Was soll ich bloss werden?

Bild: Rawpixel.com
Berufsmessen wurden abgesagt, Schnupperlehren verschoben, der Kontakt zu Firmen ist nur schwer herzustellen: Für Jugendliche ist die Berufsfindung in Corona-Zeiten eine Herkulesaufgabe. Das sollte Politiker alarmieren – und zum Handeln motivieren.
Aufgrund der aktuellen Situation rund um die Pandemie sind Ausbildungsmessen und Berufsmessen und Schulveranstaltungen, die den «Berufshorizont» massgeblich erweitert hätten, mehrheitlich ausgefallen. Den Jugendlichen fehlen somit Anlässe, um mit Unternehmen in den persönlichen Austausch zu treten und Informationen zur Berufsorientierung sowie Eindrücke von verschiedenen Berufen zu sammeln. So sind bereits im vergangenen Jahr wichtige Möglichkeiten einfach weggebrochen, um den eigenen «Berufskompass» zu richten.
«Bei benachteiligten Schülern leisten oft Lehrpersonen wichtige Motivationsarbeit.»
Digitale Einblicke – eine Notlösung
Die berufliche Integration von Jugendlichen mit eher niedrigem schulischem Leistungsausweis ist in Gefahr.
Auch die Betriebe sind gefordert
Damit der Übertritt von der Schule ins Berufsleben gelingt, ist ein sorgfältiger, chancengerechter und erfahrungsbasierter Berufswahlprozess erforderlich. Deshalb sind Jugendliche mit Ihren Eltern und Lehrerinnen und Lehrern darauf angewiesen, dass auch während der Corona-Pandemie wo immer möglich Berufswahlschnuppermöglichkeiten und somit Berufserkundungen ohne administrative Hindernisse, aber mit griffigen Schutzkonzepten ermöglicht werden.
Es braucht nun einen Effort der Politik, damit unsere
Jugendlichen einen chancengerechten Berufswahlprozess haben.
Denn hoffentlich nicht umsonst haben Bund und Kantone sich zum Ziel gesetzt, dass 95 Prozent der Jugendlichen vor dem 25. Altersjahr über einen Sek-II-Abschluss verfügen. Dieses Ziel unterstützt der LCH vollumfänglich. Nun ist definitiv der Zeitpunkt gekommen, an dem für die Erreichung dieses Zieles auch Taten gefragt sind. Es braucht aus Sicht des LCH unbedingt einen zusätzlichen Effort auch vonseiten der Politik, damit unsere Jugendlichen auf dem Weg ins Berufsleben – auch in Corona-Zeiten – einen vielfältigen und chancengerechten Berufswahlprozess durchleben können.

Lesen Sie mehr zum Thema Schule und Corona:
- Die Lehren aus der Pandemie
Die Corona-Krise stellt Schulleitungen und Lehrerschaft vor grosse Herausforderungen. Als zentrales Element für deren Bewältigung hat sich die Mitwirkung der Eltern herausgestellt. - «Wir müssen auch die Lehrpersonen schützen»
Schulschliessungen gelten in der Schweiz nach wie vor als «Ultima Ratio», als letzte Massnahme im Kampf gegen das Coronavirus. Dagmar Rösler, Präsidentin des Dachverbands der Lehrerinnen und Lehrer LCH, über mögliche Alternativen zu Schulschliessungen, besondere Schutzmassnahmen für Lehrpersonen und welche Art von Unterricht ihre Töchter bevorzugen.
- Wir müssen mehr Freiräume schaffen, um Talente zu fördern
Welche Folgen hatte der Lockdown für den Lernstand unserer Kinder? Keine allzu negativen, sagt der oberste Schulleiter der Schweiz, Thomas Minder, und plädiert dafür, Schülerinnen und Schülern mehr Raum zur freien Entfaltung zuzugestehen.