Nadja:
«Es erscheint mir oft egoistisch, wenn ich mit meinen Freundinnen für ein gemeinsames Wochenende wegfahre und es mir gut gehen lasse. Meine Mutter hat sich so etwas nie rausgenommen – nur etwas für sich machen. Und auch von meinen Freundinnen, die Kinder haben, scheint das kaum eine zu brauchen. Auch beim Arbeiten fühle ich mich manchmal schuldig. Besonders wenn ich als Sozialpädagogin in einem 40-Prozent-Pensum andere Kinder betreue, während meine, vielleicht an diesem Tag krank, von jemand anderem als mir zu Hause betreut werden. Langfristig gesehen würde ich aber trotz dieser Schuldgefühle nichts anders machen wollen. Ich wäre eine unglückliche Mutter, wäre ich immer zu Hause. Ich kann meinen Kindern nur eine gute Mutter sein, indem ich gut zu mir selbst schaue. Trotzdem bleibt oft ein ungutes Gefühl. Das ist verinnerlicht, bestimmt anerzogen. Aber oft sind es auch Kommentare, die mir ein Gefühl von Schuld vermitteln. Es nimmt mir jedes Mal Kraft, wenn das Gegenüber mein Kind bemitleidet, weil etwas nicht so läuft, wie sich die Person das idealerweise vorstellt. ‹Das arme Kind›, sagen sie, weil sie vielleicht glauben, das Mädchen bekomme zu wenig Aufmerksamkeit, Liebe oder Nähe von seiner Mutter. Und auch wenn ich glaube, dass es meinen Kindern gut geht, lösen solche Aussagen kleine Zweifel aus. Schuldgefühle sind für mich stark mit Mutterschaft verbunden. Ich glaube, dass Beat diese Gefühle und Gedanken weniger umtreiben.»