Wenn Mama wieder arbeiten geht - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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Wenn Mama wieder arbeiten geht

Lesedauer: 3 Minuten

Der berufliche Wiedereinstieg nach einer Mutterschaftspause stellt für jede Mutter zweifelsohne eine herausfordernde Lebensphase dar. Die Erfolgsfaktoren für einen Wiedereinstieg hat eine aktuelle Studie ausgewertet, die am Lehrstuhl für Arbeits- und Organisationspsychologie der Universität Zürich durchgeführt wurde. Untersucht wurde, welche Faktoren eine erfolgreiche Rückkehr an den Arbeitsplatz unterstützen, und welche den Wiedereinstieg erschweren.

Hindernde Faktoren: wenig Handlungsspielraum und Zeitdruck

Je besser die Betreuungssituation organisiert ist, sei es durch Kita, Grosseltern oder Partner, desto einfacher verläuft der Wiedereinstieg. Das ist offensichtlich. Trotzdem steht und fällt die ganze Organisation mit flexiblen Arbeitszeiten, respektive mit der Bereitschaft des Arbeitgebers seine Mitarbeiterinnen nicht zu einem «nine to five»-Job zu verpflichten. Das belegt die Studie. Denn für viele Mütter ist die zeitliche Flexibilität einen Job zu erledigen, der hilfreichste Faktor Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. Ist diese nicht gegeben, wird es schwierig, sagt Studienleiterin Dr. Maike Debus: «Als hinderlich für den Wiedereinstieg nannten die befragten Frauen am häufigsten den organisatorischen Aufwand wie das Gebundensein an Abholzeiten von Kitas, Zeitdruck und vor allem wenig Handlungsspielraum für die Erledigung der Arbeit.». 

Höher gebildete Frauen verdienen mehr und können sich zusätzliche Unterstützung leisten.

Dass der Job nach wie vor einen wichtigen Teil des Lebens der Mütter ausmacht, zeigen die weiteren Resultate der Untersuchung des Lehrstuhls für Arbeits- und Organisationspsychologie der Uni Zürich: 84 Prozent der befragten Mütter kehrten der Studie zufolge nach dem Mutterschaftsurlaub an ihre alte Arbeitsstelle zurück. Mehr als die Hälfte allerdings zu einem tieferen Pensum. 
Ein grosser Teil der befragten Mütter (84 Prozent) gab an, dass sie im Job einen «Ausgleich zu den familiären Aufgaben» suchen. Praktisch ebenso viele (82 Prozent) wollen den «Anschluss behalten im Berufsleben». Mehr als jede Zweite kehrte aus «aus finanziellen Gründen» in die Berufswelt zurück. 
Interessant ist: Ein Grossteil der Studien-Befragten sagte, dass die Vereinbarkeit von Arbeits- und Privatleben gut funktioniere. Die Mütter gaben an, dass ihre Berufstätigkeit nur «gelegentlich» das Familienleben negativ beeinflusse – und umgekehrt. Wie passt aber diese Aussage in das allgemeine Bild, dass die Vereinbarkeit für Mütter immer nervenaufreibender wird? Eine Erklärung sieht Studienleiterin Maike Debus in der Zielgruppe der Befragung: «Unsere Studienteilnehmerinnen haben tendenziell eine höhere Bildung». 

Trotz positiver Veränderungen nehmen Mütter nach wie vor die grössten Einbussen im Job in Kauf.

Daran gekoppelt sei oft ein höheres Einkommen. «Diese Gruppe von Müttern kann es sich finanziell eher leisten, auch eine Unterstützung wie zum Beispiel Kita dazu zu nehmen». Auch bewegten sich diese Frauen eher in einem sozialen Umfeld in dem es für den, meist auch gut verdienenden, Partner selbstverständlicher sei, mitzuhelfen oder ebenfalls das Pensum zu reduzieren. Als dritte Erklärung führt Debus den Arbeitgeber an. Demnach arbeiteten die Studienteilnehmerinnen wohl in Berufen, in denen Teilzeit oder flexible Arbeitszeiten einfacher praktiziert werden könnten – daher können die befragten Mütter ihre Arbeit autonomer und flexibler einteilen. All diese Faktoren tragen zur Zufriedenheit der arbeitstätigen Mutter bei. 

Je einkommensschwächer, desto eher wird das alte Rollenmodell gelebt

Doch ausserhalb dieses gut situierten Mittelstands gestaltet sich die Rückkehr für Mütter in die Berufstätigkeit schwieriger oder ist teilweise nicht möglich. Anders gesagt: Für eine Verkäuferin mit langen und starren Arbeitszeiten ist es unter Umständen unmöglich, in ihren Job zurückzukehren. Elternpaare müssen auf klassische Rollenmodelle zurückgreifen, also «Mann arbeitet, Frau bleibt zu Hause bei den Kindern», um die Familie über die Runden zu bringen. 
Für einkommensschwache Familien, Alleinerziehende oder Eltern aus bildungsfernen Schichten wird es noch schwieriger: «Viele internationale Untersuchungen belegen, dass der soziale Status darüber entscheidet, ob Mütter wieder in ihren alten Beruf oder überhaupt wieder in die Erwerbstätigkeit einsteigen können», so Maike Debus. 

Mütter wechseln doppelt so häufig die Stelle wie Väter

Klar ist: Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in der Schweiz bleibt ein schwieriges Thema, besonders für die Frauen. So zeigt ein Bericht des  Bundesamts für Sozialversicherungen, dass die Renten der Frauen in der Schweiz im Schnitt um rund 37 Prozent oder fast 20’000 Franken pro Jahr tiefer sind als jene der Männer. Der Grund: Während Väter meist Vollzeit weiterarbeiten, kümmern sich die Frauen um Kinder und Haushalt oder arbeiten nur Teilzeit. Dies führt zu Lücken und tieferen Beitragszahlungen an das Rentensystem. 

Mutter und Teilzeit – in der Schweiz immer noch eine «normale» Folge des Mutterseins.

Zwar arbeiten immer mehr Mütter mit kleinen Kindern, wie aktuelle Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS) belegen. Allerdings nehmen sie weiterhin mehrheitlich berufliche und finanzielle Einbussen in Kauf. Auch wechseln dem Bericht zufolge Mütter doppelt so häufig die Stelle wie Väter. Rund 20 Prozent der Mütter suchen sich demnach sogar eine weniger anspruchsvolle Arbeit, um Beruf und Familie besser kombinieren zu können. Väter sind mit einem Anteil von 6 Prozent deutlich weniger bereit, dies zu tun. Mutter und Teilzeit, in der Schweiz scheint dies daher immer noch die «normale» Folge des Mutterseins zu sein. In Zahlen bedeutet dies: 62,2 Prozent der erwerbstätigen Mütter arbeiten laut Bundesamt für Statistik nach der Mutterschaftspause weniger. Nur rund 15 Prozent der Väter geben hingegen ihre Arbeitstage zugunsten der Familie auf.

Bild: Adobe Stock


Zur Person:

Dr. Maike Debus lehrt und forscht als Psychologin im Bereich Arbeits- und Organisations-psychologie an der Universität Zürich. 
Dr. Maike Debus lehrt und forscht als Psychologin im Bereich Arbeits- und Organisations-psychologie an der Universität Zürich. 


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