«Das Band zwischen mir und meinen Kindern soll keine Leine sein»
Bild: Julia Forsman
Ich erzähle
Zu jedem ihrer drei Kinder, 12 und 10, hat die Kinesiologin Matilda, 44, eine andere Bindung. Das war schon in der Schwangerschaft so.
Man sagt ja, dass die Bindung bereits während der Schwangerschaft entsteht. Mein erster Sohn Matteo hatte sich so in der Plazenta eingerichtet, dass ich seine Bewegungen kaum spürte. Als Erstlingsmutter war mir das mit der vorgeburtlichen Bindung gar nicht so bewusst, ich freute mich einfach auf das Kind, Punkt. Der Moment seiner Geburt ist mir noch heute ganz präsent. Als man ihn mir auf den Bauch legte, war mein erster Gedanke: Oh, er gehört jetzt also zu mir und ich zu ihm. Ich weinte vor Glück, Demut und Dankbarkeit.
«Meine Kinder wissen,
dass sie ein Teil von mir sind und dieses
Gefühlsband immer da ist.»
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