«Die Unternehmen merken, dass sie der neuen Generation mehr bieten müssen»
Der Arbeitsforscher Oliver Strohm sagt, dass mit den Anforderungen an die Arbeitenden auch ihre Freiheiten in der Jobgestaltung grösser werden. Ein Gespräch über Gewinner und Verlierer der Automatisierung und Leistungskultur in Unternehmen.
Herr Strohm, die Zukunft der Arbeitswelt wird meist aus technologischer Sicht diskutiert. Welche Veränderungen sehen Sie?
Im Zusammenhang mit der Digitalisierung und weiterführenden Automatisierung stehen Themen im Fokus, die bereits seit Jahrzehnten diskutiert werden: Man will mehr delegieren, die Flexibilität erhöhen, den Mitarbeitenden mehr Autonomie ermöglichen, mehr Selbststeuerung und mehr Eigenverantwortung zulassen.
Werden diese Themen nur diskutiert oder auch realisiert?
Es gibt Unternehmen, sogenannte «hidden champions», die als Weltmarktführer innovative Arbeitsformen umsetzen und dabei auf Dezentralisierung, auf selbstregulierte Teams sowie auf hohe Eigenverantwortlichkeit setzen. Dies gilt auch für viele KMU in der Schweiz, die unaufgeregt eine fortschrittliche Organisations- und Führungskultur umsetzen.
Sie beraten Unternehmen und Verwaltungen in Organisationsfragen. Geht es diesen darum, sich für die Zukunft aufzustellen, oder darum, akute Probleme zu lösen?
Die Arbeitswelt ist komplexer geworden, der Wettbewerb härter, es ist schwieriger geworden, Mitarbeitende mit dem richtigen Potenzial zu finden, zu entwickeln und zu halten. Mit welcher Zukunftsstrategie man im Wettbewerb am besten besteht, ist – neben einer besseren Bewältigung des Tagesgeschäfts – immer eine zentrale Frage in den Organisationsentwicklungsprozessen, die wir begleiten.