Aber Irrtum. Es spielt sehr wohl eine Rolle. Jungsmütter sind anders als Mädchenmütter, oder besser: Sie müssen mit ganz anderem fertig werden. Ich hatte nun jahrelang Zeit, das Ganze zu beobachten. Ich kenne beide Typen, ich konnte über Jahre verfolgen, womit sie es zu tun haben. Und ich habe selber ein Mädchen und ein Bub zu Hause. Und ich bin zu folgendem Schluss gekommen: Wäre Erziehung ein Velorennen, dann radelten Mädchenmütter schön ordentlich im Rennbahn-Oval eines Sechstagerennens. Bubenmütter dagegen haben eine halsbrecherische Downhillstrecke vor sich. Wobei noch nicht einmal der Kurs definiert ist.
Klar ist immerhin: Vor ihnen liegt die holprige Aufgabe, ihre Söhne auf die vielfältigen Anforderungen einer emanzipierten Gesellschaft vorzubereiten. In der die Position des echten Kerl, des männlichen Mannes vakant ist, oder zumindest nur ein diffuses Pflichtenheft hat.
Es beginnt wie in der Philosophie: mit Staunen. Darüber, wie der Bub sich schon im Mutterleib so heftig bewegt, dass er kaum auf Ultraschall zu bannen ist. Dass er später seinen 250ml Schoppen in der Manier eines Biertrinkers leert und ihn mit dem Wunsch nach mehr auf den Tisch knallt. Staunen, dass er zwar noch kein Wort spricht, aber offensichtlich schon präzis verschiedene Kategorien von Motorfahrzeugen unterscheidet, insbesondere jene, die auf Baustellen anzutreffen sind. Wo er sich im Übrigen stundenlang in den Anblick von Baggerschaufeln und Betonmischer vertiefen kann. Die Verwunderung über die scheinbar im männlichen Gencode verschlüsselten Informationen ist unerschöpflich.