Die Handschrift hat ausgedient? Von wegen!
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Muss in Zeiten fortschreitender Digitalisierung das Schreiben von Hand im Unterricht noch geübt werden? Unsere Autorin findet ja – wenn die Zweckmässigkeit und nicht die Schönschrift im Vordergrund steht.
Ich bin der Meinung, dass es trotz Laptops in den Klassen und Smartphones zu Hause die Handschrift weiterhin braucht. In der Diskussion «digitale Geräte versus Handschrift» werden Themen vermischt, die nicht zusammengehören. Der Umgang mit digitalen Geräten ist eine Fertigkeit, die heute jeder braucht. Dazu zählt auch das Schreiben auf der Tastatur. Aber deswegen ist das Erlernen der Handschrift keineswegs überflüssig geworden.
Von Hand schreiben unterstützt Kinder beim Merken von Faktenwissen wie beim inhaltlichen Verständnis.
Gemeinsam mit dem Verband für Bildung und Erziehung und seinen 16 Landesverbänden führt das Schreibmotorik-Institut eine bundesweite Online-Umfrage unter den Lehrkräften aller Schulformen durch. Die Studie verfolgt das Ziel, weitere Erkenntnisse zum Handschrifterwerb zu erhalten und neue praktische Ansätze in einer Kombination der analogen und der digitalen Welt zu erproben. Wenn es gelingt, die Praxis gemeinsam mit den Pädagogen neu zu gestalten, könnten digitale Medien und innovative Technologien das Schreibenlernen in Zukunft sogar erleichtern.
Kinder haben zunehmend Probleme, mit der Hand zu schreiben
Nur so können die Handgelenks- und Fingerbewegungen kontrolliert werden. Bevor Kinder dazu fähig sind, müssen sie durch vielfältige Erfahrungen beim Spielen und Handeln ihre feinmotorischen Fähigkeiten und ihre Koordination von Auge und Hand aufbauen.
In den Grundlagen zum Lehrmittel «Unterwegs zur persönlichen Handschrift» wird Skifahren lernen mit Schreibenlernen verglichen. Beide Tätigkeiten eignet man sich durch Bewegungslernen an, sie sind nicht im Menschen angelegt. Beide Tätigkeiten machen erst richtig Freude, wenn Kopf und Körper frei sind für die gekonnte Gestaltung. Es braucht Anleitung und Übung, und sowohl beim Skifahren als auch beim Schreiben von Hand ist nicht sicher, ob es die nächste Generation überhaupt noch beherrschen wird.
«Schönschreiben» – abgeschafft mit der Einführung des Lehrplans 21
Nach einer zehnjährigen Entwicklungs- und Erprobungszeit im Kanton Luzern wurde ab 2011 die Luzerner Basisschrift verbreitet, und die Deutschschweizer Erziehungsdirektorenkonferenz hat diese Luzerner Variante 2014 als neue Schulschrift für die Deutschschweiz empfohlen.
Beim Schreiben mit der Hand arbeiten über 30 Muskeln und 17 Gelenke zusammen.
Die Kinder können in den ersten zwei Schuljahren das Grundalphabet der Basisschrift lernen und vertiefen. In der dritten Klasse der Primaschule werden erste Verbindungen geübt und ab der vierten Klasse darf sich aus dem Grundalphabet die persönliche Handschrift entwickeln. Das Ziel ist, eine leserliche und flüssige Handschrift zu erwerben, keine Schönschrift. Die Förderung des Handschreibens ist nach wie vor wichtig, denn von Hand schreiben spielt beim Lernen eine zentrale Rolle.
Von Hand schreiben, bildet
Man kann sagen: Von Hand schreiben bildet die Menschen. Deshalb werde ich in meinem beruflichen Alltag alles daran setzen, dass die Förderung des Handschreibens nicht zu kurz kommt. Die Kinder sollen regelmässig Gelegenheit bekommen, ihre Grafomotorik auf vielseitige Art weiterzuentwickeln. Mit Übung und Anleitung sollen die Kinder erfahren, dass ihnen die Strichführung immer besser gelingt. In diesem Sinne ermuntere ich auch Sie als Eltern, den Kindern ein Vorbild zu sein und immer wieder mal etwas von Hand zu notieren.