Urban Gardening – ein Stück Natur im Grossstadtdschungel - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
Merken
Drucken

Urban Gardening – ein Stück Natur im Grossstadtdschungel

Lesedauer: 3 Minuten

Beeren und Gemüse auf dem Balkon anzubauen, liegt voll im Trend und macht Kindern grossen Spass. So bringen Sie auch ohne eigenen Umschwung ganz einfach ein bisschen Grün in den Familienalltag.

Text: Wina Fontana
Bild: iStock Photo

In Zusammenarbeit mit Betty Bossi

Urban Gardening ist in den letzten Jahren sehr populär gewor­den und bedeutet so viel wie städtisches Gärtnern. Dazu eignen sich Terras­sen und Balkone gleichermassen wie Fensterbretter oder Treppenaufstiege. Dekorative Blumen, süsse Früchte und Beeren zum Naschen und sogar die meisten Gemüsesor­ten lassen sich im urbanen Umfeld kinderleicht pflegen. Damit dies gelingt, haben wir ein paar Tipps vorbereitet.

Echte Handarbeit

Kinder sind grundsätzlich wissbe­gierig und lernen gerne Neues ken­nen. Zu beobachten, wie Samen zu Blumen oder Erntegut wachsen, ist nicht nur spannend, sondern bringt den Kindern auch die Natur näher. Damit das Säen auch gelingt, emp­fiehlt es sich, auf einer kleineren Fläche zu beginnen. Ein feuchter Wattebausch in einem Glas oder einem ausgewaschenen Joghurt­becher reicht aus, um die Samen zum Keimen zu bringen. Alternativ können die Samen auch in einem leeren Eierkarton mit feuchter Erde gezogen werden.

In der Regel begin­nen die Samen bereits nach wenigen Tagen zu keimen und können, sobald erste Wurzeln sichtbar sind, eingepflanzt werden. Lassen Sie die Kinder ruhig helfen, denn das macht Spass und stärkt ausserdem das Wir-Gefühl.

Um die handwerklichen Fähigkeiten zu fördern, stehen im Optimalfall kindgerechte Gartengeräte wie ein kleiner Rechen, eine Schaufel und eine Giesskanne zur Verfügung. Diese sind in der Regel kleiner und leichter als das Pendant für Erwachsene und darum für die Kinder einfacher zu hand-haben.

Das passende Gefäss

Platzmangel ist ein häufiger Knack-punkt beim Urban Gardening. Um die zur Verfügung stehende Fläche sinnvoll zu nutzen, ist Kreativität von Ihnen und Ihrem Kind gefragt. Nebst klassischen Blumentöpfen eignen sich auch aufgeschnittene Tetrapacks für kleinere Gewächse wie Blumen und Kräuter. Auch aus-gewaschene Aludosen können prima als Kräutertopf genutzt werden.

Mit dem Wiederverwenden von leeren Verpackungen schulen sie zugleich das Umweltbewusstsein der Kinder. Holzkisten lassen sich zu einer Art Regal stapeln, mit dem man mehrere Ebenen schaffen und so den Garten in die Höhe wachsen lassen kann. Wichtig: Wählen Sie hierfür einen sonnigen Platz.

Die Qual der Wahl

Obschon die Auswahl an möglichem Urban-Gardening-Saatgut riesig ist und der Fantasie kaum Grenzen gesetzt sind, ist auch hier der verfügbare Platz entscheidend. Platzsparende Gewächse wie Kräuter sind nicht nur pflegeleicht, sondern erweitern auch den kulinarischen Horizont Ihrer Kinder.

Wurzelgewächse wie Kartoffeln, Karotten und Radieschen gedeihen gut in etwas höheren Blumenkisten. Ebenso Bohnen, Erbsen und Feldsalat. Säulen- und Zwergobstbäume sowie Tomaten eignen sich besonders bei knappen Platzverhältnis-sen, da sie vor allem in die Höhe wachsen.

Bei Blumen sollte die Wahl auf ungiftige sowie heimische Arten fal-len. Die farbenfrohen Gewächse sind nicht nur schön anzusehen, sondern locken auch Bienen und Schmetterlinge zum Beobachten an. Besonders eignen sich Ringelblu-men, Sonnenblumen, Lavendel und Stiefmütterchen.

Tipps für den Alltag

  • Wählen Sie für das städtische Gärtchen einen Platz aus, der auch für Kinder gut erreichbar ist. Blumenkisten auf dem Balkongeländer sparen zwar Platz, verleiten Nachwuchs-gärtner und -gärtnerinnen aber zu riskanten Kletterübungen.
  • Pflegeleichte Pflanzen wie mediterrane Kräuter (z. B. Rosmarin, Thymian, Oregano) verzeihen auch einmal etwas nachlässige Pflege und überleben länger.
  • Um das Hin- und Herzügeln von Pflanzengefässen zu vermeiden, bieten sich winter-harte Gewächse wie Feigenbäumchen oder Johannisbeersträucher an.
  • Saisonales Anpflanzen hat nicht nur einen Lerneffekt, sondern sorgt das ganze Jahr über für kleine Erfolgserlebnisse und macht so gleich doppelt Spass.
  • Das Dekorieren der Erde mit Kieselsteinchen und Tannenzapfen sorgt für einen Zauberwaldeffekt, schützt die Erde vor dem Austrocknen und bietet gleichzeitig Unterschlupf für Wildbienen.
  • Giftige Pflanzen eignen sich nicht für den Familienhaushalt. Bei Unsicherheiten infor-mieren Sie sich am besten vorab online oder im Gartenfachhandel.
  • Aufgrund der Verletzungsgefahr sollte auch auf Dornengewächse wie Rosen oder Brom-beersträucher verzichtet werden.
  • Starten Sie mit schnell wachsenden Pflanzen wie Radieschen oder Erdbeeren (z. B. Monats-erdbeeren), um die Kinder gleich von Beginn an für das Vorhaben zu begeistern.

Arbeit, die Früchte trägt

Im Fall von Gemüse, Obst, Beeren und Kräutern ist der Erntetag ein grosses Highlight und berechtigterweise oft mit Stolz verbunden. Dies kann auch dazu beitragen, dass sonst standhafte Gemüseverweigerer eher mal zugreifen – schliesslich möchte das Kind ja wissen, wie Erfolg schmeckt.

Ein weiteres Argument für das Projekt Urban Gardening und Kinder ist die Förderung von Pflichtbewusstsein und das Übernehmen von Verantwortung. Denn eine erfolgreiche Ernte bedingt laufende Pflege, wozu regelmässiges Giessen zählt. Gehen Sie dabei mit gutem Beispiel voran und stecken Sie Ihr Kind mit Ihrem Tatendrang und Enthusiasmus an.

Wina Fontana
ist Ernährungsexpertin SVDE, hat einen Bachelor in Ernährung und Diätetik und arbeitet bei Betty Bossi.

Alle Artikel von Wina Fontana