Die drei Berichte zeigen, dass es im Lehrberuf unterschiedliche Arbeits- typen gibt, so wie in anderen Berufsgruppen wohl auch. Im Vergleich mit anderen Berufsgruppen haben wir Lehrpersonen mehr Zeitfenster, die wir selbst organisieren und gestalten können, doch steckt in diesem Vorzug die Gefahr, dass Arbeit und Freizeit zu wenig klar getrennt werden.
Meine Erfahrung zeigt, dass es vielen Lehrpersonen schwerfällt, abzuschalten und Arbeit und Freizeit wirklich zu trennen. Es gehört zu ihrem Alltag, die Ereignisse vom vergangenen Tag nachzubereiten, um am nächsten Tag mit geeigneten Unterrichtsmethoden und Inhalten zu reagieren. Diese Überlegungen nehmen viele von uns mit nach Hause, weil wir uns emotional beteiligen.
Dieser und andere Faktoren der Belastung führen dazu, dass viele Lehrpersonen trotz Ferien und Wochen ohne Unterricht ihr Pensum reduzieren. Von vielen Lehrpersonen höre ich, dass sie mehr Zeit brauchen, um einen Ausgleich zu finden. Meistens ist dies möglich, wenn man in einem Pensum von 80 oder 90 Prozent arbeitet. Deshalb fordert der Dachverband der Lehrerinnen und Lehrer seit Längerem ein tieferes Pflichtpensum.
Obwohl allgemein bekannt ist, dass die Lehrperson einer der wichtigsten Faktoren für erfolgreiches Lernen ist, werden die Forderungen nach kleineren Klassen und niedrigerem Pflichtpensum nicht erfüllt. Wegen Knappheit der Finanzen verläuft die Entwicklung in den Kantonen genau in die entgegengesetzte Richtung.
Im laufenden Projekt «Gesundheit» des Dachverbandes Lehrerinnen und Lehrer Schweiz sollen mittels Untersuchungen auf verschiedenen Ebenen «harte» Fakten zu den effektiven beruflichen Belastungen gesammelt werden.
In weiten Kreisen der Politik und Gesellschaft scheint man den Beruf der Lehrerinnen und Lehrer immer noch als Beruf mit viel Freizeit zu betrachten. Die öffentliche Diskussion über die tatsächlichen Arbeitszeiten und die beruflichen Belastungen muss vorangetrieben werden.
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