Wer hält sich an das Mindestalter bei Whatsapp? - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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Wer hält sich an das Mindestalter bei Whatsapp?

Lesedauer: 2 Minuten

«Ja, ich bin 16 oder älter»: Knapp ein Jahr ist es her, dass Whatsapp das Mindestalter für seine Nutzung auf 16 Jahre angehoben hat. Daran halten tut sich kaum jemand.

Alterskontrolle bei Whatsapp? Ein Klick – und schon haben Jugendliche bestätigt, dass sie 16 oder älter sind. Das Whatsapp-Mindestalter interessiert kein Kind.

Die Diskussion, ob Eltern den Nachrichtendienst einfach verbieten und mit ihren Kindern auf deren Geräten löschen sollten, wurde zu Beginn noch geführt. Viele Eltern haben aber kapituliert und lassen den Gebrauch weiterlaufen.

Denn Whatsapp gehört heute integral in die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen – es ist ihr Haupt-Kommunikationskanal. Die wenigsten können das Verbot bis 16 nachvollziehen; Whatsapp ist Alltagskultur. Und die lassen sich Teenager nicht diktieren.

Den Klassenchat verbieten?

Wer bei der Altersangabe schummelt, macht sich in der Schweiz nicht strafbar. Hingegen verletzen Jugendliche unter 16 die Nutzungsbedingungen von Whatsapp. Das dürfte aber ohne Folgen bleiben, denn der Online-Dienst setzt seine Bestimmungen nicht konsequent durch. Whatsapp geht es primär darum, selber auf der sicheren Seite zu sein. Denn die EU-Datenschutzverordnung gibt vor, dass von Kindern unter 16 Jahren keine Daten gesammelt und ausgewertet werden dürfen, ohne dass die Eltern ihr Einverständnis dazu gegeben haben.

Vom Mindestalter betroffen sind auch Schulen. Dürfen Lehrpersonen mit ihren Schülerinnen und Schülern noch eine Whatsapp-Gruppe führen? Sollen sie es strikt verbieten oder von den Eltern schriftlich ein Okay einholen? Da sind sich selbst Datenschutzbeauftragte nicht einig: Der Vertreter des Kantons Zürich sagt klar, Whatsapp sei für Schulen verboten. Der Vertreter der Kantone Jura und Neuenburg erachtet ein Verbot als realitätsfremd.

Aufklärung statt Verbot

Was genau Datensammeln heisst, verstehen gerade Jugendliche oft nicht. Sollten sie aber unbedingt. Sie sollten verstehen: Wie passiert es, dass ich persönliche Daten wie Telefonnummer, Profilbild, Onlinestatus weitergebe? Wie verhindere ich, dass Bilder aus dem Gruppenchat automatisch auf meinem Handy gespeichert werden? Welche Einstellungen sind riskant? Wo sind der Live-Standort und die Standortweitergabe aktiviert? Viele Kinder und Jugendliche kennen die Grundeinstellungen von Whatsapp nicht. 

Klar ist: Die Firma Whatsapp sammelt Daten und macht Geld damit. Auch mit den Daten unserer Kinder. Und dafür sollte jedes Kind ein Bewusstsein entwickeln. Das lernt es aber nicht durch Verbote und die Aufforderung, mit Daten sorgfältig umzugehen. Vielmehr braucht es dafür Kommunikation – mit Eltern, Lehrpersonen, Freunden. 

Klar ist: Die Firma Whatsapp sammelt Daten und macht Geld damit. Auch mit den Daten unserer Kinder. 

So erfahren bereits Kinder, wo Gefahren lauern und wie man sie umschifft. Sie lernen es im Alltag, beim Verwenden der digitalen Medien. Schritt für Schritt. Immer wieder. Deshalb plädiere ich dafür, dass Kinder und Jugendliche Whats­app nutzen – unter Aufsicht. Unter Aufsicht und Begleitung der Mütter und Väter, der Lehrerinnen und Lehrer. Verbieten Sie Ihrem Kind das digitale Quasseln nicht, damit es zu einem mündigen Mitglied der Informationsgesellschaft werden kann.

Michael In Albon ist Beauftragter Jugendmedienschutz und Experte Medienkompetenz von Swisscom.
Michael In Albon ist Beauftragter Jugendmedienschutz und Experte Medienkompetenz von Swisscom.


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