«Mit der Trennung wuchsen bei mir die Schuldgefühle»
Bilder: Salvatore Vinci / 13 Photo
Ich erzähle
Benno Roth*, 60, Vater von zwei Töchtern,18 und 20, aus Zug lebt nicht mehr mit der Mutter seiner Kinder zusammen. Um diese schwierige Zeit und die damit einhergehenden Gefühle zu bewältigen, brauchte der Schulleiter professionelle Hilfe.
Abgesehen von diesem Moment hatte ich nie Schuldgefühle. Man wird in das Elternsein hineingeworfen, egal ob geplant oder nicht. Und natürlich tut es einem leid, wenn etwas schiefläuft, man etwas besser hätte organisieren können oder wenn man die Nerven verliert. Aber später ist man immer schlauer. Und heute weiss ich: Ich habe damals so reagiert, wie ich es in dieser Situation halt konnte.
Allgemein war ich viel zu Hause, wollte bewusst in die Familie investieren. Gerade diese typischen Väter-Schuldgefühle meiner Generation, die der Abwesenheit, wollte ich nie haben. Deshalb ist es auch eher so, dass ich mich meiner Frau gegenüber schuldig fühle, wenn ich auf diese Zeit zurückschaue. Denn unser beider Fokus lag auf den Kindern, alles drehte sich um den Familienalltag. Dadurch kam unsere Beziehung zu kurz.
«Ich fühle mich gegenüber meiner Frau schuldig. Alles drehte sich um die Kinder. Dadurch kam unsere Beziehung zu kurz.»
Ich begann so unter der Trennung und den Schuldgefühlen zu leiden, dass ich vergangenen Frühling sogar Suizidgedanken entwickelte. Die Situation war für uns alle nicht mehr tragbar und ich holte mir professionelle Hilfe. Ich musste lernen, auf mich selber zu achten, auch bewusst um etwas zu trauern. Ich lernte auch, den negativen Gefühlen ihre Zeit einzuräumen. Nicht nur den positiven. Doch das brauchte viele Gespräche, Coachings und einiges an Zeit. Und ich bin noch immer dabei, diese Bilder loszulassen, die ich von mir, meiner Ehe und Familie hatte.»
*Name geändert
Online-Dossier
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