wieder. Unsere Tochter, 13, die bei mir lebt, hat das Gefühl, dass ihr Vater die Kinder seiner neuen Frau mehr liebt als sie. Sie ist kaum mehr fröhlich und wird immer pummeliger. Wie kann ich ihr helfen?
Kathrin, 37, Chur
Das sagt unser Expertenteam dazu:
Nicole Althaus Die Gefühle Ihrer Tochter sind so verständlich wie wohl fehlgeleitet. Sie muss erst vieles verarbeiten, bis die Eifersucht auf die neuen Menschen im Leben ihres Papas ihre Wahrnehmung nicht mehr trüben. Dazu kommt noch der Gefühlssturm der pubertären Hormonumstellung. Versichern Sie der Tochter, dass sie im Herzen ihrer Eltern immer einen zentralen Platz haben wird, egal welche Menschen dazukommen. Nehmen Sie sich Zeit, gehen Sie zusammen wandern, radfahren, ins Kino.
Tonia von Gunten Ihre Tochter sucht nach der Trennung ihren neuen Platz im Familien-Patchwork. Sie muss die Liebe ihres Vaters mit den Kindern seiner neuen Partnerin teilen. Ein schwieriger und schmerzvoller Prozess, bei dem Sie Ihre Tochter begleiten können. Stehen Sie zu ihr und sorgen Sie für neue, fröhliche Momente in Ihrem gemeinsamen Leben, damit Ihre Tochter ihr Lachen wiederfindet.
Peter Schneider Sie helfen ihr zunächst mal dadurch, indem Sie sich überlegen, ob an dem Gefühl Ihrer Tochter vielleicht etwas dran ist. Was nicht bedeutet, dass Sie nun mit Ihrer Tochter den Klub der von Ihrem Exmann nicht mehr Geliebten gründen. Aber es ist auch nicht ratsam, Ihre Tochter dadurch zu trösten, indem Sie eine richtige Wahrnehmung als falsch bezeichnen. Die Tatsache, dass Ihr Exmann nicht nur Sie, sondern damit auch Ihre Tochter hinter sich gelassen hat, können Sie Ihrer Tochter nicht ausreden, sondern allenfalls zu erklären versuchen.
Unser Expertenteam:
Nicole Althaus, 48, ist Kolumnistin, Autorin und Mitglied der Chefredaktion der «NZZ am Sonntag». Zuvor war sie Chefredaktorin von «wir eltern» und hat den Mamablog auf «Tagesanzeiger.ch» initiiert und geleitet. Nicole Althaus ist Mutter von zwei Kindern, 16 und 12.
Tonia von Gunten, 44, ist Elterncoach, Pädagogin und Buchautorin. Sie leitet elternpower.ch, ein Programm, das frische Energie in die Familien bringen und Eltern in ihrer Beziehungskompetenz stärken möchte. Tonia von Gunten ist verheiratet und Mutter von zwei Kindern, 11 und 8.
Peter Schneider, 59, arbeitet als Psychoanalytiker und Kolumnist in Zürich. Bis 2017 war er Professor für Entwicklungs- und Pädagogische Psychologie in Bremen; z.Zt. lehrt er Geschichte und Wisseschaftstheorie der Psychoanalyse in Berlin.
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