Lieber einen Hund als noch ein Kind - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
Merken
Drucken

Lieber einen Hund als noch ein Kind

Lesedauer: 4 Minuten

Nach drei Kindern hat sich Familie Légé nun ein tierisches Familienmitglied zugelegt. Und Mama Ulrike staunt darüber, wie viele Vorteile der vierbeinige Nachwuchs gegenüber dem zweibeinigen hat.

Kinder-Haben liegt gerade voll im Trend: Drei sind die neuen Zwei. Kinder sind Symbole für ein gut gelebtes Leben. Eltern sind die Hipster und Helden der Nation. Auch wenn wir uns die meiste Zeit eher wie die Deppen der Nation fühlen. Wenn wir einen Blick auf den Konto-Auszug werfen, zum Beispiel, oder beim Elterngespräch in der Schule.

Mein Mann und ich finden unsere eigenen Kinder auch toll, meistens zumindest. Aber nach drei Kindern haben wir uns lieber für einen Hundewelpen als für ein weiteres Kind entschieden. Und sind froh darüber. Nach einem Monat mit Sunny meinen wir: Kinder zu bekommen wird doch sehr überbewertet. Und das trotz zerknautschten Hausschuhen und Pipipfützen überall.

Diese Augen! Kein Wunder ist Familie Légé so verliebt! Bilder:zVg
Diese Augen! Kein Wunder ist Familie Légé so verliebt! Bilder:zVg
Gut, wir sind vielleicht noch voll in der Verliebtheitsphase mit unserem Hund. Aufs Kindchen-Schema reingefallen. Ein klitzekleines bisschen gaga, was unseren Sunny-Welpen angeht. Aber rein objektiv haben Hunde doch so einige Vorteile gegenüber Kindern:

  • Hunde wollen es uns recht machen: Hundetrainer nennen es den «will to please». Wir lesen es einfach in diesem treuen Hundeaugen-Blick. Er scheint uns ständig zu fragen: «Was soll ich denn jetzt machen, um dir zu gefallen?» Unsere Kids haben wir noch nie so schauen sehen. Sie werfen uns den «Da kannst du lange drauf warten!»-Blick zu. Oder den «Sag noch einen Ton, und ich schreie so laut, dass dir die Ohren abfallen»-Blick. Oder den klassischen Teenie-Blick: «Himmel, warum muss nur ich so endpeinliche Eltern abgekriegt haben?». Aber einen «will to please» bei Kindern? Den haben wir noch nie gesehen.
  • Hunde werden schnell stubenrein: Was haben wir bei unserem Trio für einen Zirkus um das Sauberwerden gemacht. Ich werde nie vergessen, wie unser Sohn meinem Zahnarzt stolz verkündete: «Ich kriege immer ein Gummibärchen, wenn ich den ganzen Tag nicht in die Hose mache – du auch?» Der Zahnarzt bohrte mir vor lauter Lachen fast einen neuen Wurzelkanal. Die Mädchen bekamen glitzernde Einhorn-Aufkleber, neue Unterhosen und Töpfchen, die bei erfolgreichem Füllen anfingen zu singen. Trotzdem dauerte es über drei Jahre. Unser Hund kriegt nur Gudeli und schafft es in drei Tagen. Von gelegentlichen Pfützchen mal abgesehen…
  • Hunde sind so gemütlich: Wenn unser Hund sich mitten ins Wohnzimmer legt, denke ich: «Jööööh, wie herzig! So tiefenentspannt! Da leg ich mich doch gleich aufs Sofa daneben.» Deshalb senken Hunde den Blutdruck. Das ist bewiesen. Sobald ein Kind abhängt und chillaxt, werde ich hingegen richtig hässig. Sofort denke ich: «Mensch, dein Zimmer sieht aus, als sei ein Spielzeug-Laden explodiert. Du hast garantiert noch keine Hausis gemacht. Stehst du eigentlich je auf, ohne dass Mami dir in den Allerwertesten tritt?!»  Deshalb erhöhen Kinder den Blutdruck. Das vermute ich mal.

Damit die Kinder mit mir rausgehen, muss ich ihnen Game-Zeit versprechen und ein Gourmet-Picknick einpacken. Der Hund bringt mir hingegen sogar seine Leine mit!

  • Hunde gehen gerne raus: Wenn wir unseren Nachwuchs zu irgendeiner Aktivität draussen überreden wollen, gibt es erstmal Verhandlungen, die zäher sind als die bilateralen Verträge zwischen Bern und Brüssel. Am Ende haben sie herausgeschlagen, dass Mama ein Gourmet-Picknick packt, Papa ein Baumhaus baut und es hinterher Glacé und Game-Zeit für alle geben muss. Dafür, dass sie gnädig eine Stunde in den Wald mitkommen. Unser Hund sieht mich nur Richtung Tür gehen, da kommt er schon begeistert angeflitzt. Jedes Mal und bei jedem Wetter. Er bringt mir sogar seine Leine, da muss ich nichts packen.
  • Hunde fressen alles auf: Ich kann meinem Hund Trockenfutter in den Napf schütten, das aussieht wie gefriergetrocknete Kaninchen-Kaka, und er frisst es auf. Bis auf den letzten Rest. Sein Dosenfutter wirkt zwar, als hätte es schon mal ein Hund gefressen. Aber er schlabbert es ratzfatz weg. Unser Teenie hingegen kommentiert meine frisch und liebevoll gekochten Spaghetti Bolognese nur mit «Wenn schon Hackfleisch, kannste nich‘ ma‘ Enchiladas machen? Und ist das bio?“. Seine jüngste Schwester schreit: «Also, ich esse meine Nudeln sowieso nur nackt!» (Damit meint sie zum Glück ohne Sauce.)

Und Hunde haben noch mehr Vorteile…

  • Hunde freuen sich auf unsere Rückkehr: Auch wenn ich nur eine Minute herausgehe, um den Müll wegzubringen, steht da ein Hund voller Wiedersehensfreude an der Tür. Er freut sich so sehr auf mich, dass nicht nur der Schwanz, sondern der halbe kleine Hund wackelt. Meine Kinder waren auch mal so, als sie ganz klein waren. Sie wackelten vor Freude. Halt nicht mit dem Schwanz. Jetzt kann ich schon froh sein, wenn meine Rückkehr überhaupt vom Teenie bemerkt wird. Und die Mädchen überfallen mich sofort mit: «Mama, die blöde Kuh hat auf meinen Schrank gemalt als du weg warst!», «Hab‘ ich gar nicht, du Petze!», «Mamaaa, jetzt will sie mich hauen!». Da wackeln dann die Türen bei uns.
  • Hunde erziehen ist unkompliziert: Beim Kinder-Erziehen kann man es ja eigentlich nur falsch machen. Zu viel betüdeln oder zu wenig Liebe. Zu viel Strenge oder zu wenig Grenzen. Zu viel einmischen oder zu wenig unterstützen. Sobald man aus den Eltern-Grabenkämpfen ums Stillen raus ist, kommen die ums Impfen. Dann die über die richtigen Hobbies, Freunde und Schulzüge. Ein einziges Minenfeld – wo man auch hintritt, immer geht jemand hoch. Hunde-Erziehung dagegen ist so schön: Ein paar einfache Regeln à la «Pipi nur draussen machen», ein paar Gudeli. Schon hat man einen gut erzogenen Hund und alle finden es toll. Endlich mal ein Erfolgs-Erlebnis!

Hoppla – 7 zu 0 für den Hund?

Hier steht es doch eindeutig 7:0 für Hunde. Ja, wir lieben unsere Kinder. Aber wenn wir uns nochmal entscheiden müssten, würden wir dann uns wirklich drei Kinder und nur einen Hund anschaffen? Oder lieber drei Hunde, ein Kind?

Zugegeben, Hunde zahlen nichts in die AHV ein. Sie überlassen uns später keine entzückenden Enkel zum schamlos verwöhnen und wieder abgeben, wenn sie unleidlich werden. Und unsere Hunde bringen uns wohl auch nicht die Lieblings-Pralinés ins Altersheim. Da holen Kinder dann doch wieder etwas auf. Sie können ja nichts dafür, dass sie kein Wuschelfell und keinen «will to please» haben.

Vielleicht werden es einfach drei Hunde und drei Kinder. Gleichstand. Dann können sie sich gegenseitig beschäftigen. 


Ulrike Légé, ursprünglich aus Niedersachsen, lebt jetzt im Baselland, arbeitet Teilzeit für kleinere Unternehmen in Kommunikation und Strategie. Der grösste Teil ihrer Zeit und Liebe geht an die Familie; drei wuselige Kinder von 7, 11 und 13 Jahren, ein französischer Mann, und das entzückende Hundebaby Sunny. 
Ulrike Légé, ursprünglich aus Niedersachsen, lebt jetzt im Baselland, arbeitet Teilzeit für kleinere Unternehmen in Kommunikation und Strategie. Der grösste Teil ihrer Zeit und Liebe geht an die Familie; drei wuselige Kinder von 7, 11 und 13 Jahren, ein französischer Mann, und das entzückende Hundebaby Sunny. 


Mehr zum Familienhund Sunny: