«Mir wird alles zu viel!»
Illustration: Petra Dufkova/Die Illustratoren
Immer mehr zu tun und immer weniger Zeit. Wie Eltern dieser Falle entkommen können.
Eltern stehen heute unter einem immensen Druck. Das Bundesamt für Statistik zeigt einen klaren Anstieg der Gesamtarbeitszeit: Mütter von kleinen Kindern arbeiten insgesamt 68 Stunden pro Woche, die Väter 70. Bei den Vätern hat die Arbeit im Haushalt und in der Kinderbetreuung zugenommen, bei den Frauen die Erwerbsarbeit. Die Gleichstellung – ein wichtiges Ziel – führt momentan dazu, dass Männer und Frauen mehr zu tun haben, weil beide den Anspruch haben, alles zu sein und alles gut zu machen.
Gleichzeitig steigen die Anforderungen und die Hektik in der Arbeitswelt: Immer mehr soll von immer weniger Menschen in immer kürzerer Zeit erledigt werden. Wie kommen wir da wieder raus? Wie können wir dem täglichen Stress begegnen? Durch einen Zeitmanagementkurs? Yoga? Entspannungsübungen? Das ist alles sinnvoll, braucht aber dummerweise – Zeit.
Machen Sie weniger!
Wirklich hilfreich ist nur: weniger tun. Das klingt banal. Aber es ist das Einzige, das uns langfristig aus der Überforderung heraushilft. Und es ist gleichzeitig eine Herausforderung, die wir nur meistern können, wenn wir uns darauf einlassen und entschlossene Schritte unternehmen.
Mit etwas aufzuhören, etwas zu reduzieren oder zu etwas Nein zu sagen, fällt den meisten Menschen schwer. Wir fürchten den Verlust, wenn wir auf eine neue, interessante Möglichkeit verzichten. Wir sehen, wie sich eine Tür schliesst, und beeilen uns, Ja zu sagen. Auch dann, wenn wir hinterher fast in Arbeit und Verpflichtungen ersticken. Denn wenn wir Nein sagen, erteilen wir nicht nur anderen Menschen eine Absage, sondern auch unserem eigenen Ehrgeiz, unseren Ansprüchen, Zielen und Wünschen.
«Wann immer Sie zusagen möchten, etwas zu übernehmen, erbitten Sie sich erst noch einmal Bedenkzeit!»
Egal, ob Sie gefragt werden, ob Sie dem Elternrat beitreten, ein politisches Amt übernehmen, eine Beförderung annehmen oder Ihrem Kind ein zusätzliches Hobby ermöglichen wollen: Erlauben Sie sich, auf Zeit zu spielen. Wann immer Sie zusagen möchten, könnten Sie von nun an sagen: «Ich überlege es mir und gebe dir morgen Bescheid» oder «Das klingt interessant – ich muss es aber zuerst mit meiner Partnerin, meinem Partner besprechen». Nehmen Sie sich diese Momente, um die Vorteile und die Kosten abzuwägen.
Denken Sie an die Kosten Ihrer Zusage!
Unser Tag hat 24 Stunden. Wenn wir Ja sagen zu einer neuen Aufgabe, sagen wir automatisch Nein zu etwas anderem: zu Zeit mit unseren Kindern, dem Partner oder der Partnerin, zu Erholung, Schlaf oder einem Hobby.
Oft geben wir die wertvollsten Dinge her, um vermeintliche Pflichten zu erfüllen oder jemanden zufriedenzustellen, der laut genug auftritt. Sich diese Kosten im richtigen Moment bewusst zu machen, kann uns die nötige Courage verleihen, um uns gegen fordernde Chefs und Kollegen abzugrenzen, Kundenanfragen abzulehnen oder eine schmerzhafte Entscheidung zu treffen.
Brian Tracy hat einmal darauf hingewiesen, dass es nur vier Möglichkeiten gibt, sein Leben zu ändern. Sie können:
- mit etwas Neuem beginnen
- etwas öfter tun
- etwas seltener tun
- etwas nicht mehr tun
«Schreiben Sie alle Ziele auf, die Sie zur Zeit verfolgen. Und zücken Sie den Rotstift.»
Wann immer es uns zu viel wird, können wir uns darauf konzentrieren, im nächsten halben Jahr ausschliesslich Ziele zu verfolgen, die darin bestehen, bestimmte Dinge seltener oder nicht mehr (selbst) zu tun.
Ein Ziel könnte lauten, das Arbeitspensum zu reduzieren oder im nächsten Jahr keine Überstunden mehr zu leisten. Vielleicht ist es sinnvoll, ein Amt abzugeben, die Mitgliedschaft in einem Verein zu überdenken oder die Regel einzuführen, dass an zwei Wochenenden im Monat weder etwas unternommen noch jemand eingeladen wird.
Eventuell reicht es auch schon, wenn Sie alle Ziele und Projekte, die Sie momentan verfolgen, auflisten – und den Rotstift ansetzen. Wie wäre es, wenn Sie ein halbes Jahr nicht versuchen, abzunehmen oder mehr Sport zu treiben? Wie würde es sich auswirken, wenn Sie Ihre Ansprüche im Haushalt eine Zeit lang bewusst senkten?
Bitte nicht bis zum Burnout warten!
Kurztipps:
- Sagen Sie «Vielleicht» statt «Ja».
- Wägen Sie die Kosten vorsichtig ab und machen Sie sich bewusst, was zu kurz kommen wird, wenn Sie zu einer Aufgabe oder einem Amt Ja sagen.
- Nehmen Sie sich ab und zu Zeit, um Ihr Leben auszumisten. Was möchten Sie in Zukunft seltener oder nicht mehr tun? Und wie liesse sich das erreichen?
Zum Autor:
www.mit-kindern-lernen.ch,
www.biber-blog.com
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