Wir sind keine Smombies! - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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Wir sind keine Smombies!

Lesedauer: 2 Minuten

Jugendliche hängen zu viel am Handy – sagen Erwachsene. Beim Forschungsprojekt «Generation Smartphone» haben Jugendliche selbst mitgeforscht, sie haben Konsumtagebücher geschrieben und ihre Ansichten zum Thema eingebracht. Eine junge Forscherin, Nadja, 16, wendet sich in Form einer E-Mail direkt an die Eltern von Jugendlichen.

Liebe Eltern

Wir Jugendliche haben es satt, immer in einen Topf geworfen zu werden. «Die heutige Jugend ist nur noch am Handy.» «Die verdummen ja total, wenn die nur vor dem Bildschirm sitzen.» Das ist total verallgemeinernd. Wir sind nicht alle «Smombies», also Smartphone-Zombies. (Übrigens benutzt kein Jugendlicher dieses Wort.) 

Natürlich gibt es immer Ausnahmen, Leute, die ihren Umgang mit dem Smartphone nicht im Griff haben. Aber viele Teenager haben eine unproblematische Beziehung zu ihrem Smartphone und vor allem auch eine, die sich wandelt. Vielleicht haben Sie, liebe Eltern, Ihrem Kind kürzlich ein Smartphone gekauft. Und würden sich jetzt am liebsten dafür ohrfeigen, denn Ihr Nachwuchs hängt nur noch vor dem Bildschirm rum. «Mein Kind ist bestimmt schon abhängig», denken Sie vielleicht.

«Wir brauchen mehr Zeit! Mit steigendem Alter sinkt unser Interesse am Smartphone. Das gehört zum Erwachsenwerden.»

Wir können Ihnen Ihre Sorge etwas nehmen: Denken Sie einmal zurück an die Zeit, als Ihr Kind noch etwas jünger war. Bestimmt hat sich Ihr Kind ein bestimmtes Spielzeug gewünscht. Und was ist passiert, als es dieses endlich bekommen hat? Genau. Das Kind beschäftigte sich für einige Zeit fast ausschliesslich mit dem neuen, interessanten Gegenstand.

Mit dem Handy ist das genauso. Wenn man ein neues Handy bekommt, ist das erst mal sehr aufregend. Was kann das Gerät alles? Was passiert, wenn ich bestimmte Funktionen aktiviere? Wie funktionieren WhatsApp, Instagram, Snapchat? Es ist ganz normal, dass man sich mit einem neuen Gerät vertraut machen will.

Wenn Sie sich nun denken, dass diese Phase bei Ihrem Kind schon sehr lange andauert, halten Sie sich vor Augen, wie viele Möglichkeiten ein Handy zu bieten hat. Da ist es fast logisch, dass die Zeit des Kennenlernens etwas länger dauert.

Generell nimmt mit zunehmendem Alter das Interesse bei Jugendlichen an ihrem Smartphone ab. Man verpasst nichts, wenn man einen Trend mal nicht mitmacht. Das ist eine wohltuende Erkenntnis, die zum Erwachsenwerden dazugehört. Das Smartphone ist Teil unserer Gesellschaft geworden; durch eigene Erfahrungen lernen Jugendliche am besten den Umgang mit diesem Medium.

Lassen Sie uns die Zeit, die wir brauchen. So wie jeder Jugendliche das Smartphone unterschiedlich braucht, so braucht jeder Jugendliche unterschiedlich lange, eine gesunde Beziehung zu seinem Smartphone zu entwickeln.

Liebe Grüsse, eure Nadja

Bild: istock

Nadja, 16, wohnt in Wald im Zürcher Oberland. Sie versucht, weniger Zeit am Handy zu verbringen. «Unter der Woche bin ich täglich ein bis zwei Stunden am Handy, am Wochenende, je nachdem, ob ich etwas unternehme, bis zu sechs Stunden, Musik nicht einberechnet. Die meiste Zeit verbringe ich auf YouTube und WhatsApp. Während YouTube für mich zur Unterhaltung dient, nutze ich WhatsApp für die Kommunikation mit Freunden und Klassenkameraden. Das Handy ist für mich auch für die Schule mittlerweile unentbehrlich. Voci lerne ich beispielsweise nur noch mit einer App, und auch Gruppenaufträge bespreche ich über WhatsApp. Bei mir zu Hause gibt es keine Regeln im Umgang mit dem Handy, aber ich setze mir selber welche. Zum Beispiel lege ich mein Handy über Nacht in die Küche.»
Nadja, 16, wohnt in Wald im Zürcher Oberland. Sie versucht, weniger Zeit am Handy zu verbringen. «Unter der Woche bin ich täglich ein bis zwei Stunden am Handy, am Wochenende, je nachdem, ob ich etwas unternehme, bis zu sechs Stunden, Musik nicht einberechnet. Die meiste Zeit verbringe ich auf YouTube und WhatsApp. Während YouTube für mich zur Unterhaltung dient, nutze ich WhatsApp für die Kommunikation mit Freunden und Klassenkameraden. Das Handy ist für mich auch für die Schule mittlerweile unentbehrlich. Voci lerne ich beispielsweise nur noch mit einer App, und auch Gruppenaufträge bespreche ich über WhatsApp. Bei mir zu Hause gibt es keine Regeln im Umgang mit dem Handy, aber ich setze mir selber welche. Zum Beispiel lege ich mein Handy über Nacht in die Küche.»


Forschungsprojekt «Generation Smartphone»

Welche Risiken, welche Chancen birgt das Smartphone für Jugendliche? Welche Bedeutung hat es im Alltag? Diese und andere Fragen will das Forschungsprojekt «Generation Smartphone» beantworten. Für die Forschung der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW und der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW, die von der Stiftung Mercator Schweiz gefördert wird, dokumentierten 30 Jugendliche im Alter zwischen 12 und 19 Jahren in Tagebuchform, wann und wie oft sie ihr Smartphone nutzen. Die Tagebücher geben Einblick in die alltägliche Smartphone-Nutzung und die damit verbundenen Emotionen und Einstellungen, anschliessend wurden die Jugendlichen interviewt. Das Datenmaterial wurde von einem Team von professionellen Forschenden sowie acht jugendlichen Co-Forschenden ausgewertet. Dadurch fliesst auch das Insiderwissen der «Generation Smartphone» in die wissenschaftliche Studie ein. Demnächst erscheinen von Jugendlichen gestaltete Postkarten mit «Botschaften» an andere Jugendliche zur Smartphone-Nutzung, der Abschluss­bericht des Projekts erscheint im Frühjahr 2018.

Weitere Informationen zum Projekt: www.stiftung-mercator.ch/de/projekte/generation-smartphone


Weiterlesen:

In der Februar Ausgabe 02/2018 äussert hat eine weitere junge Forscherin ihre Erkenntnisse aufbereitet: In Form von WhatsApp-Chats zeigt sie Eltern, warum das Smartphone für Jugendliche so wichtig ist. Ausgabe jetzt bestellen.