Alle an einen Tisch!
In Zusammenarbeit mit Betty Bossi
Die Geschmäcker sind verschieden. Aber wer zu jeder Mahlzeit
gleich mehrere Gerichte kocht, hat viel Arbeit und riskiert, dass seine
Kinder einseitige Esser werden.
Die Geschmäcker sind verschieden.Und dies macht das gemeinsame Essen nicht gerade einfach. Doch auch wenn die Geschmäcker in Ihrer Familie weit auseinandergehen – es gibt Möglichkeiten, dafür zu sorgen, dass alle auf ihre Kosten kommen.
Kein Wunschkonzert
Zeitsparender und entspannter ist es, gemeinsam mit der ganzen Familie einen Wochenplan zu erstellen, bei dem jedes Familienmitglied ein bis zwei Wünsche anbringen darf. Mit Jokerkarten können Lebensmittel, die man nicht mag, gestrichen werden. Diese können durch eine Alternative ersetzt werden. Ein Beispiel: Lisa legt die Jokerkarte Spinat auf den Tisch – und isst dafür ein Rüebli. So können Sie leichter verschiedene Geschmäcker berücksichtigen, ohne dafür fünf verschiedene Menüs zu kochen.
Gerichte mit einzelnen Komponenten sind oft beliebter bei Kindern als Eintöpfe, in denen sich Gemüsesorten verstecken könnten, die sie nicht gerne mögen. Für die Vertrauensbeziehung zu Ihrem Kind ist es wichtig, immer alle Zutaten zu nennen, wenn es danach fragt, und nicht ein Gemüse unterzujubeln oder zu verstecken.
Probieren, probieren, probieren
Zwang auszuüben beim Essen ist hingegen nicht sinnvoll. Ermutigen Sie Ihr Kind stattdessen, immer wieder zu probieren. Es heisst, ein Kind muss ein neues Lebensmittel über zehn Mal probieren, bevor es dieses mag. Vor allem Kinder im Alter von zwei bis fünf Jahren leiden oftmals unter einer Angst vor Neuem und Unbekanntem, der sogenannten Neophobie. Sie verweigern beispielsweise alles Essbare, das bitter oder säuerlich schmeckt. Die Vorliebe für Süsses ist bei Kindern hingegen angeboren. Ein süsser Geschmack wird mit der Muttermilch in Verbindung gebracht und vermittelt Sicherheit – nicht giftig – und eine hohe Nährstoffdichte.
Geschmacksvorlieben entwickeln und verändern sich bei Kindern. Abneigungen gegen Gemüse, aber auch gegen Fleisch sind bei den kleinen Geniessern ganz normal. Solche Phasen sind meist nicht von langer Dauer. Im besten Fall wird der Kinderteller mit einem grossen Anteil an Kohlenhydraten wie Teigwaren, Reis, Kartoffeln oder Brot bestückt.
Des Weiteren gehören ein bis zwei Portionen Gemüse oder Früchte auf den Teller. Bevorzugt Ihr Kind momentan Früchte statt Gemüse oder generell nur wenige Gemüsesorten, ist das nicht weiter schlimm, solange eines dieser Lebensmittel täglich konsumiert wird. Die Eiweissportion in Form von Fleisch, Fisch, Milch- und Milchprodukten, Eier, Tofu oder Quorn ergänzt den optimalen Kinderteller. Es gibt viele pflanzliche Alternativen für Kinder, die kein Fleisch oder Fisch mögen.
Sobald sich eine gewisse Einseitigkeit einschleicht und Ihr Kind nur noch eine sehr kleine Lebensmittelauswahl essen möchte, können Sie es auf neue Geschmacksrichtungen neugierig machen. Dies gelingt, indem alle Sinne angesprochen werden. Denn Kinder schmecken, riechen und fühlen vielfältiger und empfindsamer als Erwachsene: Sie wollen «auf allen Kanälen» etwas geboten bekommen. Das Essen soll also nicht nur gut schmecken, sondern auch schön aussehen, sich gut anfühlen und gut riechen. Knusprige und knisternde Gerichte sind spannend für den Kindermund und die Kinderohren und schmecken automatisch besser. Geschnitzte und geformte Gemüse und Früchte können die Fantasie und die Neugier Ihrer Kinder wecken und schmecken ebenfalls mindestens doppelt so gut.
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Die Autorin:
4 Tipps wie es mit der abwechslungsreichen Kost klappt
- Rohe Gemüsesticks sind bei vielen Kindern beliebt und können schnell zubereitet werden (Gurke, Rüebli, Kohlrabi, Cherrytomaten).
- Gekochtes Gemüse überbacken mit Käse oder einer Knusperhaube aus gemahlenem hartem Brot schmeckt gut und spannend zugleich.
- Gemüse in allen Variationen anbieten: mal gekocht, mal roh, mal säuerlich, mal süsslich, mal mit Curry. Wenn Ihr Kind gekochten Spinat nicht mag, kann es sein, dass es Salatspinat an einer süsslichen Salatsauce liebt. Oder wenn Ihr Kind den Selleriesalat immer stehen lässt, kann es sein, dass es die Selleriesuppe mit Rahmtupfer liebt.
- Wie bei allen Themen mit Kindern: Üben Sie sich in Gelassenheit. Isst ihr Kind heute keine Zucchini, schadet das Ihrem Kind nicht. Deshalb müssen Sie dem auch nicht zu viel Beachtung schenken.