«Wir können unsere Kinder nur bis zu einem gewissen Punkt beschützen» - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
Merken
Drucken

«Wir können unsere Kinder nur bis zu einem gewissen Punkt beschützen»

Lesedauer: 1 Minuten

Marianne, 41, und Samuel Maag, 39, haben vier Kinder: Elija, 11, Hanna, 9, Timea, 7, und Judah, 4. Deren ­Entwicklung möchten die Tagesmutter und der Pastor aus Zuchwil SO nicht mit ihren Sorgen bremsen. Dabei hilft ihnen auch ihr Glaube.

Text: Julia Meyer-Hermann
Bild: Rawpixel.com

«Wenn man vier Kinder hat, gibt es zwangsläufig Diskussionen zu den Fragen ‹Wann darf ich das?› und ‹Warum darf XY etwas, was ich noch nicht darf?›. Wir Eltern sind in regem Austausch darüber, was wir unseren Kindern wann zutrauen können und an welcher Stelle uns vielleicht zu Recht mulmig ist. 

Bei unseren Ängsten geht es einerseits um Alltagssituationen, die bewältigt werden müssen. Etwa: In welchem Alter darf man allein ins Schwimmbad? Oder: Darf man einen Weg schon selbständig mit dem Fahrrad fahren? Zum anderen betrifft unsere Sorge den Punkt, ob wir unsere ganz unterschiedlichen Kinder bei ihren Schritten in die Selbständigkeit angemessen begleiten.

Wir bewältigen Ängste auch dadurch, dass wir sie mit unseren Kindern besprechen.

Wir wollen ihnen Zutrauen vermitteln, sie nicht durch unsere Sorgen bremsen. Es geht um bewusstes Loslassen. Aber auch darum, nicht der Gleichheit zuliebe Stärken und Schwächen ausser Acht zu lassen. Unsere Zweitgeborene Hanna ist mutig und will viel ausprobieren. Sie hat ein anderes Temperament als unser Ältester. Wenn sie sich etwas zutraut, darf sie das gegebenenfalls schon früher. Gleich ist nicht gerecht – dieser Spruch prägt unsere Erziehung.

Wir bewältigen Ängste auch dadurch, dass wir sie mit unseren Kindern besprechen. Es gibt Regeln und Standards, die eingehalten werden müssen. Beim Velofahren hat uns die Prüfung an der Schule geholfen: Nachdem Elija diese problemlos absolviert hatte, hatte er auch die innere Gewissheit, das zu bewältigen. Vor Kurzem war er auch das erste Mal allein im Schwimmbad. Danach waren wir alle stolz, haben über das Erlebte und Elijas Empfindungen geredet und diesen Schritt gefeiert.  

Loslassen ist nicht einfach. Dabei hilft uns, dass wir an einen guten Gott glauben. Wir können unsere Kinder nur bis zu einem gewissen Punkt beschützen. Wir beten, dass Jesus über sie wacht, und vertrauen darauf, dass er es gut mit uns meint. Dieses Grundvertrauen gibt uns eine gewisse Gelassenheit.»

Julia Meyer-Hermann
lebt mit ihrer Tochter und ihrem Sohn in Hannover. Ihre Schwerpunkte sind Wissenschafts- und Psychologiethemen.

Alle Artikel von Julia Meyer-Hermann

Lesen Sie mehr zum Thema Elternangst:

Schulstart: Die neue Rolle der Eltern
Elternbildung
Schulstart: Die neue Rolle der Eltern
Beim Übertritt an die Primarschule brauchen Eltern in der Erziehung viel Feinfühligkeit und Beziehungsstärke. Was ist damit gemeint?
Bub hält mit seinen Händen einen Pinienzapfen
Bewegung
Kinder begreifen die Welt mit den Händen
Viele Kinder könnten feinmotorische Tätigkeiten nicht mehr gut ausführen, sagen Kindergärtnerinnen. Die Forschung belegt dies nicht.
Kinder im Wachstum brauchen ausreichend Vitamine und Vitamin B Strath
Advertorial
Was Kinder zum gross werden brauchen
Für ein gesundes Wachstum benötigen Kinder Vitamine, Mineralstoffe, lebenswichtige Fette – und vieles mehr.
Elternblog
Nichts, wofür man sich schämen muss
Unser neuer Kolumnist Lukas Linder fragt sich, ob es sich steuern lässt, wie der Sohn den Vater in Erinnerung behält. Und wenn nein, was dann?
Mikael Krogerus Kolumnist
Familienleben
Eltern sein heisst nie mehr nicht Vater oder Mutter sein
Dies ist der letzte Beitrag von Mikael Krogerus für Fritz+Fränzi. Darin zieht der Kolumnist viele lehrreiche Fazits zum Eltern sein.
«Wenn Ängste Kinder einschränken,sollten Eltern handeln»
Erziehung
«Wenn Ängste Kinder einschränken, sollten Eltern handeln»
Kinder- und Jugendpsychiaterin Susanne Meier erklärt, was «normale» Angst von einer Angststörung unterscheidet und was Eltern tun können, wenn ihr Kind ängstlich ist. 
Wie Kinder mutig werden: 5 Beispiele aus dem Alltag
Erziehung
Wie Kinder mutig werden: 5 Beispiele aus dem Alltag
Was sollen Eltern tun, um den Mut ihrer Kinder zu fördern? Und wo sind die Grenzen? 5 Beispiele aus dem Alltag.
Mut: Klare Absprachen fördern das Sicherheitsgefühl
Erziehung
«Klare Absprachen fördern das Sicherheitsgefühl»
Larissa und Jan Weile haben zwei klassische Schockmomente erlebt und eine Strategie entwickelt, ihren Kindern mehr Freiraum zu gewähren.
Mut entwickeln und Ängste überwinden
Erziehung
Wie wird mein Kind mutig?
Eltern wünschen sich mutige Kinder. Mut zeigt sich auf verschiedene Weise. Was hilft einem Kind, mutig zu werden? Und wie können Eltern es unterstützen?
Erziehung
«Eltern sollten ihre Angst bei sich selbst lassen»
Die Psychologin Anna Mathur weiss, wie stark Ängste das Familienleben belasten können, und erklärt, worauf es für ängstliche Eltern ankommt.
Medienerziehung
Cybergrooming als Todesfalle
Eine Teenagerin wird tot aufgefunden. Der Fall Ayleen zeigt, dass Eltern die Games ihrer Kinder kennen sollten.
Elternbildung
«Alle Jugendlichen sind unzufrieden mit ihrem Körper»
Wo beginnt problematisches Essverhalten und wie können Eltern dem entgegenwirken? Psychotherapeutin Simone Munsch im Monatsinterview.
Erziehung
«Wir gehen mit unseren Ängsten bewusst und konstruktiv um»
Julie und Stefan Balmer teilen sich Job und Hausarbeit. Nebst Ängsten um die Zukunft ihres Kindes macht ihnen das Thema Loslassen Sorgen.