Mama und ich auf Social Media
Mia Hidber und ihre Mutter Steffi erzählen in unserer neuen Blogreihe «Mamma und Mia» aus ihrem Alltag. Heute geht es um das grosse Thema Social Media.
Wenn Freunde von mir (also «Alte») oder die Eltern meiner Freunde (also «Uralt-schon-fast-im-Altersheim») über Social Media reden, sprechen sie das Wort oft mit diesem abschätzigen Tonfall aus: «Social Meeeedia» mit ironisch-hochgezogener Augenbraue. Als gehöre der Begriff in dieselbe Kiste wie «Erotikklub» oder «veganer Käse». Und vor allem mit der Message: «Das ist was für verblödete Millennials». Dabei gehören sie – genauso wie ich – zur ersten Generation, die soziale Netzwerke zum neuen Hobby machten mit der Eröffnungs eines Facebook-Accounts. Das war so 2007 oder 2008.
Wir waren auch die erste Generation, die sich bewusst entscheiden – und oft auch schmerzlich erlernen – musste, wie viel sie von sich und ihrem Privatleben preisgeben sollten: Facebook war dafür die ideale Übungsplattform. Und ja, ich bin wirklich gottenfroh, dass es zu meiner Teenager-Zeit noch kein Facebook gab!
Mein persönliches «Trial and Error»-Projekt dauert inzwischen schon über zehn Jahre an. Meine Töchter tummeln sich erst seit drei bis vier Jahren auf sozialen Netzwerken herum. Grund genug für Mia und mich, heute zu «sharen» (jaaa, schon wieder so Social Media-Slang!), wie unterschiedlich wir damit umgehen.
Für mich als «Zürcher Teenie» spielt Social Media eine sehr grosse Rolle. Ich weiss, dass es ein bisschen komisch klingt und allen dummen Vorwürfen älterer Leute (siehe oben) entspricht, aber es gehört einfach dazu.
Das Benutzen dieser Online-Plattformen macht mir Spass, weil ich so in Kontakt bleiben kann mit meinem Freundeskreis, und das auf eine total einfache Art und Weise. Es ist immer etwas los und und wirklich nur selten langweilig, im Gegensatz zu unserem «richtigen» Leben manchmal so ist. Das einzige Problem für mich mit Social Media ist, dass es unsere Generation so unglaublich fest beeinflusst. Wir merken es nicht einmal. Das ständige Vergleichen und die grosse Auswahl an Kommunikationsmöglichkeiten über das Internet ist schon ganz schön crazy.
Ich bin seit der 5. Klasse auf Social Media unterwegs. Das mit dem Mindestalter von 16 Jahren bei den meisten Social-Media-Plattformen war niemandem so richtig bewusst. Nur bei Snapchat mussten wir uns alle älter machen. Angefangen habe ich mit einem peinlichen Benutzernamen auf Instagram. Weiter ging es dann mit irgendwelchen Bildli, die ich von anderen Instagram-Seiten abfotografiert und einfach tausend Emojis in die Bildbeschreibung getippt habe. Was immer unbedingt auf die Bilder drauf musste, waren Filter. Und ich spreche hier nicht nur von einem, sondern von MINDESTENS vier verschiedenen Filtern übereinander.
Ja, es waren wilde Zeiten und ich schäme mich, wenn ich an alle diese absolut peinlichen Posts denke, die ich vor Jahren mal auf Instagram gestellt habe! Und jetzt frage ich mich gerade: Werde ich mich in vier Jahren auch für die Bilder, die ich jetzt teile, schämen und mich fragen, was ich mir bloss dabei überlegt habe? OMG!
Social Media: Alles easy oder gibts auch mal Streit?
Eigentlich streiten wir nicht über Social Media. Wir reden aber regelmässig darüber. So wissen Mia und Lily eigentlich recht gut, was auf Insta und Co. «drinliegt» und was nicht. Sie sind selbst ziemlich streng mit ihren Altersgenossen und finden schnell mal, dass etwas «übertrieben» ist. Aus Mama-Sicht muss ich manchmal schon ein bisschen leer schlucken, wenn sie Selfies posten, auf denen sie so erwachsen aussehen. Aber anzüglich oder fragwürdig ist es nie, und ihre Accounts sind ja privat, sprich: Den sehen nur alle 800 Freunde. Hüstelhüstel.
Mia:
Einmal habe ich ein Bikinifoto aus der Badi gepostet – es war bloss ein kurzes Video von einer Freundin und mir, und Mama hat komplett den Verstand verloren und ich musste es löschen!
Steffi:
Sorry, aber es gibt genug Leute in der Welt, die ich NICHT vor sich selbst schützen kann … Aber da habe ich einfach mehr Erfahrung in der Welt von Social Media, dass ich genau weiss: Ein Bild, das im Internet hochgeladen wird, kann ewig leben. Wenn Mia sich in zehn Jahren für eine Stelle bewirbt und ein potenzieller Arbeitgeber macht sich die Mühe, ihren «online footprint» abzuchecken, will ich einfach nicht, dass man Bikinifotos von ihr findet. In zwei Jahren kann sie tun, was sie will – aber bis dahin gelte ich gerne gelegentlich als «Gluggere».
Fixe Handyregeln?
Wir haben früher schon besser darauf geachtet, dass Mia und Lily nicht stundenlang am Handy «hängen». Ihre Smartphones abgeben mussten sie aber nur ganz selten, weil wir glauben, dass sie es einigermassen im Griff haben. Fixe Regeln sind jedoch: Kein Handy am Esstisch und nachts auf Flugmodus oder «nicht stören» stellen. Aber ja, wir setzen hier tatsächlich auf Selbstkontrolle!
Mia:
Vor dem Einschlafen scrolle ich wirklich noch schnell einmal durch Insta und Snapchat und stelle dann meist auf Flugmodus, damit mich meine Freunde nicht aus Versehen mitten in der Nacht wecken!
Die Top 3 Social Media-Netzwerke von Mama Steffi
- FACEBOOK
Mein Vater ist auf Facebook. MEIN VATER IST 74. Ja, Facebook ist ein Tummelplatz für ältere Leute. Aber es ist auch der Ort, an dem ich täglich mindestens zehnmal durch Updates von alten Schulfreunden, Blogger-Gruppen und meinen bevorzugten Newsportalen scrolle. Mein Highlight: Leute, die blöde Bilder posten mit «Wenn du Tiere wirklich liebst, klicke jetzt LIKE»-Aufforderungen genüsslich für 30 Tage auf Snooze schalten. - INSTAGRAM
Ich nutze Instagram ehrlich gesagt nur zum Arbeiten: Mein Insta-Account ist die Visitenkarte meines Beautyblogs und das ganze Portal ist für mich «schaffä» – jedenfalls, was das Posten angeht. Dafür kann ich auch als ganz offizielle Stalkerin meinen Kindern folgen. Das war eine meiner Bedingungen dafür, dass sowohl Mia, wie auch Lily schon mit 12 oder 13 Instagram-Accounts einrichten durften. Ihre Konten sollten privat sein und ich müsse Einsicht haben, was sie posten. Kommentieren tue ich auf ihren Accounts aber nie, das wäre ziemlich sicher peinlich, oder? - SNAPCHAT
Einfach nein. N-E-I-N. Nachdem ich in einem Workshop zum Thema «Kinder und Medienkonsum» gelernt habe, dass man als Eltern nicht pauschal verbieten sollte, sondern selbst aktiv auf neuen Plattformen unterwegs sein sollte (oder Games selber spielen sollte), habe ich mir sofort einen Snapchat-Account eingerichtet. Und mich noch nie so alt gefühlt in meinem ganzen Leben. Nach zwei Wochen habe ich mein Snapchat-Konto gelöscht und lasse meine Girls dort quasi «unbeaufsichtigt» agieren. ODER SEHE ICH ETWA DOCH NOCH, WAS SIE DORT POSTEN? Sie werden es nie herausfinden!
Die Top 3 Social Media-Netzwerke von Mia:
- INSTAGRAM
Instagram ist mit Abstand die Plattform, die ich am meisten brauche. Ich scrolle durch verschiedene Accounts, Videos und Bilder, wenn mir langweilig ist. Bilder poste ich auch öfters. Viele Leute in meinem Umkreis (mich inbegriffen) haben zwei verschiedene Instagram-Accounts: Auf meinem grösseren Account poste ich nur präsentable Bilder, die mir richtig gefallen und die ich auch mit Leuten, die ich nicht persönlich kenne teilen will/kann. Auf meinem anderen Account folgen mir nur Leute, die ich in real life kenne. Dort teile ich lustige Bilder und Videos, damit ich meine Freunde auch ein bisschen zum Lachen bringen kann. Das ist wie ein privates Erinnerungsalbum für lustige Momente. - SNAPCHAT
Ich weiss noch, wie ich als 13-jährige im Lager neben meiner Freundin auf dem Kajütenbett sass und sie mir erklären musste, wie man die App anwenden muss! Ich mag Snapchat sehr, weil man einfach und rasch mit seinen Leuten kommunizieren kann. Das macht man mit Fotos, die nach 24 Stunden wieder verschwinden, Gruppen- und Privatchats und sieht öffentliche (und private) Geschichten von Leuten, die man abonniert hat. Es gibt immer viel zu entdecken. Ich kenne tatsächlich niemanden über 25, der auf Snapchat aktiv ist. Als ich sah, dass mein Mami sich registriert hat, wusste ich genau, dass sie es nicht länger als zwei Wochen aushalten wird und die App dann wieder löscht (no offense Mami!). Auch ich brauchte eine gefühlte Ewigkeit, bis ich einmal gecheckt habe, wie das Ganze funktioniert. - FACEBOOK
Zu Facebook kann ich ganz klar sagen, dass es praktisch nur von 30-70-Jährigen verwendet wird, haha. Ich gebe zu, ich habe mich vor einem Jahr auch angemeldet. Aber nur, damit ich nach Leuten suchen konnte – was bei Snapchat und Insta nicht immer ganz so einfach ist weil man dort auch erfundene Namen verwenden kann. Meine Generation wird meiner Meinung nach nie auf Facebook aktiv sein, aber wer weiss, was damit noch passiert!
Steffi Hidber ist 45 Jahre alt und lebt mit ihrem Mann und den beiden Töchtern Lily und Mia mitten Zürich. Die Journalistin schreibt leidenschaftlich über Schönes auf ihrem Blog www.heypretty.ch.